Mehr Privatleute können nicht mehr zahlen

von Redaktion

Eine Pleitewelle als Folge der Corona-Pandemie ist im ersten Halbjahr 2021 ausgeblieben. Nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Zahl der Firmen-insolvenzen in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 1,7 Prozent auf etwa 8800 Fälle gesunken. „Bei der Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen wirken weiterhin die staatlichen Corona-Hilfsmaßnahmen nach – insbesondere die Aufhebung der Insolvenzantragspflicht, die bis Ende April galt“, betont Patrik-Ludwig Hantzsch, verantwortlicher Manager bei Creditreform. Noch seien Auswirkungen der Pflicht, Insolvenzen wieder anzumelden, nicht sichtbar.

Allerdings ging die Zahl der Privatinsolvenzen von Januar bis Juni um 63 Prozent auf 46 000 steil nach oben. Grund war aber laut Hantzsch nicht die Pandemie, sondern vor allem die Reform des Verbraucherinsolvenzrechts. Insgesamt sorgte vor allem letzteres dafür, dass die Gesamtzahl der Pleiten im ersten Halbjahr mit insgesamt 65 700 um fast 18 000 höher war als im ersten Halbjahr 2020 und so hoch wie seit 2014 nicht mehr. Von den Firmenpleiten waren rund 90 000 Beschäftigte betroffen, die Schäden für Gläubiger beliefen sich laut Creditreform auf 12 Milliarden Euro. Damit waren die Folgen aber geringer als in den ersten sechs Monaten 2020, als 125 000 Menschen durch Insolvenzen ihren Job verloren und sich die Schäden auf 15,6 Milliarden Euro summiert hatten. Die Zahl von Großinsolvenzen war deutlich geringer als in den Vorjahren. Im ersten Halbjahr traf es den Modehändler Adler mit rund 3600 Beschäftigten und 150 Filialen. Auch der Personaldienstleister Brilliant und der Kranhersteller Demag rutschten in die Pleite. Letzterer konnte aber nach drei Monaten eine Lösung für die rund 1100 Beschäftigten finden. Zu den prominenteren Insolvenzen zählten im ersten Halbjahr auch die Greensill Bank, bei der Anleger mit rund 2,7 Milliarden Euro entschädigt wurden, allerdings viele Kommunen vermutlich zweistellige Millionenbeträge verloren haben. Das Aus kam auch für den einstigen Fußball-Bundesligisten KFC Uerdingen. Im Schnitt mussten im ersten Halbjahr 54 von 10 000 Unternehmen Insolvenz anmelden. In Sachsen waren es nur 33, in Bayern 40 und in Baden-Württemberg 51. Am Ende rangieren Berlin und Bremen mit jeweils 80. Mit Blick auf die Branchen waren Bau mit 1210 Pleiten und Handel mit 1920 Insolvenzen bei Quoten von 66 und 65 Prozent am stärksten betroffen. Im Dienstleistungsbereich lag die Quote mit rund 5200 Insolvenzen bei 54, im verarbeitenden Gewerbe bei nur 26. Generell rutschten vor allem kleinere Firmen mit Jahresumsätzen von bis zu 250 000 Euro in die Pleite. Ihr Anteil an allen Insolvenzen stieg von knapp 47 auf gut 54 Prozent. ROLF OBERTREIS

Noch wirken die Corona-Hilfen

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