Hin und her gerissen von Corona

von Redaktion

Corona bewegt die Börse weiter. Hin und hergerissen sind die Händler und Anleger. Weiter hohe Infektionszahlen in vielen europäischen Ländern, eine Stagnation auf (zu) hohem Niveau in Deutschland und die mögliche Verlängerung des Teil-Lockdowns bis Weihnachten sorgen für bedenkliche Mienen. Andererseits bringt der Antrag auf Not-Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer bei der US-Gesundheitsbehörde für Zuversicht. Gibt es noch in diesem Jahr das erste wirksame Mittel gegen die Pandemie?

Zudem zeigt die Milliardenschwere Übernahme des US-Dienstleisters ISS durch die Deutsche Börse, dass etliche deutsche Unternehmen trotz der Krise beträchtliches Potenzial haben. Außerdem haben die meisten Unternehmen im dritten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. „Deutlich“, stellt Markus Wallner von der Commerzbank fest. Auch das beflügelt. Ähnlich wie die sich verdichtenden Hinweise, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember ihre Geldpolitik im Kampf gegen Corona ein weiteres Mal lockert. Klar ist: Die Zinsen bleiben noch auf Jahre im Keller.

Der Deutsche Aktienindex Dax legt auch in der dritten November-Woche wieder zu auf mehr als 13 100 Zähler. Dass der Brexit wohl endgültig ohne Vertrag über die Bühne geht, bremst ebenso wenig wie die Blockade des EU-Etats und des Corona-Konjunkturpakets durch Ungarn und Polen. Auch wenn die Konjunktur im vierten Quartal angesichts der Corona-Einschränkungen in vielen Ländern sehr wahrscheinlich erneut ins Minus rutschen wird, verbreiten Experten mittelfristig Zuversicht.

„Haupttreiber der großen Welle, auf der Anleger reiten sollten, sind weiterhin die außergewöhnlichen Stützungsmaßnahmen der Staaten und Notenbanken“, ist Björn Hallex von der Weberbank von einer positiven Entwicklung am Aktienmarkt überzeugt.

Längst schauen Volkswirte und Kapitalmarktstrategen in den Banken auf das nächste Jahr. Christian Kahler von der DZ Bank ist überzeugt: 2021 werde ein gutes Anlagejahr. 14 000 Punkte erwartet er im Dax Ende nächsten Jahres. Und damit einen neuen Höchststand. Nicht weniger zuversichtlich ist Getrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen. Auch sie tippt auf 14 000 Dax-Zähler in gut 13 Monaten. Sie schließt im günstigsten Fall sogar 16 000 Punkte nicht aus. Sollte die Pandemie allerdings länger und noch gravierender verlaufen und die Weltwirtschaft wieder in die Rezession drücken könne es auch einen Rückfall auf nur 10 000 Zähler gehen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege aber nur bei 20 Prozent, sagt Traud.

Wieland Staud vom gleichnamigen Analysehaus sagt, dass Rallye – seit Ende Oktober verbucht der Dax ein Plus von rund fünf Prozent – der Anfang seines neuen langfristigen Aufwärtstrends sein könnte. Asoka Wöhrmann, Chef der Fondsgesellschaft DWS, hat auf längere Sicht 20 000 Zähler im Blick, vor allem wegen der „Epoche“ der Null- und Negativzinsen. Da bleibe, sagt Wöhrmann, nur ein einziger Weg, aussichtsreich das Geld anzulegen: Aktien. ROLF OBERTREIS

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