Optimisten lassen sich nicht unterkriegen

von Redaktion

Am Ende einer mehr als ereignisreichen Börsenwoche verpasst der Deutsche Aktienindex Dax mit dem Tages-Höchststand von 14 114 Punkten nur knapp den Rekord vom 8. Januar. 14 131 Zähler zeigte da das Börsenbarometer. Die Stimmung auf dem Parkett ist trotz Corona und Lockdown deutlich besser als noch Ende Januar.

Das liegt nach Ansicht von Commerzbank-Stratege Markus Wallner auch daran, dass viele Unternehmen mit ihren Zahlen für das vierte Quartal die Erwartungen übertroffen haben. Selbst die Deutsche Bank hat es nach fünf Jahren mit Verlusten in zweistelliger Milliardenhöhe wieder in die schwarzen Zahlen geschafft. Im Gegensatz zur Commerzbank, die erst am Anfang eines schwierigen Weges aus dem Schlamassel steht. 2,9 Milliarden Euro Verlust sind herb.

Abseits der beiden größten deutschen Banken hatten Börsianer und Anleger in der ersten Februarwoche wichtige Themen, auf die sie achten mussten: Chef-Wechsel bei Siemens, Aufspaltung bei Daimler in eine Pkw- und Lkw-Sparte, Aktionärstreffen bei Thyssen-Krupp. Die Lufthansa verschafft sich 1,6 Milliarden Euro am Kapitalmarkt und zahlt damit überraschend den KfW-Milliardenkredit schon wieder zurück. Und ein Berliner Start-up wagt den Sprung an die Börse. Mit großem Erfolg: Um 45 Prozent schnellt der Kurs der Gebrauchtwagenplattform Auto 1 am Donnerstag nach oben. Mit einem Emissionserlös von 1,83 Milliarden Euro ist es hierzulande der größte Börsengang seit 2019.

Zuversicht dürfen Anleger auch mit Blick auf die Dividenden hegen. Bei den 30 Dax-Firmen rechnet Joachim Schallmayer, Chef-Stratege des Sparkassen-Fondsanbieters DekaBank, mit einer Ausschüttung von insgesamt mindestens 32 Milliarden Euro. Das seien zwar rund zwei Milliarden weniger als vor Jahresfrist. Aber für das Corona-Krisenjahr sei das ordentlich. An der Spitze liegen Schallmayer zufolge zwei Unternehmen aus München: Bei der Münchener Rück rechnet er mit 9,80 Euro pro Aktie, bei der Allianz mit 9,60 Euro. Lediglich die Aktionäre von Deutscher Bank und Delivery Hero dürften leer ausgehen.

Für Jan Gengel von der Weberbank bleibt das Börsenglas mehr als halb voll, auch wenn Corona weiter auf der Wirtschaft lastet und hierzulande im ersten Quartal wegen des Lockdowns das Sozialprodukt nach unten ziehen dürfte. „Aber die Optimisten sollten sich nicht unterkriegen lassen“, sagt er und verweist auf die anhaltende Großzügigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie greife dem Markt und der Wirtschaft weiter „beherzt“ unter die Arme. Im Januar hat sie für 70 Milliarden Euro Anleihen erworben. Ihr Corona-Notfall-Programm sei nur zu 44 Prozent ausgeschöpft.

Auch beim Vermögensverwalter Schaan setzt man weiter auf Aktien. Diversifizierung in starke Einzelaktien und kleine, wachstumsstarke Unternehmen sieht Schaan-Experte Martin Schneiderer als Erfolg versprechenden Ansatz – in den Bereichen Medizin, alternative Energien und Digitalisierung.

ROLF OBERTREIS

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