Es war ein gelungener Coup des Einzelhandels. Wenige Stunden nach dem Verkaufsstart im März, waren Corona-Selbsttests vergriffen. Hunderttausende nutzten die erste Gelegenheit, ein bisschen Freiheitsgefühl ins Lockdown-Leben zurückzuholen. Der Preis um die fünf Euro war es vielen wert, ältere Verwandte auch ohne schlechtes Gewissen besuchen zu dürfen.
Vorbei: Für rund 30 Prozent der Deutschen haben Tests keinen Sinn mehr. Sie sind vollständig geimpft oder haben eine Infektion hinter sich gebracht. In wenigen Wochen wird es bereits für die Hälfte der Deutschen soweit sein. Und der Rest kann sich regelmäßig gratis in Apotheken testen lassen.
Also liegen die Selbsttests inzwischen als Ladenhüter in den Regalen. Und die Mitarbeiter kommen der Preisentwicklung gar nicht hinterher. In einer Lidl-Filiale in der Münchner Innenstadt liegen unmittelbar an der Kasse Corona Selbsttests. Für 1,99 Euro das Stück. Ein Blick auf die Website des Discounters zeigt: Online sind die Tests bereits für 85 Cent zu haben. Wer fünf oder gar 100 nimmt, kauft noch billiger. Doch wer braucht schon so viele Tests.
Aldi Süd bietet Tests online für 95 Cent an. Bei Rossmann muss die Verkäuferin kurz nachdenken, bevor sie zwei Regale nennen kann, in denen man die Tests vielleicht finden könnte. Es hat wohl schon länger keiner mehr danach gefragt. An einem der beiden Plätze liegen sie dann auch – für 85 Cent, von denen dann noch einmal 20 Prozent Rabatt abzuziehen sind. Macht 68 Cent. Ein Ende des Preisrutschsches ist nicht abzusehen. MARTIN PREM