Der Dax hat noch Potenzial

von Redaktion

Und wieder ein Rekord. Bis auf 14 804 Zähler trieben Anleger den Deutschen Aktienindex Dax am Donnerstag. Der Optimismus scheint unerschütterlich – auch wenn es am Freitag zu Gewinnmitnahmen und damit niedrigerem Dax-Stand kam.

Trotz steigender Neuinfektionen und der offenbar unvermeidlichen dritten Corona-Welle, die auch das Wirtschaftsgeschehen bremsen dürfte, ist die Stimmung glänzend. Der Sachverständigenrat jedenfalls hat seine Prognose für das laufende Jahr reduziert, auch wenn die Konjunktur immer noch um 3,1 Prozent zulegen soll. Andererseits sind die Bücher der Unternehmen mit Aufträgen aus dem Ausland reichlich gefüllt. Und die Hoffnungen ruhen hierzulande auf den zunehmenden Impfungen und auf einem starken Konsumschub, wenn die Lockdowns hoffentlich im Lauf des zweiten Quartals überwunden sein sollten.

An der Börse herrsche deutlich mehr als Optimismus. Das sei schon Euphorie, sagen Experten. Tatsächlich hat der Dax schon jetzt fast das Niveau erreicht, dass Strategen wie Christian Kahler von der DZ Bank erst wie das Jahresende erwarten: 15 000 Zähler. Unterstützung kommt auch wieder mal von der US-Notenbank Fed. Sie ändert nichts an ihrer großzügigen Geldpolitik. Der Leitzins bleibt im Keller und das wohl für lange Zeit – obwohl der US-Wirtschaft wieder deutlich anzieht. Auch in Europa sind höhere Leitzinsen noch lange nicht in Sicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird weiter ihren großzügigen Beitrag zur Überwindung der Pandemie leisten.

„Trotz des anhaltenden Corona-Gegenwinds hat der Dax sein Potenzial noch nicht ausgereizt“, betont Robert Greil, Chefstratege des Münchner Bankhauses Merck Finck. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus könne weiter nicht auf Aktien verzichtet werden, sagt auch Ulrich Kater von der DekaBank. Mit Zinsanlagen ist nichts mehr zu verdienen, selbst bei den einst hochgelobten Tagesgeldkonten. Im Mittel, sagt Max Herbst vom Finanzportal FMH, zahlen 571 Geldhäuser derzeit auf ihre Tagesgeldkonten einen Zins von satten 0,008 Prozent. Wer also 1000 Euro anlegt, wird im Jahr mit acht Cent belohnt. „Das Tagesgeldkonto als Geldanlage ist tot“, stellt Herbst fest.

Die gute Stimmung auf dem Parkett nutzen Unternehmen mittlerweile auch, um ihre Aktien erstmals an die Börse zu bringen. Am Donnerstag war es die Vodafone-Tochter Vantage Towers, die den Sprung wagte. Vor dem Gebrauchtwagenhändler Auto 1 war es hierzulande der größte Börsengang in diesem Jahr und der zweitgrößte in Europa. Zwei Milliarden Euro spülte der Mobilfunkmasten-Betreiber in die Kassen von Vodafone. Am 25. März soll als nächstes Friedrich Vorwerk (hat nichts mit den Staubsaugern zu tun) an die Börse kommen. Das Energieunternehmen will mit seinen Technologien für Strom, Erdgas und Wasserstoff die Energiewende vorantreiben.

ROLF OBERTREIS

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