Vorsicht bei Zinsportalen

von Redaktion

Nicht nur keine Zinsen mehr fürs Ersparte bekommen, sondern sogar noch draufzahlen? Noch können Sparer das umgehen, schreibt die Zeitschrift „Finanztest“ (Ausgabe 1/2022). So lohnt es sich, Geld auf mehrere verschiedene Konten zu verteilen und so unter den jeweiligen Freigrenzen zu bleiben. Denn immer mehr Geldinstitute senken diese Grenzen, damit Kunden ihr Geld zum Beispiel nicht kostenfrei auf Giro- oder Tagesgeldkonten parken. Die Regeln für diese Verwahrungsentgelte sind verwirrend: So werden Freigrenzen öfter verändert oder Gebühren steigen mit der Guthabenhöhe an.

Rechtslage

Ob Verwahrungsentgelte grundsätzlich zulässig sind, wird noch gerichtlich geklärt. Bevor eine Bank Negativzinsen vom Konto eines Kunden abziehen darf, muss dieser zwar schriftlich zustimmen. Wer das verweigert, muss allerdings damit rechnen, dass die Bank die Geschäftsbeziehung kündigt. Lohnen kann es laut „Finanztest“ dagegen, mit der Bank zu sprechen. Manche Institute würden auf Strafzinsen verzichten oder diese senken, um Kunden nicht zu verlieren.

Geld verteilen

Wer mit seiner Sparsumme bei seiner Bank dennoch Negativzinsen bezahlen soll, kann sein Geld auf mehrere Institute verteilen und so überall unter der Freigrenze bleiben.

Tagesgeldkonten

Zumindest geringe Zinsen gibt es bei manchen Banken auf Tagesgeldkonten. Hier lohnt vor allem die Suche bei Direktbanken im europäischen Ausland. Sie sind allerdings oft nur über Zinsportale erreichbar. Auch wenn diese für Sparer bequem sind, warnt „Finanztest“ vor mehr als der Hälfte aller dortigen Anlagebanken, weil sie in wirtschaftlich schwachen Ländern sitzen. Zwar ist nach einer EU-Richtlinie jede Zinseinlage bis zu maximal 100 000 Euro abgesichert. Doch steht laut der Zeitschrift infrage, ob die Sicherungssysteme mancher Länder bei einer größeren Bankenpleite Kunden innerhalb von sieben Werktagen ihr Geld zurückzahlen könnten. Denn klar muss auch sein, höhere Zinsen gibt es in aller Regel nur bei einem erhöhten Risiko. Und ob hochverschuldete Länder wie Italien oder Portugal bei einer größeren Bankenpleite alle Sparer schnell ausbezahlen können, scheint den Experten der Stiftung Warentest zumindest zweifelhaft.

Zinsportale

Im Prinzip funktionieren die seriösen Online-Zinsportale so: Der Sparer muss sich einmal per Postident- oder Videoidentverfahren anmelden. Die Anlagengeschäfte wickelt eine deutsche Partnerbank ab. Bei Weltsparen, dem Portal mit den meisten Kunden, ist das die Raisin Bank, bei Zinspilot die Sutor Bank und bei Check 24 die Sutor oder die Varengold Bank. Der Kunde muss zunächst ein kostenloses Verrechnungskonto bei der Partnerbank eröffnen, dann fließen die Spargelder zu der ausgewählten Anlagebank und nach Laufzeitende (verzinst) wieder zurück.

Auch Filialbanken wie die Deutsche Bank, die selbst kaum noch Sparangebote bereitstellen, bieten über kleinere Portale Zugang zu Tages- und Festgeldern anderer Bank – um keine Kunden zu verlieren. Auch die IKB unterhält ein eigenes Zinsportal. Diese fünf Portale (Check24, Deutsche Bank Zinsmarkt, IKB Zinsportal, Weltsparen, Zinspilot) sind die einzigen seriösen, die der Stiftung Warentest bekannt sind.

Betrügerportale

Sie heißen „Investieren49“, „Weltzins“, „Sparpiloten“, „Eurozins“, „deutsche Geldanlage“, „SG Sichere eeldanlage“ und „onlinegeldnalagen“: Gemeinsam ist: Das alles sind Abzockerportale, bei denen schon zehntausende von Anlegern Geld verloren haben. Besonders ärgerlich: Die Internetbetrüger werden nur selten erwischt, denn Konten, auf die Kunden Geld überwiesen haben, werden blitzartig geräumt, sobald das erste Opfer Anzeige erstattet hat, berichten deutsche Staatsanwaltschaften.

Strategien

. Die Tester empfehlen nur Zinsangebote von Banken aus EU-Staaten, deren Wirtschaftskraft Topnoten der drei großen Ratingagenturen bekommen hat.

. Zudem sollten Sparwillige von vornherein auf eines der fünf seriösen Zinsportale setzen.

. Zinsbetrüger sind oft schon an unrealistisch guten Angeboten zu erkennen. Zur Orientierung: Gute Tagesgeldangebote liegen aktuell bei 0,20 Prozent Verzinsung, Festgeldangebote werfen pro Jahr um die 0,50 Prozent ab.

. Vorsicht auch bei lukrativen Festzinsangeboten aus dem Ausland. Der Stiftung Warentest ist nach eigenen Angaben kein einziges seriöses Portal bekannt.

. Man sollte unbedingt auch direkt bei der Bank nachfragen, ob sie tatsächlich mit dem Portal zusammenarbeitet.

. Wer für eine Kontoeröffnung nur eine Ausweiskopie vorzeigen muss, sollte misstrauisch werden: Vorgeschrieben ist, sich bei der Bank per Post- oder Video- identverfahren oder Probeüberweisung zu identifizieren.

. Vor Abschluss sollte man bei einer Festgeldanlage klären, ob sie sich automatisch verlängert, wenn man nicht zum Laufzeitende kündigt.  mm

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