Regionale Säfte sind umweltfreundlicher

von Redaktion

Das Glas Orangensaft zum Frühstück, die Apfelsaftschorle als Durstlöscher für zwischendurch – Fruchtsäfte sind für viele angenehme Alltagsbegleiter. Schaut man sich die Herstellung von Säften genauer an, wird deutlich, dass Fruchtsäfte Produkte sind, in denen viel Arbeit und Technologie stecken und deren Erzeugung sich unmittelbar auf Umwelt und Gesellschaft auswirkt. Die Deutschen trinken am liebsten Orangen- und Apfelsaft, letzteren gerne auch gemischt als Schorle.

Äpfel zu entsaften ist nicht kompliziert: Die reifen, gesäuberten Früchte werden zu Maische zerkleinert, diese wird gepresst und zentrifugiert, sodass sich der Saft auffangen lässt. Enthaltene Trübstoffe werden nach Bedarf abfiltriert, zuletzt wird der Saft der Haltbarkeit wegen pasteurisiert und abgefüllt. Auch der Pressrückstand, der sogenannte Trester, ist weiter nutzbar, vor allem zur Gewinnung von Pektin, als Tierfutter oder zur Energieerzeugung. Zusätzlicher Pluspunkt: Äpfel wachsen in der Region, weite Transportwege sind also unnötig. Wer im Getränkeregal Preise vergleicht, merkt jedoch schnell, dass der bayerische Apfeldirektsaft keineswegs das günstigste Produkt ist.

Billiger sind Säfte aus Apfelsaftkonzentrat. Dafür werden dem Saft Wasser und Aroma entzogen. Das so gewonnene Konzentrat lässt sich platzsparend über weite Strecken transportieren, bevor es am Zielort mit Wasser rückverdünnt und um die zuvor entzogenen Aromen ergänzt wird. Die Saftausbeute lässt sich zusätzlich erhöhen, wenn die Maische vor dem Pressen mit zellspaltenden Enzymen versetzt wird. Weltgrößter Produzent von Apfelsaftkonzentrat ist China – auf der Saftpackung muss die Herkunft des Konzentrats nicht angegeben werden. Es lohnt sich also, beim Einkauf von Apfelsaft genauer aufs Etikett zu sehen, wenn man heimische Produkte wählen möchte. Vorsicht auch beim Kauf fertiger Apfelsaftschorlen: Nur weil der Produzent seinen Sitz in der Region hat, muss der für die Schorle verwendete Saft nicht von hier stammen.

Noch komplexer ist die Situation bei Orangensaft. Weitere Transportstrecken lassen sich hier nicht vermeiden, weil Orangen nicht im heimischen Klima wachsen. Orangensaft im deutschen Handel stammt meist aus brasilianischen Früchten. Das gilt für Direktsaft wie für Saft aus Konzentrat. Wenig verwunderlich: Die Umweltbilanz ist in beiden Fällen schlechter als beim deutschen Apfelsaft, der nur etwa halb so viele Klimagase verursacht. Nach den Berechnungen des Ifeu-Instituts fallen beim brasilianischen Direktsaft nur geringfügig mehr CO2-Äquivalente an als bei der Variante aus Konzentrat. Das liegt daran, dass die energieaufwendige Konzentratherstellung den Vorteil des platzsparenden Transports weitgehend zunichtemacht.

Recht beliebt ist bei uns auch Orangensaft aus selbst gepressten frischen Früchten. Die stammen meist aus Spanien, haben also weniger Transportkilometer zu bewältigen. Der Import aus Spanien erfolgt aber per Lkw, der aus Brasilien per Frachtschiff – letzteres verursacht pro Kilo Ware deutlich weniger klimaschädliche Gase. Deshalb schneidet auch der selbst gepresste Saft in der Klimabilanz nur wenig besser ab als das Fertigprodukt. Ein weiteres Problem bei Orangen ist die Bewässerung. Gerade in Spanien kann der Orangenanbau die lokale Wasserverfügbarkeit viel stärker gefährden als in Brasilien, so die Einschätzung des Ifeu-Instituts.

In Brasilien wiederum liegt die Orangenwirtschaft in den Händen einiger weniger großer Firmen. Sie stehen immer wieder in der Kritik, etwa wegen unzulässiger Kartellbildung oder ausbeuterischem Umgang mit Arbeitskräften und natürlichen Ressourcen.

Für die Verbraucher in Deutschland bedeutet das: Orangensaft sollte mit Blick auf die Nachhaltigkeit nicht jeden Tag auf den Tisch kommen. Beim Einkauf wählt man nach Möglichkeit Produkte mit Biosiegel und aus Fairem Handel. Dieser unterstützt die Kleinbauern vor Ort durch langfristige Handelsbeziehungen, garantierte Mindestpreise und soziale Projekte.

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