Mit 14 000 Punkten ist es erst einmal vorbei. Der Deutsche Aktienindex Dax rutscht zum Wochenschluss sogar unter die Marke von 13 800 Punkten. Hauptursache: Die immer noch viel zu hohen Corona-Zahlen, Virus-Mutationen und die wachsenden Sorgen vor einem längeren und möglicherweise härteren Lockdown, der Wirtschaft und Unternehmen im ersten Quartal deutlicher als bislang erwartet treffen würde.
Bereits jetzt reduzieren Volkswirte ihre Wachstumsaussichten für das laufende Jahr. „Auch wenn die Börse derzeit noch durch diesen Lockdown hindurch weiter nach vorne schaut, ganz abkoppeln kann sich das Kursgeschehen davon nicht“, analysiert Jochen Stanzl vom Handelsunternehmen CMC Markets die Lage.
Im Wochenverlauf hat der Dax mehr als 300 Punkte oder gut zwei Prozent auf nur noch rund 13 750 Zähler eingebüßt. Freilich steht er immer noch leicht höher als Ende 2020. Und die Zuversicht ist nicht verflogen. Frank Wohlgemuth, Research-Chef bei der Nationalbank, erwartet weiter einen Anstieg auf 15 000 Punkte. Eine großzügige Geldpolitik der Zentralbanken, staatliche Maßnahmen zur Abfederung der Pandemie-Folgen, mehr Impfstoffe und eine ruhigere politische Entwicklung seien ein „aussichtsreicher Cocktail“ für weitere Gewinne. Irritationen könnten immer wieder vorkommen und sollten nach Ansicht von Wohlgemuth kein Grund sein, die Segel zu streichen.
Dass die Notenbanken großzügig bleiben, dürfte Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag nach der ersten Sitzung des Rates in diesem Jahr unterstreichen. Damit verharren die Zinsen im Keller, Sparanlagen sowie Anleihen sind unattraktiv. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen steckt mit minus 0,54 Prozent im negativen Bereich. Aktien bleiben nach Ansicht von Andreas Hürkamp von der Commerzbank auch mit Blick auf die Dividenden attraktiv. „Zwar liegt die erwartete Dividendenrendite mit 2,8 Prozent im Bereich eines Zehn-Jahres-Tiefs. Doch damit bewegt sie sich immer noch 240 Basispunkte über der Rendite von fünf- bis zehnjährigen Unternehmensanleihen im Euroraum.“
Optimismus nicht nur für 2021, sondern auch darüber hinaus verbreitet Aktienstratege Christian Kahler von der DZ Bank. Positiv wertet er neben den großzügigen Notenbanken den Abgang des unberechenbaren US-Präsidenten Trump und die Vermeidung des harten Brexit.
ROLF OBERTREIS