Neuer Dax: Mit 40 Titeln auf Kurs

von Redaktion

Es ist die einschneidendste Reform des Dax seit seiner Einführung im Jahr 1988: Ab heute wird der Deutsche Aktienindex Dax von 30 auf 40 Aktien aufgestockt. Die Zeitschrift „Finanztest“ hat in ihrer aktuellen Ausgabe (10/2021) ausgewertet, welche Folgen das für Anleger hat. Hier das Wichtigste im Überblick.

Allein der Börsenwert zählt

Über die Aufnahme in den Dax 40 entscheidet nun allein der Börsenwert. Er ergibt sich, wenn man alle Aktien eines Unternehmens mit dem aktuellen Börsenkurs multipliziert. Für die Berechnung zählen nur frei handelbare Aktien. Wertpapiere, die dauerhaft im Besitz eines Großaktionärs sind, werden nicht mitgezählt. Die zweite Eintrittskarte für den Index fällt künftig weg. Bisher mussten Unternehmen für die Aufnahme in den Dax auch einen hohen Umsatz an der deutschen Börse aufweisen, also zumindest in die Nähe der 30 meistgehandelten deutschen Werte kommen.

Airbus gehört jetzt zu den Top-Werten

An der Reihenfolge der Top-10-Unternehmen ändert sich wenig – mit einer spektakulären Ausnahme: Der deutsch-französische Luftfahrtkonzern Airbus gehört neuerdings ebenso zu den größten Dax-Titeln wie SAP, Siemens oder BASF. Bisher war das Unternehmen im MDax gelistet, wo es inhaltlich nie so recht hingepasst hat. Dort tummeln sich vor allem mittelständische Firmen, meist mit einem Börsenwert von deutlich unter zehn Milliarden Euro. Nach den alten Regeln des Indexanbieters war Airbus die Aufnahme in den Dax verwehrt, da die Aktie vor allem an der Pariser Börse gehandelt wird – und nicht im deutschen Xetra-Handel.

Der MDax bleibt attraktiv

Die Indexumstellung hat also auch merkliche Konsequenzen für den MDax. Der Index, sozusagen die zweite deutsche Börsenliga, verliert nicht nur durch den Abflug von Airbus deutlich an Börsenwert, sondern auch, weil er von 50 auf 40 Aktien verkleinert wird. Seine Attraktivität für Anleger muss das nicht beeinträchtigen. Der MDax wird wieder eher ein Mittelstandsindex, und gerade in guten Börsenphasen sind diese „Midcaps“ und „Smallcaps“, also Unternehmen mit mittlerem und kleinem Börsenwert, mehr als nur ein Geheimtipp. In der Vergangenheit sind solche Unternehmen oft besser gelaufen als große Aktiengesellschaften.

Konsequenzen aus dem Wirecard-Skandal

Der Dax ist nicht nur größer geworden, es gelten auch strengere Regeln für seine Mitglieder. Als Konsequenz aus dem Wirecard-Skandal haben diese nun gegenüber dem Indexanbieter umfassender als bisher Rechenschaft abzulegen und können bei Verstößen ausgeschlossen werden. Potenzielle Dax-Aufsteiger, die nicht mindestens zwei Jahre profitabel gewesen sind, dürfen nicht in die erste Börsenliga aufrücken. Ob sich die Maßnahmen bewähren, muss die Zukunft zeigen. Dass die Firmen stärker unter die Lupe genommen werden als bisher, ist auf jeden Fall ein Fortschritt.

Auf internationale Streuung achten

Deutsche Aktien stehen bei einheimischen Anlegern hoch im Kurs. Bezeichnet wird dieses Anlageverhalten von Fachleuten als „Home Bias“. Beobachtet wird die Bevorzugung heimischer Firmen auch in vielen anderen Ländern, die eine nennenswerte Auswahl an Aktiengesellschaften zu bieten haben. Dennoch ist es nicht sinnvoll, sich bei der Aktienanlage vorwiegend auf das eigene Land zu konzentrieren. Eine breite internationale Streuung mindert erwiesenermaßen das Risiko. Sie ist sehr einfach umzusetzen, indem man auf weltweit anlegende Aktien-ETF setzt.

Zwar sind in „Finanztest“-Auswertungen auch Dax-ETF „erste Wahl“, aber eben nur für ein Investment in den deutschen Aktienmarkt. Von der breiten Streuung eines globalen Aktien-ETF mit seinen knapp 1600 Titeln sind sie weit entfernt.

IT-Branche nur schwach vertreten

Das größte Defizit des Dax bleibt weiterhin die unzureichende Branchenabdeckung. Vor allem der Technologiesektor ist in Deutschland, wie in der gesamten Europäischen Union, unterrepräsentiert. Mit dem Softwarekonzern SAP hat Deutschland nur ein einziges IT-Unternehmen von Weltrang. Im Direktvergleich mit den US-amerikanischen Technologieriesen wirkt dieser fast zwergenhaft. So brachte es Microsoft Mitte August 2021 auf einen Börsenwert von fast 1,8 Billionen Euro, SAP jedoch nicht einmal auf 150 Milliarden Euro. Am deutschen Aktienmarkt sind dafür jene Unternehmen präsenter als im Weltaktienindex, die langlebige Konsumgüter produzieren – allen voran Autos. Ein Dax-ETF ist deshalb eine gute Beimischung für ein breit aufgestelltes Wertpapierdepot, nicht mehr und nicht weniger.

Alternativen zu Dax-ETF

Wer auf den bekanntesten Deutschlandindex setzt, macht gewiss keinen Fehler und hat den Vorteil, dass er nicht mal in sein Depot schauen muss, um die Entwicklung zu verfolgen. Den aktuellen Dax-Stand findet man überall. Für Aktienanleger, die nicht nur auf die großen deutschen Unternehmen, sondern zusätzlich auf mittelgroße oder kleine Firmen setzen wollen, gibt es aber interessante Alternativen, die laut „Finanztest“ ebenfalls „erste Wahl“ sind.

Der FAZ-Index ist der älteste deutsche Aktienindex. Er enthält 100 vorwiegend große und mittelgroße Aktien. Einen ETF gibt es von Lyxor (Isin: LU 065 062 402 5), die jährlichen Kosten liegen bei 0,15 Prozent. Sogar rund 160 Aktien bündelt der ETF Vanguard Germany All Cap (IE 00B G14 3G9 7). Seine Kosten liegen bei 0,10 Prozent pro Jahr. Damit beteiligen sich Anleger nicht nur an den Dax-Aktien, sondern auch an Unternehmen aus den Indizes MDax, TecDax und SDax. Ob sie damit auf lange Sicht besser fahren als mit dem Dax allein, lässt sich allerdings nicht voraussagen. mm

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