Mieten sinken, Hauspreise steigen

von Redaktion

VON SUSANNE SASSE, BURKHARD FRAUNE UND ALEXANDER STURM

Seit Monaten sind viele Deutsche häufiger daheim als gewohnt, und mancher auch mehr als ihm lieb ist. Corona hat den Stellenwert der Wohnung erhöht. Ein zusätzliches Zimmer zum Arbeiten, ein Garten zum Durchatmen – danach sehnen sich nun mehr Menschen. Wohnungen werden nach einer aktuellen Untersuchung teurer, Ein- und Zweifamilienhäuser umso mehr, doch die Mieten stagnieren. Corona schlägt auf den Immobilienmarkt durch.

Rasanter Anstieg der Mieten gestoppt

Viele Mieter können es sich nicht leisten wegzuziehen. Doch die Zeit exorbitanter Mietsteigerungen ist wohl vorbei, wie Bernd Leutner meint, der Chef des privaten Hamburger Forschungsinstituts F+B. Dessen Daten zeigen: Wer neu einzieht, zahlt nicht mehr als bei einem Wohnungswechsel vor einem Jahr. Von Juli bis September wurde gerade mal 0,1 Prozent mehr fällig als ein Jahr zuvor. Verglichen mit dem Frühsommer gingen die Neuvertragsmieten sogar leicht zurück. Bestandsmieten lagen 1,4 Prozent über dem Vorjahreswert.

Homeoffice geht auch auf dem Land

Doch Corona lehrte auch: Für viele Berufe muss man nicht unbedingt in der Stadt leben. Nach Umfragen planen immer mehr Unternehmen mit Homeoffice auch nach der Krise. Auch das Umland von Metropolen werde begehrter. Schon im zweiten Quartal seien die Preise für Eigenheime stark gestiegen.

München bleibt am teuersten

Die größten Städte, darunter München, Berlin und Hamburg, lägen etwas über dem Durchschnitt. Es gebe weiter eine hohe Nachfrage von Selbstnutzern und Kapitalanlegern, beobachtet F+B. „Der Mietmarkt zeigt sich nach wie vor überraschend robust und aus Vermietersicht stabil.“ Vor allem das Kurzarbeitergeld hält viele Mieter derzeit noch zahlungsfähig.

Bundesweit bleibt die Stadt München trotz eines Rückgangs der durchschnittlichen Miete je Quadratmeter um 30 Cent das teuerste Pflaster. Laut F + B müssen Mieter mit 16 Euro je Quadratmeter in einer zehn Jahre alten Durchschnittswohnung mit 75 Quadratmetern bezahlen. Spitzenmieten in München verharren aber bei 30,70 Euro je Quadratmeter. Damit überschreitet München als einzige Stadt Deutschlands die 30-Euro-Marke.

Eigenheimpreise steigen um 8,6 Prozent

Der Preisanstieg bei Ein- und Zweifamilienhäusern gehe unverändert weiter, heißt es in der F+B-Analyse. Im dritten Quartal verteuerten sich Ein- und Zweifamilienhäuser im Schnitt um 8,6 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum.

Damit legten Eigenheime noch mehr zu als Eigentumswohnungen, die sich mit plus 5,5 Prozent ebenfalls deutlich verteuerten. „Wir sind der Auffassung, dass die Corona-Pandemie hier einen zusätzlichen und offenbar auch nachhaltigen Nachfrageschub bei gleichzeitig beschränktem Angebot erzeugt hat“, sagte Leutner.

Corona hat den Trend zum Umland verstärkt

Der Preisindex bei den Einfamilienhäusern stieg in den letzten fünf Jahren um 37,4 Prozent. Im Zehn-Jahres-Vergleich wurden 61,3 Prozent gemessen. Viel größer waren die Preissteigerungen bei Eigentumswohnungen, bis sich vor zwei Jahren dieser Trend umzukehren begann. Sie verteuerten sich innerhalb der letzten fünf Jahre im bundesweiten Mittel um 33,5 Prozent und in den vergangenen zehn Jahren sogar um 88,3 Prozent. Diese Trendumkehr liegt am steigenden Interesse an den Speckgürteln und Umlandgemeinden der Metropolen. „Damit erklärt sich auch der Run auf die Eigenheime. Je kleinstädtischer eine Gemeinde ist, desto geringer ist dort der Anteil an Eigentumswohnungen“, sagt Manfred Neuhöfer von F+B. Durch Corona gebe es zudem eine klare Rückbesinnung auf das eigene Auto. Der Öffentlicher Nahverkehr im Moment scheint dagegen weniger wichtig für die Menschen zu sein, so Neuhöfer: „Im Moment glauben die Menschen, sie müssten nicht mehr pendeln, weil sie ja im Homeoffice arbeiten können. Ob das richtig ist, wird sich erst herausstellen“, sagt er.

Bestandsmieten steigen moderat

Die Neuvertragsmieten stiegen in den letzten fünf Jahren um 8,3 Prozent und in den vergangenen zehn Jahren um 17,4 Prozent. Die Bestandsmieten steigerten sich wie üblich etwas moderater um jeweils  6,3 Prozent in den vergangenen fünf Jahren beziehungsweise um 10,7 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. In der Langfristbetrachtung verringert sich damit langsam, aber kontinuierlich der Abstand in der Wachstumsdynamik zwischen Angebots- und Bestandsmieten, schreibt F+B.

Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen

München behielt zwar auch bei den Kaufpreisen für Eigentumswohnungen den Rang als teuerste Stadt Deutschlands, die Preise aber stagnierten praktisch – bei einem Plus von  lediglich 0,1 Prozent zum Vorquartal. Auffällig sind zwei Preisrückgänge im Vergleich zum Vorquartal in Rosenheim (minus  6,6 Prozent) und Kempten (minus  2,4 Prozent). F+B vermutet als Hintergrund den Einfluss von Neubauprojekten.

Die Zeit zweistelliger Preissteigerungsraten bereits innerhalb eines Jahres ist laut F+B vorbei. Die stärkste regionale Teuerung von Eigentumswohnungen gegenüber dem Vorjahr gab es in Bayern. So stiegen innerhalb eines Jahres die Preise in Erding um 7,3 Prozent, in Lindau (Bodensee) um 6,4 Prozent, in Landshut um 6,1 Prozent sowie in Germering um 5,5 Prozent.

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