Aktien-Experten blicken gespannt auf die EZB

von Redaktion

Die Aufstockung des Deutschen Aktienindex Dax von 30 auf 40 Werte haben Börsianer längst abgehakt. Am späten Freitagabend wurde sie beschlossen, freilich tritt sie erst am 20. September in Kraft. Die Experten schauen in diesen Tagen vielmehr und wieder mal auf die Europäische Zentralbank (EZB).

Am Donnerstag treffen sich die 25 Notenbankerbanker zu ihrer nächsten Sitzung. Die Spannung ist größer als in der Vergangenheit. Gibt EZB-Präsidentin Christine Lagarde ein Signal für eine demnächst nicht mehr ganz so lockere Geldpolitik? Werden Hinweise erkennbar sein, dass die Notenbank den Fuß vom Gas nimmt und die Anleihekäufe im Rahmen ihres Corona-Krisenprogramms PEPP allmählich bremst? Zumal auch die Inflationsrate deutlich oberhalb des EZB-Ziels von zwei Prozent angekommen ist. Sollte es ein entsprechendes Signal geben, könnte es auch ein Hinweis auf wieder, zumindest leicht steigende Zinsen sein.

Volkswirte und Börsianer sind eher skeptisch. Zwar rechnet etwa Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen mit intensiveren Diskussionen wegen der anziehenden Inflation. Aktuell sind es drei Prozent, also mehr als die Notenbanker anpeilen. Möglicherweise könnte die EZB das monatliche Volumen der Anleihekäufe etwas zurückfahren. Aber bis März 2022 dürfte sie trotzdem daran festhalten. Dann aber gibt es nach Ansicht von Edgar Walk, Chef-Ökonom beim Bankhaus Metzler, keinen Grund, das PEPP-Programm weiterzuführen.

Ulrich Kater von der DekaBank glaubt dagegen, dass die EZB nichts verändern werde, vor allem wegen steigender Infektionen und daraus resultierenden Risiken für die Konjunktur.

„Die EZB bleibt eine geldpolitische Taube“, sagt auch Robert Halver von der Baader Bank. Sie hält also, so seine Überzeugung, an ihrem großzügigen Kurs fest.

„Die Aktienmärkte befinden sich im wahrsten Sinne des Wortes im Teflon-Modus. Trotz steigender Infektionszahlen und bescheidenerer Wirtschaftsdaten behalten die Kurse ihr hohes Niveau beziehungsweise steigen weiter“, ist Sven Streibel von der DZ Bank überzeugt. Einer Fortsetzung der Rallye bis in das Jahr 2022 stehe nichts im Weg, auch nicht die EZB und die US-Notenbank Fed, die in der Geldpolitik auch noch nicht auf der Bremse steht. Mitte 2022 traut Streibel dem Dax 16 500 Zähler zu.

Aber es gibt auch skeptischere Stimmen, vor allem mit Blick auf die kurzfristige Entwicklung. Und auch angesichts der Tatsache, dass der September traditionell ein eher schwacher Börsenmonat ist. „Die Weltkonjunktur verliert an Dynamik und auch die Corona-Varianten können die fundamentale Kraft von Aktien schmälern“, mahnt Robert Halver von der Baader Bank. „Ebenso sorgt die Bundestagswahl für Anlegerverunsicherung“.

Nicht nur für Aktien-Experte Halver steht fest: Der Dax wird in den restlichen Monaten des Jahres stärker schwanken. ROLF OBERTREIS

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