Zur anbrechenden Fastenzeit rückt das Bier für viele wieder ins Zentrum des Interesses. Rund um den Gerstensaft ranken sich diverse Mythen. Hier ein paar verbreitete.
Bockbier ist eine bayerische Erfindung.
Nein. Benannt ist es nach der niedersächsischen Stadt Einbeck. Im 16. Jahrhundert wurde erst das dort gebraute Bier und später der Braumeister mit seinem Know-how nach Bayern geholt. Ursprünglich war das „ainpöcksche“ Bier noch relativ schwach vergoren. Im 17. Jahrhundert entwickelten aus Italien stammende Paulanermönche in München das Bockbier weiter, erhöhten den Stammwürzegehalt und kreierten den „Salvator“, ein Bockbier mit höherem Alkoholgehalt, auch Doppelbock genannt. Noch heute ist die Endung -ator typisch für Doppelbockbiere.
Alkoholfreies Bier ist gar nicht alkoholfrei.
Oft zutreffend. Es gibt tatsächlich nur wenige Hersteller, die ihr alkoholfreies Bier mit 0,0 Prozent Alkohol ausloben. Bei allen anderen alkoholfreien Bieren muss man, je nach Herstellungsverfahren, mit einem Restalkoholgehalt von bis zu 0,5 Prozent rechnen. Dieser ist nicht kennzeichnungspflichtig. Die geringen Mengen sind gesundheitlich unbedenklich und liegen im Bereich des natürlichen Alkoholgehalts von Fruchtsäften beispielsweise. Für Kinder und Jugendliche ist alkoholfreies Bier mit Blick auf die Suchtprävention trotzdem kein empfehlenswertes Getränk, ebenso wenig für trockene Alkoholiker.
Malzbier ist gut in Schwangerschaft und Stillzeit.
Jein. Echtes Malzbier ist für Schwangere und Stillende nicht geeignet, da es bis zu 1,5 Prozent Alkohol enthalten kann. Was umgangssprachlich als Malzbier bezeichnet wird, ist eigentlich ein Malztrunk. Er wird zwar ähnlich wie ein Bier gebraut, aber zusätzlich mit Zucker versetzt, was dem Reinheitsgebot widerspricht. Malzgetränke können wie alkoholfreies Bier bis zu 0,5 Prozent Alkohol enthalten und liefern je nach Menge an zugesetztem Zucker so viele Kalorien wie Softdrinks. Gelegentlich sind sie in Ordnung, ein Nutzen ist aber nicht zu erwarten. In der Schwangerschaft sind kaum extra Kalorien nötig, stattdessen zählt die Nährstoffdichte. In der Stillzeit ist genügend Energie und viel Flüssigkeit wichtig. Malztrunk kann da ab und zu eine schnelle Lösung sein, eine spezielle milchbildende Wirkung lässt sich aber nicht belegen.
Das Reinheitsgebot ist nur noch Augenwischerei.
Nein. Natürlich hat sich das Brauwesen in den letzten Jahrhunderten stark verändert. Das Brauen nach deutschem Reinheitsgebot ist dennoch weiterhin ein wichtiges Qualitätsmerkmal, etwa mit Blick auf die Verwendung von Zusatzstoffen. So dürfen EU-Biere beispielsweise mit Zuckerkulör gefärbt, mit Benzoe- oder Sorbinsäure konserviert oder mit Süßstoffen gesüßt werden. In Deutschland gilt Bier dagegen als traditionelles Lebensmittel, auf dieser Grundlage wurde das EU-Recht stark eingeschränkt: Kohlensäure und Stickstoff als Treibgase sind die einzig erlaubten Zusatzstoffe.
Warmes Bier hilft gegen Erkältungen.
Bedingt. Alkohol ist bei Fieber tabu, weil er den Körper zusätzlich belastet – alkoholfreies Bier ist also vorzuziehen. Warme Flüssigkeit ist bei einer Erkältung in jedem Fall sinnvoll, das kann aber auch Hühnersuppe, Kräutertee oder heiße Zitrone mit Ingwer sein. Vom warmen Bier, gegebenenfalls mit etwas Honig abgeschmeckt, kann man sich durch den Hopfen eine beruhigende, schlaffördernde Wirkung erhoffen, bestenfalls auch eine leicht antimikrobielle Wirkung auf die Schleimhäute.