So mancher Kaffeetrinker behauptet, nach seinem liebsten Genussmittel regelrecht süchtig zu sein. Und tatsächlich: Verzichtet ein Vieltrinker plötzlich auf Kaffee, können sich für einige Tage Entzugssymptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Stimmungstiefs und Leistungseinbußen zeigen. Der Verlauf ist allerdings sehr viel milder und nicht vergleichbar mit einer Abhängigkeit von Alkohol oder anderen Drogen.
Dennoch ist das erstmals in Kaffee entdeckte Koffein eine wirkmächtige Substanz, die Körper und Psyche vielfältig beeinflusst. Auch in Tee- und Mateblättern, Guarana und Kakao findet sich der Stoff. Schon geringe Mengen stimulieren das zentrale Nervensystem, Lern- und Konzentrationsfähigkeit nehmen zu, die Stimmung hellt sich auf, Müdigkeit verschwindet. Koffein erweitert die Atemwege und verbessert die Atemfunktion. Es steigert die Leistungsfähigkeit bei Ausdauersport.
Manchen Schmerzmitteln wird Koffein zugegeben, weil es gegen bestimmte Arten von Kopfschmerz hilft. Es regt die Nierentätigkeit an, weshalb Kaffee lange als „Flüssigkeitsräuber“ galt. Heute geht man davon aus, dass die Wasserverluste durch moderaten Kaffeekonsum kein Problem darstellen, wenn insgesamt genug getrunken wird.
Eine koffeinbedingt erhöhte Magensaftproduktion kann bei empfindlichen Personen zu Reizungen führen. Auch auf das Herz-Kreislauf-System wirkt Koffein: es kann zum Beispiel den Blutdruck für bis zu drei Stunden nach Einnahme messbar erhöhen. Dieser Effekt verringert sich bei regelmäßiger Zufuhr oder kann gänzlich verschwinden.
Über den Nutzen und mögliche Risiken von Kaffee gibt es unzählige, teils widersprüchliche Studien. Allgemein lässt sich sagen, dass eine Aufnahme von etwa 300 Milligramm Koffein täglich, was je nach Zubereitung zwei bis vier Tassen Kaffee entspricht, nicht mit einem gesundheitlichen Risiko verbunden ist. Viele Studien zeigen sogar gesundheitsfördernde Effekte, etwa bei der Prävention der Parkinson-Krankheit.
Beim Blick auf Studienergebnisse ist zu berücksichtigen, dass im Kaffee außer Koffein viele andere Stoffe enthalten sind, die gesundheitliche Wirkungen entfalten können. So ist beobachtet worden, dass ungefilterter Kaffee in Mengen von über fünf Tassen täglich einen ungünstigen Einfluss auf die Blutfettwerte haben kann. Das liegt jedoch nicht am Koffein, sondern an bestimmten, im Kaffee enthaltenen Terpenen, die durchs Filtern oder bei der Herstellung von Instantkaffee entfernt werden.
Nicht unterschätzen sollte man die individuellen Unterschiede in der Verträglichkeit von Koffein, die oft stark von der Gewöhnung abhängen. Zu viel führt zu Unruhe, Nervosität, verminderter Konzentration und Schlafstörungen. Eine Überdosierung mit schweren Folgen wie Kreislaufversagen kann Kindern drohen, etwa wenn sie koffeinreiche Energydrinks mit Limonade verwechseln: die Drinks sind meist sehr süß und stark aromatisiert, sodass der bittere Eigengeschmack des Koffeins überdeckt wird. Gefährlich, insbesondere für Jugendliche, kann die Kombination von viel Koffein mit Alkohol und intensiver körperlicher Betätigung werden. Energydrinks und andere Erfrischungsgetränke dürfen maximal 320 Milligramm Koffein pro Liter enthalten. Ab 150 Milligramm ist ein Warnhinweis vorgeschrieben. Diese Getränke sind nicht für Kinder und schwangere oder stillende Frauen geeignet.
Colagetränke enthalten meist um die 100 Milligramm Koffein pro Liter und müssen keinen Warnhinweis tragen. Die Angabe „Aroma Koffein“ in der Zutatenliste reicht aus. Vorsicht bei den kleinen, koffeinreichen „Shots“: die Fläschchen werden als Nahrungsergänzungsmittel verkauft und sind nicht an die Höchstmengenvorgaben gebunden. Hier ist die Gefahr einer Überdosierung besonders groß.