Das Angebot an Algenprodukten im Handel nimmt zu. Zum Teil ist das der wachsenden Beliebtheit der japanischen Küche zu verdanken. Wohl am bekanntesten ist Nori, ein Erzeugnis aus getrockneten Rotalgen, das für Sushirollen und viele andere Sushi-Varianten verwendet wird. Die in japanischen Küstengewässern auf Netzen gezüchteten Nori-Algen werden nach der Ernte klein gehackt, verrührt, auf Matten gegossen, gepresst und getrocknet. Es entstehen papierdünne, grünlich-schwarze Blätter, die hierzulande in Asiamärkten und Lebensmittelgeschäften erhältlich sind. Seltener zu kaufen gibt es andere Algen der asiatischen Küche wie Kombu oder Wakame. Dabei handelt es sich um Braunalgen. Sie können besonders viel Jod enthalten.
Getrocknete Braun- und Rotalgen werden auch als Nahrungsergänzungsmittel unter Bezeichnungen wie „Kelp“ oder „Seetang“ angeboten. Das Problem: Der Jodgehalt in getrockneten Algen schwankt enorm und kann ein Vielfaches dessen betragen, was etwa vom Bundesinstitut für Risikobewertung als sicher erachtet wird. Ein plötzliches Überangebot an Jod kann zum Gesundheitsrisiko werden – sowohl für Menschen mit normaler Schilddrüsenfunktion als auch für Menschen mit Jodmangel. Wer Algenpräparate kauft, sollte unbedingt auf Produkte mit klaren Angaben zum Jodgehalt und zur maximalen Verzehrmenge achten. Die Einnahme von Jod sollte man immer mit dem Hausarzt absprechen. Auch fallen getrocknete Meeresalgen bei Kontrollen der Lebensmittelüberwachung immer wieder durch Schwermetallbelastungen auf, etwa mit Blei, Cadmium, Aluminium oder Arsen.
Auf dem Markt der Nahrungsergänzungsmittel gibt es auch zahlreiche Produkte, die aus Süßwasseralgen stammen. Dabei handelt es sich nicht um Gewächse wie Seetang, sondern um Kleinstlebewesen, sogenannte Cyanobakterien. Man spricht daher auch von Mikroalgen.
Eine von ihnen ist die AFA-Alge, auch als blaugrüne Uralge bezeichnet. Sie wird zum Großteil in den USA in Seen geerntet. Sie soll allerlei heilsame Wirkungen entfalten, etwa gegen Haar-, Haut- oder Gewichtsprobleme helfen, vor Krebs schützen oder positiv auf das Gehirn wirken. Wissenschaftliche Belege dafür fehlen, krankheitsbezogene Werbung für AFA-Algen ist unzulässig. Das gilt auch für die Behauptung, AFA-Algen könnten Schwermetalle im Körper binden und ausleiten. Dagegen werden immer wieder mit Schwermetallen oder Giftstoffen anderer Algen belastete AFA-Produkte auffällig. Auch Wechselwirkungen mit Medikamenten wie Immunsuppressiva und Blutgerinnungsmitteln sind möglich.
Häufig werden AFA-Algen als Vitamin-B12-Quelle für Veganer empfohlen, da dieses Vitamin sonst nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Laut Max-Rubner-Instituts handelt es sich jedoch um eine Form des Vitamins, die der menschliche Organismus nicht nutzen kann.
Besser scheint es um die Bioverfügbarkeit von Vitamin B12 aus der Chlorella-Alge bestellt zu sein. Über die tatsächliche Wirksamkeit gibt es aber bislang kaum wissenschaftliche Daten. Auch in der Spirulina-Alge liegt Vitamin B12 zum Großteil in einer nicht verwertbaren Form vor. Spirulina-Algen wachsen in flachen, salzhaltigen, tropischen und subtropischen Gewässern und werden dort traditionell als Eiweiß-, Vitamin- und Mineralstoffquelle genutzt. Für die gewerbliche Nutzung werden sie in geschlossenen Systemen kultiviert. Wie bei der AFA-Alge gibt es auch für Spirulina keine Belege für Heilwirkungen oder Erfolge beim Abnehmen. Das Eiweiß spielt bei der geringen Tagesdosis eines Nahrungsergänzungsmittels keine Rolle bei der Bedarfsdeckung.