Berufsunfähigkeit richtig absichern

von Redaktion

Berufsunfähigkeit kann jede und jeden treffen. Egal, ob Monteur oder Juristin – im Schnitt sind die Menschen 47 Jahre alt, wenn sie aus dem Job aussteigen müssen, krankheits- oder unfallbedingt. Laut Statistik trifft es etwa 25 Prozent der Berufstätigen. Mehr als erfreulich ist, wenn in so einem Fall keine Geldsorgen drücken und eine Monatsrente von einem Versicherer – 1000 Euro, 2000 Euro oder mehr – den Lebensstandard sichert. Die Stiftung Warentest hat den Markt für Berufsunfähigkeitsschutz getestet und festgestellt: An sehr guten Angeboten gibt es keinen Mangel. 35 von 71 Tarifen sind sehr gut, schreibt die Zeitschrift „Finanztest“ in ihrer Mai-Ausgabe. Die Tarife unterscheiden sich im Preis, erfüllen jedoch alle in hohem Maße die „Finanztest“-Qualitätskriterien.

Flexibilität

Im Vergleich zum Test vor zwei Jahren hat „Finanztest“ diesmal noch mehr Gewicht auf die Flexibilität eines Vertrags gelegt: Welche Möglichkeit haben Kunden, ihre garantierte Rente während der Laufzeit zu erhöhen? Wer in jungen Jahren den Schutz abschließt, vereinbart vielleicht nur 1000 Euro Rente. Dann ist es gut, wenn ohne erneute Gesundheitsprüfung die Rente auf 2000 Euro oder mehr aufgestockt werden kann. Zum Beispiel, weil eine Familie gegründet wird und höherer Absicherungsbedarf da ist oder weil das Einkommen gestiegen ist. Zur Flexibilität zählt auch, bei Geldschwierigkeiten nicht den Vertrag kündigen zu müssen, sondern Beiträge vorübergehend aussetzen zu können. Die meisten Top-Tarife bieten solche flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten.

Rentenhöhe

Drei Modellkunden haben eine Rente von 2000, 1500 oder 1000 Euro bis zum 67. Geburtstag vereinbart. Welche Rente möglich ist, richtet sich nach dem aktuellen Einkommen des Kunden und den Vorgaben des Versicherers. Häufig ist eine Rente bis maximal 70 Prozent des Bruttogehalts möglich. Ob ein Versicherer zahlt, hängt davon ab, ob der Kunde berufsunfähig ist, also seinen zuletzt ausgeübten Beruf infolge von Krankheit, Körperverletzung oder mehr als altersentsprechendem Kräfteverfall meist mindestens sechs Monate lang zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausüben kann.

Risiko

Von seinem Beruf hängt ab, wie viel ein Kunde für den Schutz zahlt. Faustformel: Je körperlich anstrengender eine Tätigkeit, etwa im Handwerk oder in der Kranken- und Altenpflege, umso teurer der Schutz. Der medizinische Fachangestellte im Test zahlt 522 Euro im Jahr bei der Europa für 1000 Euro Rente. Der Industriemechaniker findet den günstigsten Tarif bei der Hannoverschen und zahlt jährlich 797 Euro für 1500 Euro Monatsrente. Der Controller findet ein günstiges sehr gutes Angebot bei der Basler. Er zahlt 740 Euro im Jahr für 2000 Euro Monatsrente.

Risikoprüfung

Wie die Finanztester aus Umfragen wissen, klaffen Theorie und Praxis manchmal auseinander. Längst nicht alle bekommen den umfassenden Schutz, den sie wünschen. Der Grund dafür: Versicherer prüfen das Risiko der Kunden genau und beurteilen dieses durchaus unterschiedlich. Unternehmen prüfen interessierte Kunden auf Herz und Nieren, bevor sie ihnen einen Vertrag anbieten. Im Fachjargon heißt das Risikoprüfung. Dafür sind die Daten des Kunden notwendig. Unter anderem auf Grundlage der Berufsgruppe, des Hobbys und anhand der Gesundheitsdaten kalkuliert der Versicherer die Wahrscheinlichkeit eines Leistungsfalls.

Gesundheitsfragen

Per Fragebogen gibt ein Kunde Auskunft über seine Gesundheit. Es geht um den aktuellen Gesundheitszustand, dazu gehören der Body-Mass-Index (BMI) als Kennzahl für das Gewicht, Rauchen oder Medikamente. Vor allem geht es um Diagnosen, Arztbesuche, Krankschreibungen, Krankengymnastik oder Heilpraktikerbehandlungen – meist der letzten fünf Jahre. Zehn Jahre zurückliegend sind in der Regel stationäre Behandlungen anzugeben. Ohne zeitliche Eingrenzung gibt es oft Fragen nach chronischen Erkrankungen wie eine HIV-Infektion oder nach körperlichen Behinderungen. Nicht jeder erinnert sich gut an fünf Jahre zurückliegende Arztbesuche. Kunden sind gut beraten, wenn sie für ihren Versicherungsantrag ihre Patientenakte vom Arzt oder der Krankenkasse anfordern.

Zahlungsbereitschaft

„Zahlen Versicherer, wenn es drauf ankommt?“, fragen sich viele, die einen Abschluss erwägen. Laut Statistik liegt die Anerkennungsquote bei 79 Prozent, knapp vier Fünftel derer, die eine Rente beantragen, erhalten sie. Ablehnungen gibt es am häufigsten, weil jemand den Grad der Berufsunfähigkeit nicht erreicht. Er kann nicht nachweisen, dass er zu mindestens 50 Prozent nicht mehr seinen Beruf ausüben kann. Zum Streit kommt es auch, wenn ein Versicherer feststellt, dass der Kunde beim Antrag Krankheiten nicht angegeben hat, die in der Patientenakte stehen. Im schlimmsten Fall zahlt er dann nicht.

Tipps

. Existenzschutz: Überschlagen Sie, wie viel Geld Sie jeden Monat zum Leben brauchen, falls Sie in Ihrem Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können. Wenn Sie kein Geld aus anderen Quellen haben, sollten Sie eine bezahlbare sehr gute Berufsunfähigkeitspolice abschließen. Sie ist der beste Schutz, falls Sie wegen Krankheit oder nach einem Unfall langfristig oder dauerhaft berufsunfähig werden.

. Alter: Es kann sich lohnen, möglichst früh einen Vertrag abzuschließen . Denn dann sind die Beiträge noch vergleichsweise preiswert. Außerdem sind jüngere Kunden meist noch gesünder und bekommen deshalb einen besseren Vertrag ohne Risikozuschlag oder Leistungsausschluss.

. Spitzenreiter: Die besten im Test sind Tarife von Basler, Alte Leipziger, Europa, Generali, Hannoversche, Provinzial Rheinland, Allianz und Barmenia. Sie bieten beste Bedingungen und Anträge. Aber auch viele andere Anbieter sind „sehr gut“.

. Beratung: Haben Sie Vorerkrankungen, einen riskanten Beruf oder ein gefährliches Hobby? Wenden Sie sich an mehrere Versicherer. Ihre Annahmekriterien sind unterschiedlich. Sinnvoll ist oft, sich von einem Versicherungsmakler oder unabhängigen Versicherungsberater (bvvb.de) beraten zu lassen.

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