Berichtssaison stimmt Anleger bislang positiv

von Redaktion

Die Skepsis an der Börse war im Wochenverlauf deutlich gewachsen, der Deutsche Aktienindex Dax rutschte wieder unter die Marke von 14 000 Zählern. Keine Rede mehr von einem neuerlichen Rekordhoch. Am Freitag setzte Allianz-Chef Oliver Bäte noch einen obendrauf. Und warnte von einer Krise an den Weltbörsen. Und er verweist auch auf die „ziemlich verrückte“ Entwicklung bei der Kryptowährung Bitcoin. Erstmals in dieser Woche wurde die Schwelle von 50 000 Dollar geknackt und kostete am Freitag fast 53 000 Dollar, unter anderem weil Tesla-Chef Elon Musk 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert hatte. Die Allianz jedenfalls, so Bäte, habe ihre Aktienquote vorsichtshalber reduziert.

An der Börse selbst allerdings sorgen die Worte des Allianzchefs für wenig Eindruck. Am Freitag übersprang der Dax zeitweise wieder die Marke von 14 000 Punkten. Von einer möglichen Talfahrt an den Aktienmärkten ist auch nach Ansicht von Jens Wilhelm, Vorstand bei Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, nichts zu sehen. „Die Berichtssaison hat gezeigt, dass viele Unternehmen gut durch die Krise gekommen sind. 2021 dürften die Gewinne deutlich anziehen“.

Dabei hat Wilhelm vermutlich auch den Autobauer Daimler im Blick. Der Daxkonzern hat im Corona-Jahr überraschend einen Gewinn von vier Milliarden Euro eingefahren, fast 50 Prozent mehr als 2019 und erhöht die Dividende deutlich von 90 Cent auf 1,35 Euro. Wilhelm peilt für den Dax zum Jahresende 14 700 Punkte an. „Aktien sind eine vorausschauende Anlageklasse und nehmen die Überwindung der Pandemie vorweg.“ Es gelte deshalb nicht zu spät auf den Zug aufzuspringen, wirbt er für Aktienkäufe.

Auch Christian Kahler, Aktienstratege der DZ Bank, ist von weiteren Kursgewinnen überzeugt, auch wegen der weiter großzügigen Notenbanken und niedrigen Zinsen, die Sparanlagen und Anleihen noch lange unattraktiv machen. Auf dem Weg hin zu neuen Aktienrekorden werden es vor allem wegen des noch unsicheren Ausblicks auf die Entwicklung der Pandemiebekämpfung zwar immer wieder Rücksetzer geben, bevor es dann wieder bergauf gehe. „Nichtsdestotrotz befinden wir uns erst am Anfang eines neuen Bullenmarktes“.

Die Bullen stehen an der Börse für steigende Kurse im Gegensatz zu den Bären. Zudem werden die deutschen Unternehmen auch in diesem Jahr wieder 40 Milliarden Euro an Dividenden ausschütten, sagt Kahler. Das sind zwar drei Prozent weniger als 2020, aber es ist immer noch stattlich. Dass die Virologen wegen der gefährlichen Mutationen mit weiter steigenden Infektionen rechnen, kümmert die Börse offensichtlich wenig.

ROLF OBERTREIS

Artikel 5 von 5