Flohmarkt geht online

von Redaktion

VON CORNELIA SCHRAMM

Jeder hat sie: Kleidungsstücke, die ungeliebt im Schrank versauern. Es sind oft die Spontan-Käufe, die plötzlich nicht mehr gefallen, oder die Schnäppchen, die man eigentlich doch eine Nummer größer gebraucht hätte. Oft hat sie erst das Corona-bedingte Stöbern zutage befördert.

Doch was bei dem einen Mode-Fan ungetragen bleibt, dürfte den nächsten vielleicht freuen – und so sogar zusätzlich ein paar Euro einbringen. Andere stellen fest, dass ihr Lieblingsteil im Handel nicht mehr erhältlich ist und begeben sich auf die Suche, wo es noch nachzukaufen sein könnte.

Das Internet lässt den Secondhand-Handel schon seit Längerem boomen. Durch Apps wie „Vinted“ verabschiedet sich die „Mode aus zweiter Hand“ jetzt aber endgültig von ihrem verstaubtem Image. Als „vintage“ oder „pre-owned“ bezeichnet, suchen online bereits zigtausend gebrauchte Waren neue Besitzer. Die Corona-Krise trägt ihren Teil dazu bei, sind Secondhand-Läden derzeit doch geschlossen und Kleider-Flohmärkte abgesagt.

Zudem entspricht Secondhand dem Zeitgeist, zumindest, wenn man einer aktuellen Studie Glauben schenkt: „Der Trend zieht immer größere Kreise und hat das Potenzial, in den kommenden zehn Jahren einen Marktanteil von 20 Prozent auf sich zu vereinen“, heißt es in der Analyse „Fashion 2030 – Sehen, was morgen Mode ist“, die die Unternehmensberatung KPMG und das Kölner Handelsforschungsinstitut veröffentlicht haben.

Nicht nur die Digitalisierung, sondern auch die Nachhaltigkeitsdebatte treiben die Entwicklung voran, sei Kleidung aus zweiter Hand doch die nachhaltigste Form des Shoppings, da sie nicht erst produziert werden müsse. Große Online-Versandhändler wie Zalando und Otto wittern da bereits ihre Chancen und bieten inzwischen Secondhand-Stücke an.

Vinted

„Kleiderkreisel“ heißt jetzt zwar „Vinted“ – das Prinzip ist jedoch gleich geblieben. Jeder Benutzer erstellt sich ein Konto und kann damit sowohl Ver- als auch Einkäufe tätigen. Wer etwa eine Handtasche zum Verkauf anbieten möchte, erstellt einige Bilder von ihr und gibt Eckdaten wie Marke, Größe, Material und Farbe an. Kategorien wie „gebraucht“ oder „wie neu“ geben interessierten Käufern Informationen über den Zustand des Produktes. Per Chat können Fragen und die Versandart geklärt werden.

Wer dann über den „Geldbeutel“ der Plattform ein- bzw. verkauft, genießt über „Vinted“ einen besonderen Versicherungsschutz. Zudem umfasst das Angebot jetzt nicht nur mehr Kleidung, Schuhe und Accessoires, sondern auch Home- und Dekoartikel.

Zalando Zircle

Mit „Zalando Zircle“ erobert der deutsche Versand-Riese jetzt auch den Second-Hand-Markt. „Pre-owned Fashion“ nennt sich das „qualitätsgeprüfte“ Angebot auf der Website. Die gebrauchten Produkte werden hier sogar ganz ähnlich zum originalen Online-Shop präsentiert, sodass die Bilder sie aus mehreren Perspektiven abbilden und der Käufer gezielt, etwa nach Größe und Farbe gefiltert, suchen kann. Zudem genießen Kunden hier nicht nur kostenlosen Versand, sondern auch ein 100-tägiges Rückgaberecht.

Über „Zalando Wardrobe“, „den Kleiderschrank der Zukunft“, bietet der Versandhändler auch Privatpersonen die Möglichkeit, Secondhand-Teile zu verkaufen. Entweder stellt man seine alten Schätze kostenlos auf den „Marktplatz“ ein und verkauft sie zum eigenen Wunschpreis an Interessierte – oder man wählt den schnelleren Weg: Zwar bestimmt man den Preis dann nicht selbst, aber Zalando kauft die Stücke sofort, wenn auch oft zu seinem sehr geringen und nicht-verhandelbaren Festpreis an.

Second Love

Die Otto-Tochter „About You“ ist kürzlich auf ihrer Website mit der Shopping-Rubrik „Second Love“ (dt. „zweite Liebe“) in das Geschäft mit der Gebrauchtmode eingestiegen. Zu den Neuwaren kann man hier jetzt auch Secondhand-Stücke in den Einkaufswagen legen. Gerade bezieht „About You“ die gebrauchten Teile zwar noch von anderen, professionellen Secondhand-Portalen, wie etwa „Vite EnVouge“ und „Mädchenflohmarkt“ – das dürfte sich aber bald ändern. „About You“ will nämlich künftig ebenfalls die gebrauchte Kleidung von Privatpersonen an- und wieder verkaufen.

Momox Fashion

„Momox“ war ehemals nur auf gebrauchte Bücher, DVDs und Elektronikartikel spezialisiert, hat inzwischen aber die Secondhand-Mode für sich entdeckt. Damen-, Herren und Kinderkleidung sowie Schuhe und Accessoires kann man an „Momox Fashion“– ähnlich zu „Zalando Wardrobe“ – zu einem Festpreis verkaufen. Akzeptiert „Momox“ die Artikel, kann man sie kostenlos als Retourensendung abschicken und erhält den genannten Betrag entweder als Gutschein gutgeschrieben oder kann ihn sich selbst überweisen.

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