Ein fader Beigeschmack

von Redaktion

VON MATTHIAS SCHNEIDER

Bio-Hähnchen schnitten im Test der Stiftung Warentest am besten ab: Gewinner waren die Schenkel von Biofino (14,90 Euro pro Kilogramm), die sowohl im Geschmack als auch beim Tierwohl mit „gut“ abschnitten. Qualitativ konnte Rewe Bio – Hähnchenschenkel (12,90 Euro pro Kilogramm) das Rennen für sich entscheiden. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten Landjunker (Lidl) und Ja Hähnchenschenkel (Rewe) zu jeweils 2,72 Euro und die Schenkel von Wiesenhof für 5,50 Euro. Die schlechteste Bewertung bekamen die Schenkel von Freiland-Puten: Das Fleisch war am Tag des Tests schon beim Kauf verdorben.

Qualität

Für die Beurteilung der Qualität wurden Geschmack, Geruch und Konsistenz herangezogen. Mit „gut“ bewertet wurde das Fleisch von Rewe Bio, Landjunker (Lidl), Biofino (Edeka), Ja (Rewe) und Wiesenhof. Die Schlusslichter bilden mit der Note „ausreichend“ die Hähnchenschenkel von Gut & Günstig (Edeka) und Gut Langenhof (Norma). Im Mittelfeld bewegen sich mit „befriedigend“ die Eigenmarken von Real, Aldi Süd, Netto, Penny, Kaufland und die Rewe-Marke Wilhelm Brandenburg.

Keimbelastung

Viele Hähnchenschenkel sind von Bakterien wie Salmonellen, Campylobacter oder Pseunomaden bevölkert. Die Bakterien können Symptome wie Durchfall und Erbrechen hervorrufen und zu ernsten gesundheitlichen Schäden führen. Allerdings sei eine gewisse Belastung unvermeidbar, da die Erreger aus der Umwelt über Menschen, Nager und Insekten in die Bestände geraten können, sagt Anja Buschulte vom Bundesinstitut für Risikobewertung.

Ein weiteres Risiko stellt der Einsatz von Antibiotika in einigen Betrieben dar: Die Keime können Resistenzen entwickeln und sind dann schwerer behandelbar. Diese resistenten Keime wurden auch bei zwei von fünf getesteten Bio-Produkten nachgewiesen. Das muss nicht bedeuten, dass entgegen der Bio-Vorgaben Antibiotika gegeben wurden, es kann sich auch um eine zufällige Infektion handeln, da die Keime sehr widerstandsfähig sind. Allerdings geht von keinem Fleisch Gefahr aus, solange es hygienisch zubereitet und gut durcherhitzt wurde (siehe Kasten). Frei von gefährlichen Keimen waren beim Test nur die „Landjunker“-Keulen von Lidl.

Tierwohl

Günstiges Fleisch hat seinen Preis. Die Hersteller sind laut Stiftung Warentest oft mehr um Kosteneffizienz als ums Tierwohl bemüht. Aber auch hier gibt es eine große Bandbreite. Die großen Einzelhändler haben vier einheitliche Haltungsformen festgelegt, die den Vergleich erleichtern: Die erste Stufe, die in etwa dem gesetzlichen Mindeststandard entspricht, wird inzwischen kaum noch verkauft. Stufe zwei steht für Stallhaltung mit maximal 23 Hühnern pro Quadratmeter. Stufe 3 verschafft den Tieren etwas mehr Platz und einen Wintergarten. Stufe 4 gilt als die beste und entspricht dem Biostandard. Hier muss den Hühnern u. a. Auslauf und Unterschlupf geboten werden. Verschiedene Siegel können die Ansprüche weiter anheben. Aus „guter“ Haltung kommen die Keulen von Biofino, Aldi Süd Bio, Kaufland-Bio und Rewe Bio. Lediglich „ausreichend“, also der Haltungsstufe 2 entsprechend, waren die Bedingungen bei Gut & Günstig, Landjunker, Ja, Wiesenhof, Meine Metzgerei (Aldi Süd), Gut Ponholz (Netto), Gut Langenhof, Mühlenhof (Penny), Real und Wilhelm Brandenburg.

Das Fazit lautet also: Der Preis ist den Verbrauchern meist wichtiger als das Tierwohl. Insgesamt stammen vier Produkte aus „guter“ Haltung“, eines aus „befriedigenden“ Verhältnissen und elf waren gerade einmal „ausreichend“. Die Bedingungen in den Schlachtbetrieben wurden allesamt als „befriedigend“ gewertet. Die Bewertung „sehr gut“, also Tierhaltung, wie sie meist in der Werbung gezeigt wird, gab es nur für Freiland-Puten.

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