Ausnahmsweise mal kein Rekord. Manch ein Börsianer mochte es zum Wochenschluss fast schon nicht glauben, dass der Deutsche Aktienindex Dax nicht auch am Freitag einen neuen Höchststand erreichte. Und Skeptiker wollten schon wieder Alarmglocken hören. Beendete das Börsenbarometer die erste März-Woche mit 13 920 Zählern, waren es in der zweiten Monatswoche am Montag in der Spitze 14 402, am Dienstag 14 475, einen Tag später 14 560 Punkte. Und am Donnerstag schwang sich der Dax auf ein neues Hoch von 14 595 nach oben. Bevor Anleger am Freitag mal durchschnauften und Gewinne realisierten, also Aktien verkauften. Der Dax verlor zwischenzeitlich rund 100 Punkte. Am Ende blieb auf Wochensicht immer noch ein sattes Plus von mehr als vier Prozent. Seit Jahresanfang hat der Dax um gut 5,5 Prozent zugelegt.
Wie das nach zwischenzeitlicher Skepsis und einem Rückgang Ende Februar auf nicht viel mehr als 13 600 Zähler? Martin Lück vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock sieht vor allem zwei Gründe: Die klare Erwartung, dass die Pandemie in diesem Jahr unter Kontrolle gebracht wird und sich dadurch die Wirtschaft deutlich erholt. Und die fehlenden Alternativen zu Aktien. Schließlich bleiben die Zinsen noch lange im Keller. Dazu hat sich der Renditeanstieg bei US- wie auch bei Bundesanleihen verlangsamt, wobei sie hierzulande trotz des Anstiegs immer noch im Negativen verharrt. Daran wird sich in diesem Jahr nichts ändern, sagen Ökonomen. Auch Inflation ist nicht wirklich ein Thema.
„Trotz des aktuell hohen Niveaus spricht weiter wenig gegen Aktien“, sagt Lück. Die Party an den Aktienmärkten gehe weiter, glaubt auch Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen. Die Argumente, die bisher galten, blieben weiter gültig: Massive Konjunkturprogramme, mit 1,9 Billionen Dollar jetzt auch in den USA, die ultralockere Geldpolitik und der Fortschritt bei den Impfungen. Aber Reinwand streut auch Wasser in den Wein. Die Bewertung sei schon sehr hoch, breite Neuengagements am Aktienmarkt empfiehlt er nicht.
„Es bleiben gute Zeiten für Aktien“, sagt dagegen Ulrich Kater, Chef-Ökonom der DekaBank. Neben allen anderen schon genannten wichtigen Gründen: „Dort, wo die Impfungen gegen das Virus schnell vorangehen, zeigen sich sehr gute Ergebnisse bei der Eindämmung der Pandemie.“ Auch die Experten der DZ Bank hegen wenig Zweifel. Schließlich sei auch die Weltpolitik durch US-Präsident Joe Biden berechenbarer geworden. „Außerdem rechnen wir mit einem Post-Corona-Boom in der zweiten Jahreshälfte“. Konsequenz: Die DZ Banker sehen den Dax Ende Jahres bei 15 000 Punkten- zwischenzeitliche Korrekturen nicht ausgeschlossen.
Auch Robert Halver von der Baader Bank macht sich wenig Sorgen. „An den Aktienbörsen zeigt sich immer mehr fundamentaler Optimismus“. Deutschland würden dabei die besten Perspektiven bescheinigt. Überwindet der Dax in nächster Zeit weitere Hürden sieht Halver sogar die Chance auf einen Anstieg des Dax bis auf mehr als 15 100 Punkte. ROLF OBERTREIS