Josef D.: „Ich erwarte demnächst die Auszahlung einer Lebensversicherung (etwa 100 000 Euro). Dieses Geld stellt meine Rente dar, die ich in fünf Jahren antreten werde. Von der gesetzlichen Rente kann ich nicht viel erwarten. Wie sollte ich das Geld sicher anlegen? Für einen Immobilienkauf dürfte es zu wenig sein.“
Leider nennen Sie Ihr Alter zum Rentenstart nicht. Nehmen wir aber an, Sie möchten das Geld nach Ihrem Rentenstart in fünf Jahren über 30 Jahre sukzessive komplett aufzehren – vielleicht sind Sie heute 60 Jahre alt, dann wäre das eine realistische Annahme. Bei einer Rendite von einem Prozent nach Steuern könnten Sie jeden Monat ca. 337 Euro entnehmen, bei drei Prozent 485 Euro. Hätten Sie eine erwartete Verzehrzeit von 20 Jahren, weil Sie vielleicht schon 70 sind, könnten Sie bei drei Prozent 639 Euro entnehmen.
Sie sehen schon, es wird für Sie besonders darauf ankommen, ein noch einigermaßen ordentliches Verhältnis zwischen Rendite und Risiko zu finden. Allein mit einer Festgeldtreppe können Sie derzeit im Durchschnitt zirka ein Prozent Rendite erzielen – vor Steuern. Da Sie geschrieben haben, dass Sie kaum andere Einkünfte haben, dürften jedoch keine oder fast keine Steuern anfallen. Eine kleine Beimischung von Aktien-ETF scheint in jedem Fall angezeigt, um langfristig die Rendite aufzupeppen – eine Faustformel sagt „zehn Prozent Aktien gehen immer“. Sehr viel höher würde ich aber auch nicht gehen, wenn Sie nicht über Erfahrung in diesem Bereich verfügen. Die aktuell gut laufenden Börsen verführen nach meiner Wahrnehmung derzeit dazu, dass teilweise zu hohe Risiken eingegangen werden. Die durchschnittlich drei Prozent über das gesamte Vermögen dürften so aber schwierig zu erreichen sein. Je nach Ihrem Alter müsste man einen dauerhaften Hinzuverdienst erwägen – sofern das ginge – um für ein ausreichendes Einkommen im Ruhestand zu sorgen. Für eine Immobile, – da stimme ich Ihnen zu – erscheint mir die Summe zu gering und der Immobilienmarkt zu weit gelaufen. Von offenen Immobilienfonds, die in Gewerbeimmobilien anlegen, rate ich ab – zu unklar sind derzeit meines Erachtens die Auswirkungen der Corona-Pandemie, neben den sowieso vorhandenen Bewertungsrisiken.
Karl K.: „Laut Sozialgesetzbuch ist auf Einmalauszahlungen der Direktversicherung Krankenversicherungsbeitrag in Höhe von ein Einhundertzwanzigstel (zehn Jahre) zu zahlen, also insgesamt rund 15 Prozent der Auszahlungssumme an die Krankenkasse. Ich muss also Rückstellungen bilden, um monatlich die Beiträge bezahlen zu können. Ich ging davon aus, dass dieser Gesamtbeitrag über die zehn Jahre fix ist. Der monatliche Beitrag wird aber je nach Kassenlage der Krankenkassen erhöht, ein Zahlungsplan ist nicht möglich. Ist dieser Vorgang korrekt?“
Sie haben das richtig verstanden, die genauen Zahlungen stehen noch nicht fest, da jeweils der am 1. Juli eines Jahres gültige Krankenkassenbeitragssatz herangezogen wird. Es wird folgendermaßen gerechnet: Auszahlsumme der Direktversicherung geteilt durch 120 = monatliches Einkommen. Dieses wird mit dem am jeweils letzten 1. Juli gültigen Beitragssatz Ihrer Kranken- und Pflegeversicherung (inklusive Zusatzbeitrag) multipliziert. Von diesem Betrag darf noch der 2020 neu eingeführte und für 2021 auf 164,25 Euro festgelegte Freibetrag abgezogen werden. Dieser gilt jedoch nicht für die Pflegeversicherung. Das Ergebnis ergibt die Zahlung an die Krankenkasse.
Ich empfehle Ihnen daher, die entsprechende Summe großzügig zu kalkulieren. Vielleicht rechnen Sie mit einer Steigerung von drei Prozent pro Jahr? Für die einzelnen Jahre könnten Sie Ihre Rücklage dann als Festgeld anlegen, welches Sie nach Fälligkeit auf Ihr Tagesgeldkonto umbuchen. Dies nehmen Sie dann zur Bedienung des jeweiligen Jahres. Die Zinsen unterstützen Sie darin, die Erhöhungen zu refinanzieren.
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