Kriegsentsetzen auch auf dem Börsenparkett

von Redaktion

Auch die Welt an der Börse ist seit Donnerstag eine andere. Anleger und Händler auf dem Börsenparkett sind entsetzt über den Angriff der Russen auf die Ukraine, der erste kriegerische Überfall in Europa seit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Aus der Kriegsangst, die vor Wochenfrist herrschte und für Unsicherheit sorgte, ist bittere Gewissheit geworden. Aber der Handel an den Börsen geht weiter. Mit hohen Ausschlägen nach unten und nach oben. Am Donnerstag nach Putins Angriff sackte der Deutsche Aktienindex Dax zeitweise um mehr als fünf Prozent ab bis auf rund 13 800 Zähler. Zum Wochenschluss am Freitag dann ging es vorübergehend wieder bis auf mehr als 14 500 Punkte nach oben. Binnen Wochenfrist hat der Index zeitweise annähernd acht Prozent verloren, zum Wochenschluss sind es rund vier Prozent.

„Aktien sind ein Spielball der Geopolitik“, umschreibt Robert Halver von der Baader Bank die Lage. Eine nachhaltige Erholung sei an der Börse zunächst nicht in Sicht. Da würden auch überwiegend solide Unternehmensergebnisse, wie von Mercedes oder der Telekom, nichts ändern. Und auch nicht die Tatsache, dass die Dax-Konzerne für 2021 Dividenden in der Rekordhöhe von etwa 45,5 Milliarden Euro ausschütten dürften. Halver senkt seine Dax-Prognose für das Jahresende auf 15 900. Bei der DZ Bank ist man zwar auch vorsichtiger als bislang, erwartet aber immer noch stolze 17 000 Zähler nach bislang 18 000.

Aus aktueller Sicht erscheinen solche Prognosen fast utopisch. Joachim Schallmayer von der DekaBank schließt eine weitere deutliche Talfahrt bis auf 11 500 Zähler nicht aus. Wieland Staud, der auf die historische Entwicklung der Kurse schaut, glaubt an ein Tief zwischen 12 000 und 12 500 Punkten.

Die Unsicherheit werde die Märkte länger in Atem halten, sagt Robert Greil vom Münchner Bankhaus Merck Finck. Wie lange freilich, ist angesichts von Putins Krieg in der Ukraine derzeit unklar. Andere Beobachter sehen Lichtblicke. Die Welt-Konjunktur ziehe schließlich wieder an, und vor allem daran hänge die deutsche Wirtschaft, sagt Schallmayer. Was wiederum für steigende Unternehmensgewinne sprechen würde – eine Voraussetzung für wieder anziehende Kurse. Mittlerweile sei bereits sehr viel Negatives in den Kursen eingepreist, glaubt Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Der Dax habe seine Überbewertung abgebaut und sei jetzt fair eingestuft. Verkaufen solle man jetzt nicht. Vielmehr böten mögliche weitere Kursrückgänge die Gelegenheit, allmählich Aktienpositionen auszubauen. Reinwand sieht den Dax Ende des Jahres wieder bei 16 000 Punkten – trotz Putins Krieg und der extrem hohen Unsicherheit. ROLF OBERTREIS

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