Was der Personalausweis alles kann

von Redaktion

VON ANNETTE JÄGER

Wer in letzter Zeit einen neuen Personalausweis bekommen hat, dem wurden auch per Post zwei gedruckte Seiten über die Online-Ausweisfunktion mit Rubbelfeldern, die PIN- und PUK-Nummern verbergen, zugeschickt. Viele werden das Schreiben unbeachtet zur Seite gelegt haben. Dabei ermöglicht es die Nutzung der Online-Ausweisfunktion, die bei vielen Aktivitäten im Internet eine Identitätsfeststellung vereinfacht. Damit lassen sich Konten eröffnen, SIM-Karten freischalten oder Behördengänge erledigen. Man braucht dazu:

. den Personalausweis im Scheckkartenformat

. die sechsstellige persönliche PIN

. Smartphone oder Kartenleser

. AusweisApp2

Datenschutz

Der Schutz der Daten ist laut Innenministerium gesichert. Die Datenübermittlung erfolgt nur, wenn der Personalausweis mit dem Smartphone oder dem Kartenlesegerät verbunden ist, in Verbindung mit der PIN-Eingabe. Auch bei Verlust oder Diebstahl des Personalausweises sind die Daten geschützt, denn das digitale Ausweisen funktioniert nur in Verbindung mit der PIN. Außerdem werden die Daten verschlüsselt übertragen.

Potenzial

Noch fristet die Online-Funktion des Personalausweises ein Schattendasein. Doch das ändert sich gerade. „Das Thema nimmt Fahrt auf“, sagt Felix Göppl, Produktmanager für Postident bei der Deutschen Post DHL. Immer mehr Behörden und Unternehmen ermöglichen eine Identifizierung per Online-Funktion. So kann ein Bafög-Antrag, manche Kontoeröffnung, ein Einblick in den Rentenstatus, ein Führungszeugnisantrag oder eine Steuererklärung heute komplett von zuhause aus erledigt werden. Öffnungszeiten von Behörden oder ein Filialbesuch, um sich vor Ort auszuweisen, sind damit hinfällig. „Schnelligkeit und Verfügbarkeit rund um die Uhr sind die Vorteile des Online-Ausweisens“, sagt Göppl. Überall da, wo der grün-blaue Ring, der auch auf der Rückseite des Personalausweises zu finden ist, bei einem Anbieter im Internet erscheint, kann man die Online-Ausweisfunktion nutzen.

Nutzung

Jeder Personalausweis im Scheckkartenformat, der nach 2017 ausgestellt ist, enthält einen automatisch aktivierten Chip, mit dem das Online-Ausweisen möglich ist. Bei älteren Ausweisen kann man die Online-Funktion bei seiner Meldebehörde nachträglich freischalten lassen. Zusätzlich muss man den Ausweis mit einer persönlichen sechsstelligen PIN-Nummer ausstatten. Wer die PIN verloren hat, kann sie erneut bei der Meldebehörde erhalten.

Technik

Um die Online-Funktion des Personalausweises zu nutzen, benötigt man ein neueres Smartphone mit NFC-Schnittstelle, die auf der Rückseite verbaut ist. Hat man ein älteres Smartphone ohne Schnittstelle, benötigt man ein Kartenlesegerät, das es im Handel ab rund 20 Euro gibt. Zusätzlich ist eine Software nötig, damit die Daten vom Ausweis gelesen werden können. Das ist entweder die AusweisApp2, die der Bund bereitstellt, oder eine App eines anderen Dienstleisters, zum Beispiel die Postident-App der Deutschen Post. „Der Kunde wird dabei online vom Vertragspartner zur Identitätsüberprüfung auf das Post-ident-Portal der Deutschen Post weitergeleitet, wo die Identifizierung in der Post-ident-App erfolgt“, erklärt Göppl. Welche App zum Einsatz kommt, hängt vom jeweiligen Dienstleister ab, der das elektronische Ausweisen seinen Kunden als Option anbietet. Wem es zu lästig ist, einen Bafög-Antrag auf dem Handy auszufüllen, kann sich die AusweisApp2 auch auf dem Computer installieren. Zur Identifizierung koppelt man dann über die App das Smartphone mit NFC-Schnittstelle und Computer.

Zusammenfassend das Vorgehen Schritt für Schritt:

. AusweisApp2 auf dem Smartphone installieren

. App starten

. Ausweis an das Smartphone halten

. sechsstellige PIN eintippen

. Über den Chip im Personalausweis wird geprüft, ob dem Anbieter die Abfrage der Daten zusteht

. Wenn ja, werden die Daten übermittelt

. Danach wird die Verbindung wieder getrennt

. Die Identifizierung ist abgeschlossen.

Kontoeröffnung

Auch in der Bankenwelt wird der Online-Ausweis schon genutzt und nennt sich häufig eID-Verfahren. So bieten etwa die Comdirect oder die DKB das Verfahren zur Identitätsfeststellung bei der Kontoeröffnung an. Allerdings wird das Verfahren noch nicht häufig genutzt. „Wir liegen hier im niedrigen zweistelligen Bereich pro Monat. Zum Vergleich – die Videolegitimation liegt durchschnittlich bei 35 000 Kundinnen und Kunden pro Monat“, sagt Hauke Kramm, Sprecher der DKB. Das Verfahren ist noch schneller als das bekannte Video-Ident-Verfahren, bei dem die Identifizierung über einen kurzen Video-Chat erfolgt. „Antrag ausfüllen, Legitimation durchführen, auf Konto- oder Depotfreigabe warten, Zugangsdaten vergeben und TAN-Verfahren freischalten – dies funktioniert alles online innerhalb weniger Minuten“, verspricht Julian Wittenhagen, Produktmanager Banking bei Comdirect.

Mehr Informationen

Das sechsseitige Dossier zum Thema gibt es unter der Fax-Abrufnummer 09001/25 26 65 52 (1 Minute = 0,62 Euro) bis 20. Mai. Oder senden Sie einen mit 0,95 Euro frankierten Rückumschlag plus 1,55 Euro in Briefmarken unter dem Stichwort „Online-Ausweis“ an: Biallo & Team GmbH, Bahnhofstr. 25, 86938 Schondorf. Oder Sie schicken eine E-Mail an: ratgeber@biallo.de.

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