Mehr als neun Millionen Unfälle passieren in Deutschland jedes Jahr. Die meisten gehen glimpflich aus und sind schnell vergessen. Ist die Gesundheit jedoch dauerhaft beeinträchtigt, kann eine private Unfallversicherung helfen, die finanziellen Folgen abzufedern. Die Zeitschrift „Finanztest“ hat in ihrer Juli-Ausgabe unter 112 Tarifangeboten von Versicherern und Maklern die leistungsstärksten und günstigsten herausgesucht.
Hohe Summen helfen
Versicherer zahlen nur, wenn die Gesundheit dauerhaft beeinträchtigt wird – etwa wenn ein Bein steif bleibt oder ein Teil des Augenlichts verloren geht. Das Unfallopfer erhält dann eine vorab festgelegte Summe ganz oder zum Teil. Die Anbieter sollten jeweils ein gutes und günstiges sowie ein besonders leistungsstarkes Angebot einschicken. Die Tarife sollten bei Vollinvalidität mindestens 500 000 Euro und bei einer Invalidität von 50 Prozent mindestens 100 000 Euro auszahlen. Weniger biete laut der Finanztest nicht genügend Schutz. Eine so hohe Einmalzahlung der Versicherung kann im Ernstfall eine große Hilfe sein – etwa für einen Hausumbau oder ein behindertengerechtes Auto.
Gliedertaxe als Faktor
Ein wichtiger Faktor neben der Versicherungssumme ist die sogenannte Gliedertaxe. Sie legt fest, welchen Invaliditätsgrad in Prozent ein Tarif vorsieht, wenn ein Körperteil nicht mehr funktionsfähig ist oder verloren geht. Wichtig ist, dass die Versicherung schon ab einem Prozent Invalidität greift. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) setzt in seinen Musterbedingungen beispielsweise einen Invaliditätsgrad von 20 Prozent an, wenn ein Daumen verloren geht. Bei einer Hand sind es 55 Prozent, bei einem Arm 70 Prozent. Ist ein Arm noch zu 50 Prozent funktionsfähig, halbiert sich der Invaliditätsgrad und liegt bei 35 Prozent. Verbindlich sind die GDV-Vorgaben nicht, Versicherer legen ihre eigenen Gliedertaxen fest.
Auf Progression achten
Bei den meisten Tarifen steigen die Auszahlungen zunächst linear mit dem Grad der Invalidität an. Ab einer bestimmten Grenze, meist ab einer Invalidität von 25 Prozent, legen sie aber überproportional zu und erreichen in der Endstufe ein Vielfaches der Versicherungssumme.
Bei Progression P500 zahlt der Versicherer maximal 500 Prozent, also die fünffache Versicherungssumme aus. Bei 100 000 Euro Versicherungssumme sind das bis zu 500 000 Euro. Um im Falle einer Vollinvalidität auf mindestens eine halbe Million Euro Auszahlungssumme zu kommen, gibt es viele Kombinationsmöglichkeiten aus Versicherungssumme und Progression. In der Regel sind die Leistungen und der Schutz umso besser, je großzügiger die Gliedertaxe angelegt ist und je steiler die Progression verläuft. Wie üblich kommt es zudem auf die Vertragsbedingungen an.
Beitragssteigerungen
Arbeiten Kunden in gefahrenträchtigen Jobs, ist der Beitrag oft höher. Das trifft auf viele Handwerksberufe, aber auch etwa auf Musiker zu. Für Angestellte in Heilberufen gibt es oft Sondertarife mit speziellen Gliedertaxen. Auch die Anhänger von Risikosportarten müssen teils Zuschläge in Kauf nehmen, etwa wenn sie auf Berge steigen, Ski oder Motorrad fahren. Als besonders gefahrenträchtig gelten mitunter Paragliding, Freeclimbing und Tauchen. Ebenfalls ausgenommen können sein: Sportarten wie Boxen und Karate.
Es lohnt sich, die Verträge genau zu prüfen, denn einige Tarife decken etwa Gokart-Fahrten oder Fallschirmsprünge ab, andere nicht. Was sich definitiv nicht lohnt – hier zu schummeln. Wer Falschangaben macht, muss im Schadensfall damit rechnen, von den Versicherungsleistungen ausgeschlossen zu werden.
Altverträge prüfen
Wer schon sehr lange unfallversichert ist, sollte sich die Mühe machen, seine Vertragsunterlagen zu prüfen. Ein Wechsel kann Geld sparen oder im Schadensfall zu höheren Auszahlungen führen – im besten Fall beides. Verträge müssen Sie mindestens drei Monate vor Ende des Versicherungsjahrs kündigen. Der Termin steht in Ihrem Vertrag.
Testsieger
Besonders leistungsstarke Angebote waren „Premium-Plus“ von Manufaktur Augsburg ab 189 Euro jährlich für die niedrige Gefahrengruppe und „XXL (Maxi Gliedertaxe, Maxi Progression)“ der Interrisk ab 394 Euro jährlich. Die einzige sehr gute günstige Police ist „Premium“ des Vermittlers Manufaktur Augsburg ab 105 Euro pro Jahr für die niedrige Gefahrengruppe. mm