Der Kauf von Aktien junger, in der Entwicklung steckenden Pharmafirmen ist immer ein Risiko. Das zeigt sich am Tübinger Impfstoffhersteller Curevac. Erfolge sind nicht garantiert. Um die Hälfte ist der Aktienkurs eingebrochen, nachdem Curevac gestehen musste, dass der geplante Corona-Impfstoff nur zu 47 Prozent wirksam ist. Man kann die Aktionäre und Aktionärinnen bedauern, die die Papiere des Unternehmens gekauft haben. Andererseits: Es war eine Wette auf die Zukunft. Niemand konnte sicher sein, dass es mit dem Impfstoff wirklich klappt, trotz bestem Willen der Forscher.
Aktionäre von Biontech haben Glück: Wer vor über einem Jahr eingestiegen ist, konnte auch nicht wissen, ob es mit dem Impfstoff klappt. Am Ende gilt ohnehin die eherne Börsenregel: Aktieninvestments immer streuen – über viele einzelne Papiere oder über Fonds – und dies mit langfristiger Perspektive. Dann sind solche Ausschläge gut auszuhalten.
Im Deutschen Aktienindex Dax sieht es weiter gut aus, auch wenn es zum Wochenschluss um 1,5 Prozent nach unten ging. Aber das war dem „Hexensabbat“ geschuldet. Das ist Börsensprech für einen großen Verfallstag von Engagements professioneller Anleger an der Terminbörse Eurex, sie müssen an diesem Termin viele Aktiengeschäfte erfüllen – mit Gewinnen oder Verlusten. Das kann den gesamten Markt deutlich bewegen. Vom neuerlichen Rekordhoch im Dax mit 15 802 Punkten war zum Wochenschluss nichts mehr zu sehen. Es ging nach unten auf weniger als 15 500 Zähler.
Der Zuversicht auf mittlere und längere Frist tut dies aber keinen Abbruch, wie sie etwa Joachim Schallmayer, Chef Anlagestrategie bei der DekaBank an den Tag legt. Die Aufwärtsbewegung sei gut unterfüttert. Zum einen durch die weiter großzügige Geldpolitik der Notenbanken, zum anderen durch die Gewinne der Unternehmen. „Die Dax-Unternehmen erzielen heute bereits höhere Gewinne als vor der Krise. Und die Gewinnaussichten verbessern sich.“ Mit Folgen auch für die Dividenden. 42,1 Milliarden Euro werden die Dax-Konzerne im nächsten Jahr für 2021 ausschütten, so viel wie nie zuvor, glaubt Schallmayer. „Von blasenartigen Bewegungen sind wir ganz weit entfernt. Die Bewertungen sind nur leicht erhöht. Das ist nichts, was den Anleger beunruhigen sollte.“ Schallmayers Prognose: In einem Jahr steht der Dax bei 16 500 Punkten. An Aktien führe weiter kein Weg vorbei.
Auch Robert Halver von der Baader Bank bleibt zuversichtlich. Die US-Notenbank Fed habe mit ihrer jüngsten Ankündigung allenfalls ein „Zinswendchen“ im Blick. Angst vor steigenden Zinsen sieht Halver nicht und auch keine überbordende Stimmung an der Börse. Er hält an seiner Prognose von 16 300 Zählern im Dax zum Jahresende fest. ROLF OBERTREIS