Strategien gegen Inflation

von Redaktion

Viele Anleger sorgen sich. Ihr Erspartes wirft schon lange keine Zinsen mehr ab. Dazu kommt jetzt eine steigende Teuerungsrate, die zusätzlich an den Rücklagen knabbert. Das Geld einfach zur Bank tragen: Das funktioniert heute nicht mehr. Stattdessen müssen sich Sparer zumindest teilweise vom Zinsmarkt verabschieden, wenn sie mehr aus ihrem Geld machen wollen. Die Zeitschrift „Finanztest“ erklärt, welche Möglichkeiten es gibt. Freilich bleibt die Geldanlage eine sehr individuelle Sache. Von Risikobereitschaft und Engagement des Einzelnen hängt dann auch ab, welche Mischung von Geldanlagen in welchem Verhältnis zum Tragen kommen sollten. Denn: Trotz der mehr als mickrigen Zinsen, die derzeit für Tages- oder Festgeld bezahlt werden, ganz ohne geht es nach Ansicht der Stiftung Warentest doch nicht. Diese Zinsanlagen sorgen dafür, dass der Anleger flüssig bleibt. Außerdem schwanken sie nicht im Wert, was bei anderen Anlagen durchaus der Fall ist. Grundsätzlich hilft gegen Inflation nur die Investition in Sachwerte. Sachwerte sind zum Beispiel Immobilien, Aktien und Gold. Sachwerte begründen echtes Eigentum, ob sich der Kauf gelohnt hat, zeigt sich aber oft hinterher. Denn der Wert dieser Anlagen schwankt, zum Teil ganz erheblich.

So weiß niemand so genau, was eine bestimmte Eigentumswohnung in 20 Jahren wert sein wird. Auch bei Aktien kann es mit dem Wert steil nach oben oder unten gehen. In den vergangenen Jahren ging es mit diesen Anlagen zuverlässig nach oben, doch das muss nicht so weitergehen. Andererseits: Ohne dieses gewisse Risiko gibt es aktuell eben keine Rendite. Sicherheit wird dadurch bezahlt, dass das Geld weniger wert wird, je höher die Inflation, desto stärker. Wichtig ist, dass sich Anleger über die Vor- und Nachteile von Sachwerten im Klaren sind. „Finanztest“ gibt einen Überblick.

Gold

Gold gilt in Krisen als sicherer Hafen. Und es stimmt, Gold schwankt zwar im Wert, verliert ihn aber nicht. Experten halten Gold für eine sinnvolle Beimischung im Depot. „Finanztest“ nennt einen Prozentsatz von zehn Prozent der Anlagesumme. Beim Kauf sollte man sehr kleine Einheiten meiden, weil dann die Aufschläge zum offiziellen Goldpreis am höchsten sind. Als Alternative für diejenigen, die kein physisches Gold verwahren wollen, kommen auch Goldwertpapiere, etwa Goldindex-Fonds infrage, die an der Börse gehandelt werden.

|Werthaltigkeit

Gold hat kein Pleiterisiko.

|Steuervorteil

Kursgewinne sind nach einem Jahr steuerfrei

{Erträge

Die gibt es nicht. Weder laufende Dividenden noch Zinsen. Gewinn bringt nur der Verkauf.

Immobilien

Häuser, Wohnungen und Grundstücke sind Sachwerte in Reinkultur. Doch so sicher wie es scheint, sind auch Immobilien nicht, warnen die Tester. Denn durch den Immobilienboom der vergangenen Jahre sind die Preise gerade in Ballungsräumen wie München und Oberbayern schon sehr hoch. Ein Indikator ist das Verhältnis von Kaufpreis zu erzielbarer Miete. Wenn der Kaufpreis höher ist als 30 addierte Jahresmieten, dann hält die Stiftung Warentest die Investition für nicht mehr attraktiv.

Für Käufer, die selbst einziehen wollen, spielt das keine große Rolle. Sie profitieren von Mietersparnis, den niedrigen Zinsen für Baugeld und oft auch von staatlichen Beihilfen. Wem das Geld zur Finanzierung einer eigenen Immobilie fehlt, kann über offene Immobilienfonds von dem Marktsegment profitieren.

|Sicherheit

Das Kapital ist von Geldentwertung geschützt.

|Zinsvorteil

Das niedrige Zinsniveau hilft Käufern enorm.

{Nebenkosten

Steuern, Notar, Makler: Das alles summiert sich auf mindestens zehn Prozent des Kaufpreises.

{Klumpenrisiko

Die meisten Menschen müssen den Großteil ihres Vermögens für eine Immobilie aufwenden. Risikostreuung geht kaum noch.

Aktien/-Fonds

Mit Aktien und Aktienfonds beteiligen sich Anleger direkt an börsengehandelten Unternehmen. Sie tragen damit auch das Risiko von Erfolg und Misserfolg. Der Kauf einzelner Aktien ist niemandem zu empfehlen, der nicht selbst ein großes Interesse an der Börse und viel Zeit zur Beschäftigung damit hat. Die Tester empfehlen den Kauf von Indexfonds (ETF), die preisgünstig sind und keine Vorkenntnisse der globalen Kapitalmärkte erfordern. Ratsam ist laut Experten ein ETF auf den MSCI World, in dem 1600 Unternehmen gelistet sind.

|Große Chancen

Über lange Zeiträume brachte der Weltaktienmarkt im Durchschnitt sechs bis acht Prozent pro Jahr – trotz aller Krisen und Abstürze.

|Verfügbarkeit

Aktien und Fondsanteile kann man börsentäglich zu Geld machen.

|Erträge

Aktionäre profitieren regelmäßig von Dividendenzahlungen. Die Rendite von Aktien stammt im Schnitt zu einem Drittel aus Dividenden und zwei Dritteln aus Kursgewinnen.

{Kursschwankungen

Wer sein Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt braucht, kann Pech haben. Womöglich sind die Börsen gerade dann auf Talfahrt. Ansonsten sind in solchen Phasen gute Nerven gefragt.

{Verlustrisiko

Besonders bei einzelnen Aktien kann es zu Verlusten kommen, die nicht wieder aufgeholt werden können. Wer zum Beispiel auf die Aktien von Wirecard gesetzt hat, bleibt in der Regel auf Verlusten sitzen.

{Hohe Preise

Die Preise für Aktien sind nach klassischen Bewertungen im Schnit bereits hoch, warnt die Stiftung Warentest. Rückschläge werden wahrscheinlicher.

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