Dax springt erstmals über 16 000 Punkte

von Redaktion

Die Aktienkurse kennen weiter offenbar nur eine Richtung. Am Freitagvormittag kletterte der Deutsche Aktienindex (Dax) zum ersten Mal in der Geschichte über die Marke von 16 000 Punkten und setzte im Tagesverlauf die Bergfahrt zeitweise weiter fort. Damit hat das wichtigste deutsche Börsenbarometer in diesem Jahr bereits rund 17 Prozent zugelegt. Das vergangene hatte der Dax mit 13 718 Zählern abgeschlossen. Bereits in der ersten Januar-Woche wurde die Schwelle von 14 000, Ende März von 15 000 Zählern überwunden. Seit seinem Corona-Tief Mitte März 2020 von 8255 Punkten hat das Börsenbarometer damit um fast 95 Prozent zugelegt. Und die Aussichten bleiben nach Ansicht von Experten vor allem auch wegen anhaltend niedriger Zinsen und steigender Unternehmensgewinne rosig.

Kurz vor elf Uhr war es am Freitag so weit: Der Dax überwand mit 16 003 Zählern erstmals die nächste 1000er Schwelle und markierte das nächste von vielen Rekord-Hochs in diesem Jahr. Weder die deutlich gestiegene Inflation – zuletzt in Deutschland 3,8 Prozent – noch anziehende Corona-Infektionszahlen und eine mögliche nächste Pandemie-Welle können die Börsenkurse derzeit bremsen. Andererseits ziehen Anleger Hoffnung aus der Entwicklung in Großbritannien: Dort gehen die Infektionszahlen trotz weitreichender Lockerungen wieder zurück. Nach Ansicht von Jochen Stanzl, Chef-Analyst bei Brokerhaus CMC Markets, steigt auch die Hoffnung auf ein Abebben der Welle trotz der Delta-Variante des Virus.

Vor allem Großanleger setzen weiter verstärkt auf Aktien. Getrieben werden die Kurse von zuletzt guten Unternehmenszahlen, von der Erholung der Weltkonjunktur, dem massiven Infrastrukturprogramm in den USA und den anhaltend niedrigen Zinsen. Auch die anhaltende Rekordfahrt an der Wall Street, der weltgrößten Börse in New York, geben dem Dax Schwung. Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank Fed haben zuletzt deutlich gemacht, dass sie weiter und das noch für einige Zeit an der sehr lockeren Geldpolitik und den niedrigen Leitzinsen festhalten werden. Das strahlt auch auf die Sparzinsen und die Zinsen auf Tagesgeldkonten aus. Auch sie liegen weitgehend bei null. Am Freitag sickerte durch, dass Banken vereinzelt gar keine Tagesgeldkonten mehr anbieten wollen. Zudem verlangen mittlerweile nahezu 500 Institute in Deutschland „Verwahrentgelte“ von Kunden, zum Teil schon für Einlagen ab 5000 Euro. Teilweise liegt dieser Minuszins mit 0,6 Prozent noch tiefer als der der EZB. Auch das führt zu mehr Aktienkäufen.

Mahnende Stimmen an der Börse spielen in diesen Tagen keine Rolle. Etwa Hinweise auf Bremsspuren durch Probleme in den globalen Lieferketten. China hatte in dieser Woche seinen zweitgrößten Containerhafen wegen Corona-Infektionen geschlossen. Bei deutschen Automobilherstellern wurde zuletzt wegen fehlender Halbleiter-Chips die Produktion angehalten.

Christian Kahler von der DZ Bank erwartet in nächster Zeit stärker schwankende Kurse und zum Jahresende einen Rückgang des Dax auf 15 700 Zähler. Einen Crash sieht er nicht. „Es gibt keinen Grund, warum dieser Trend nicht bis zur nächsten Krise, die hoffentlich noch viele Jahre auf sich warten lässt, anhalten sollte.“ Mitte nächsten Jahres sieht er den Dax bei 16 500. „Die Kursrallye geht weiter“, ist auch Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der DekaBank, überzeugt. Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg spricht von einem weiter „freundlichen Umfeld“ für Aktien, zumal die Unternehmensgewinne weiter steigen dürften.

Größter Gewinner unter den 30 Dax-Werten in diesem Jahr ist bislang die Aktie der Post mit einem Plus von rund 45 Prozent. Merck und Volkswagen kommen auf jeweils rund 37 Prozent, Daimler auf gut 30 Prozent.

ROLF OBERTREIS

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