Noch drei Handelstage, dann ist das erste Halbjahr auch an der Börse schon wieder Geschichte. Die kann sich sehen lassen, auch wenn sich der Deutsche Aktienindex Dax zuletzt wieder von seinem Rekordhoch entfernt hat. Aber unter dem Strich steht nach fast sechs Monaten ein Plus von rund 13,5 Prozent – von 13 718 Ende 2020 auf nahezu 15 600 Punkte. Es eine der besten Halbjahres-Bilanzen, garniert mit diversen neuen Höchstständen. Zuletzt erreichte der Dax am 14. Juni mit 15 802 Punkten ein neues Allzeithoch.
Bei Weitem nicht alle Experten hatten eine solche Entwicklung erwartet. Schließlich wurde zu Jahresbeginn der Fortschritt der Impfungen eher skeptisch beäugt, die Konjunkturaussichten waren nicht rosig und damit auch die Perspektiven für die Unternehmen. Die Situation hat sich mittlerweile deutlich geändert. Die Zahl der Impfungen hierzulande ist immer weiter gestiegen, die Rückgang der Neuinfektionen deutlich. Zudem gab es bei den Bilanzen der Unternehmen für das erste Quartal viele positive Überraschungen. Und die Zinsen stecken weiter im Keller. Anlage-Alternative zu Aktien oder Aktienfonds sind weiter rar.
Zwar hat die Inflation zugelegt, auch mehr als zwei Prozent. Aber im nächsten Jahr rechnen Volkswirte und auch die Europäische Zentralbank (EZB) wieder mit einem Rückgang. Als Belastung gelten auch der deutlich gestiegene Ölpreis und rasant gekletterte Rohstoffpreise. Ebenso wie Probleme in den Lieferketten. All das könnte die Unternehmen bremsen. Trotzdem bleiben die meisten Auguren zuversichtlich. „Wir rechnen mit weiterhin zunehmenden Börsenkursen, allerdings wird die Performance etwas nachlassen“, sagt Reinhard Pfingsten, Chef-Investment-Stratege des Bankhauses Bethmann. Auch Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der DekaBank gibt sich optimistisch. Die vollen Auftragsbücher vieler Unternehmen dürften die Gewinne treiben und die Chancen auf höhere Dividenden wachsen lassen. Zudem geben sich die Manager zuversichtlich, wie der Ifo-Index zeigt. „In Deutschland zeigten die Unternehmensumfragen zuletzt noch mehr Aufbruchsstimmung nach der Coronazeit – und das trotz der vielfachen Produktionsbehinderungen“, sagt Kater.
Im September bekommt der Dax dann zehn zusätzliche Mitglieder. Die DZ Bank hat 15 Unternehmen ausgemacht, die gute Chancen auf den Dax haben dürften. Dazu zählen unter anderem Airbus, Zalando, Symrise, Sartorius, Siemens Healthineers, Hello Fresh und die Porsche Holding. „Der Dax wird besser gemischt sein“, sagt DZ Bank-Chef-Stratege Christian Kahler. Ob das den Dax beflügelt, wird sich zeigen.
ROLF OBERTREIS