So vermeiden Handwerker Strafzinsen

von Redaktion

VON SEBASTIAN SCHICK

Juristische Personen wie UGs, GmbHs und so weiter sind immer öfter von Negativzinsen betroffen. Haben Deutschlands Geldhäuser Ende 2020 noch rund 330 Firmen mit Negativzinsen belegt, sind es nun schon gut 550. Das geht aus einer aktuellen Erhebung des Verbraucherportals biallo.de hervor.

Immer kleinere Beträge

Nicht nur das. Bei einigen Geldhäusern werden Geschäftskunden bereits bei kleineren Beträgen abkassiert, die sie zum normalen Geschäftsbetrieb einfach brauchen. So verlangt die Volksbank Remseck 0,60 Prozent ab 20 000 Euro. Die VR Bank in Holstein will 0,60 Prozent ab 10 000 Euro auf dem Girokonto und ab 25 000 Euro auf dem Tagesgeldkonto für ab Juni 2021 neu eröffnete Konten. Die Sparkasse Darmstadt berechnet 0,50 Prozent ab 25 000 Euro für Konten, die ab dem 1. März 2021 eröffnet wurden. Die Krux: Handwerker, Gewerbetreibende und Co. haben oft keine Zeit, sich um Alternativen zu kümmern. Ihrer Erfahrung nach bieten ihnen Sparkassen nur die eigenen Deka-Fonds und die VR Banken die von Union Investment an. Aber mit Ausgabeaufschlägen von bis zu sechs Prozent plus laufenden Kosten von gut einem Prozent sowie Depotgebühren. Da schlucken sie lieber die Kröte Strafzinsen, von der Inflation ganz zu schweigen.

Zweit- und Drittkonten als Ausweg

Um kurzfristig Liquidität hin- und herzuschieben, eignen sich ein oder zwei zusätzliche Firmenkonten. Auch bei denen sollte man darauf achten, ab wann Strafzinsen fällig werden. Was viele nicht wissen: Einige Geschäftskonten wie die von Fyrst, Kontist, N26 oder Fidor sind sogar überwiegend kostenlos. Bei diesen reinen Internetkonten ohne Filialen kann man allerdings keine Beratung erwarten. Manche Anbieter offerieren auch Tages- oder Festgeldkonten für Firmenkunden, die zumindest einen kleinen Zins abwerfen.

Robos auch für Firmen

Was kaum jemand weiß: Digitale Vermögensverwalter, sogenannte Robo-Advisor, öffnen sich zunehmend auch Firmen, also nicht nur Privatanlegern. Wer eine größere Liquiditäts-Reserve mit sich schleppt, kann dieses Geld mittelfristig hier bunkern. Dann winken attraktive Kursgewinne statt Strafzinsen. Wer vorsichtshalber eine sehr defensive Strategie mit maximal 30 Prozent Aktienquote wählte, konnte laut Performancevergleich des Portals biallo.de zuletzt auf Jahressicht bis zu 18 Prozent einfahren (Stichtag 30. September 2021).

Allerdings sollten Anleger beachten, dass historische Werte kein zuverlässiger Indikator für die zukünftige Wertentwicklung sind und der Kapitalmarkt stets Kursschwankungen unterworfen ist. Auch positiv: Die Kosten liegen meist unter einem Prozent. Und will der Unternehmer sein Geld ganz oder teilweise zurück, ist es in ein paar Tagen auf seinem Firmenkonto.

Etablierte Anbieter

Whitebox aus Freiburg ging im Januar 2016 an den Start. Für Firmenkunden stehen bereits ab 5000 Euro Anlagevolumen insgesamt sechs unterschiedliche Anlagestile zur Auswahl. Ginmon aus Frankfurt ist einer der größten unabhängigen Anbieter in Deutschland. Für Firmenkunden beträgt die Mindestanlage 50 000 Euro. Estably ist die erste digitale Vermögensverwaltung aus dem Fürstentum Liechtenstein. Die Mindestanlage für Unternehmen beträgt 100 000 Euro. Deren Vermögensverwaltungsgebühr: 1,2 Prozent pro Jahr. Growney hat jeweils fünf nachhaltige und fünf klassische Strategien im Programm. Firmenkunden können ab 100 000 Euro einsteigen. Die Servicegebühr beträgt 0,38 Prozent und sinkt mit steigenden Anlagevolumina auf bis zu 0,25 Prozent. Die ETF-Kosten kommen bei den klassischen Portfolios auf durchschnittlich 0,18 Prozent, bei den nachhaltigen auf 0,19 Prozent. Damit zählt Growney zu den günstigsten Anbietern am Markt.

Dividenden statt Minuszinsen

Auch Gewerbetreibende können sich bei Genossenschaftsbanken unternehmerisch beteiligen. In Berlin ginge das bei der Volksbank mit bis zu 52 000 Euro. Die Bremische Volksbank sucht seit Kurzem Teilhaber aus ihrem Geschäftsgebiet, die 50 000 Euro investieren wollen – auch ohne Kunde zu sein. Das Gleiche gilt für die Raiffeisenbank im Hochtaunus, die sogar bundesweit Firmen und Privatleuten für 50 000 Euro offensteht. In diesem Jahr wurden wieder 2,5 Prozent Dividende gezahlt. Aber: Man muss eine Kündigungsfrist von meist sechs Monaten beachten.

Mehr Informationen

zum Thema gibt es unter der Fax-Abrufnummer 09001/25 26 65 52 (1 Minute = 0,62 Euro) bis 16. Dezember 2021. Das Fax-Gerät auf „Polling“ oder „Sendeabruf“ stellen, Fax-Service-Nummer wählen und Starttaste drücken. Kein Fax? Senden Sie einen mit 0,95 Euro frankierten Rückumschlag plus 1,55 Euro in Briefmarken unter dem Stichwort „Strafzinsen Handwerker“ an: Biallo & Team GmbH, Bahnhofstr. 25, 86938 Schondorf. Oder Sie schicken eine E-Mail an: ratgeber@biallo.de

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