Der Deutsche Aktienindex Dax hat am ersten Juni-Tag wieder einen Rekord verbucht und zum Schluss der ersten Juni-Woche noch mal eine Schippe draufgelegt. Am Freitag schwang sich das wichtigste deutsche Börsen-Barometer auf den neuen Höchststand von 15 701 Zählern und überwand zum ersten Mal die 15 700er Schwelle. Dabei war am Vormittag bei Beobachtern noch von Lethargie die Rede. Für die erste Juni-Woche steht unter dem Strich schon wieder ein Plus von rund 1,6 Prozent. Seit Jahresanfang ist der Dax trotz Corona, trotz Lockdown und weitgehend geschlossener Geschäfte um gut 14 Prozent gestiegen. Und die Aussichten bleiben rosig. „Der steigende Ifo-Index und die starken deutschen Exporte Richtung China sprechen zunächst für weiter steigende Aktienmärkte“, sagt Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Dazu tragen auch die sinkenden Corona-Zahlen und die Fortschritte beim Impfen bei verbunden mit dem Ende des Lockdowns und dem Wegfall von immer mehr Reisebeschränkungen. Das dürfte auch den Konsum in Fahrt bringen.
Das alles dürfte auch die Gewinne der Unternehmen treiben. Zudem bleiben die Alternativen zu Aktien rar. Die Zinsen werden noch lange im Keller verharren. Von der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag erwarten Volkswirte keine Ausstiegssignale. Im Gegenteil schon wird darüber spekuliert, ob die Notenbank das Volumen ihres Corona-Krisenprogramms PEPP von 1,85 Billionen auf 2,1 Billionen aufstockt, die Anleihe-Käufe im dritten Quartal beschleunigt. Die steigende Inflation, die deutlich höheren Öl- und Rohstoffpreis, Chip-Mangel und Probleme in den Lieferketten sind zwar auch auf dem Börsenparkett Thema. Mehr aber auch nicht. Hürkamp rechnet allerdings im zweiten Halbjahr mit größeren Kursschwankungen, zumal die Bewertungen schon hoch seien. Für das nächste Jahr verbreiten Beobachter trotzdem weitere Zuversicht. „Der Aufschwung am Aktienmarkt befindet sich noch in einer frühen Phase“, ist Stefan Kahler von der DZ Bank überzeugt. „Die Konjunktur treibt die Gewinne, die Gewinne treiben die Kurse“. Mitte 2022 erwartet Kahler im Dax 16 500 Zähler „Selbst wenn die Zinsen anziehen sollten, bleiben Wachstumsfantasie, Inflationsschutz und Dividendenfähigkeit der meisten Unternehmen intakt.“ Andere Beobachter sind vorsichtiger. Bei der Landesbank Hessen-Thüringen sieht man den Dax am Jahresende nur bei 14 000 Punkten, auch weil viel der positiven Entwicklung schon in den Kursen verarbeitet sei. ROLF OBERTREIS