Bilanzen fallen überraschend gut aus

von Redaktion

Die Corona-Lage bleibt kritisch. Das wird sich in der anstehenden Woche zum Teil bei der Vorlage der Quartalsberichte zeigen. Deutlich wird es am Donnerstag bei der Lufthansa. Vorstandschef Carsten Spohr wird wenig Erfreuliches zu berichten haben. Aus deutscher Sicht sind sehr viele Länder nach wie vor Hochrisiko- und Risikogebiete. Andererseits gelten in vielen Staaten Einreisebeschränkungen. Trotz aller Sparmaßnahmen wird die Lufthansa wieder einen satten Verlust ausweisen müssen. Nur die Luftfracht brummt. Der Luftverkehr wird sich nicht so schnell erholen wie erhofft. Der Weltluftfahrtverband rechnet 2021 mit einem erneuten Verlust von fast 48 Milliarden Dollar. Im Dezember noch hatte er „nur“ 38,5 Milliarden Dollar befürchtet.

Ganz anders bei der Deutschen Bank: Vorstandschef Christian Sewing dürfte den höchsten Quartalsgewinn seit sechs Jahren berichten. 700 Millionen Euro Nettoüberschuss erwarten Analysten. Überhaupt ist die Berichtssaison bislang trotz Corona überraschend gut ausgefallen, unter anderem bei SAP, bei Daimler, BMW und Volkswagen. Vor allem die Nachfrage in China treibt das Geschäft der Autokonzerne und sorgt für Milliardengewinne im ersten Quartal.

Das stützt die Aktienkurse und den Deutschen Aktienindex Dax. Er hat nach seinem neuerlichen Rekord vom Montag mit erstmals mehr als 15 500 Punkten – exakt 15 501 – in der abgelaufenen Woche zwar fast zwei Prozent verloren, hält sich aber weiter sehr deutlich über der Marke von 15 000. Die haben viele Experten eigentlich erst für das Jahresende im Blick. Längst schielen manche schon auf 16 000 Punkte. Schließlich hat Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, gerade wieder betont, dass die Zinsen noch lange im Keller bleiben. Für eine Debatte über den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik sei es noch viel zu früh. Also bleiben auch die Sparzinsen bei null. Damit spricht weiter viel für Aktien und Aktienfonds. Zudem pumpen Regierungen Billionen in die Wirtschaft und die Impfungen nehmen Fahrt auf. Damit rücken Lockerungen näher, wenn auch weniger schnell als erhofft. Für die Unternehmensgewinne sind Analysten zuversichtlich: Im Dax erwarten sie in diesem Jahr Rekorde.

Ansehnlich sind trotz Corona und eines Wirtschaftseinbruchs von 5,5 Prozent im vergangenen Jahr auch die Dividenden. Commerzbank-Stratege Andreas Hürkamp zufolge werden es bei den 30 Dax-Firmen insgesamt knapp 34 Milliarden Euro sein, 500 Millionen mehr als 2020. Bei europäischen Gesellschaften erwartet Marthel Edouard von der Weberbank insgesamt einen Rekordwert von rund 359 Milliarden Euro, vier Prozent mehr als beim letzten Höchststand 2018. Das entspricht einer Dividendenrendite von rund 3,5 Prozent. Zum Vergleich: Bei zehnjährigen Bundesanleihen liegt sie aktuell bei minus 0,25 Prozent.

ROLF OBERTREIS

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