Putin-Krieg belastet

von Redaktion

Putin-Krieg, rasant steigende Energie-Preise, Inflation und Wachstumssorgen prägen weiter das Geschehen auch an der Börse. Auch dort schaut man mit Entsetzen auf die brutalen Attacken von Putins Armee in der Ukraine. Die Bären – die Pessimisten an der Börse im Gegensatz zu den Bullen, den Optimisten – geben weiter die Richtung vor. Darüber können auch Tage mit positiven und extrem positiven Ausschlägen nach oben nicht hinwegtäuschen. Am Mittwoch raste der Deutsche Aktienindex Dax um mehr als 1000 Punkte nach oben. Es war punktemäßig der größte Tagesgewinn, der jemals registriert wurde. Und prozentual mit fast acht Prozent das sechsthöchste Tagesplus seit 1959. Jüngst war der Zuwachs nur am 24. März 2020, als die ersten Hilfspakete in der Corona-Krise geschnürt wurden, mit fast elf Prozent höher. Den höchsten prozentualen Sprung erlebte der Dax am 13. Oktober 2008 in der Finanzkrise mit 11,4 Prozent.

Als „Bärenmarktrally“ umschreiben Börsianer solche Tage. Die meisten der höchsten Tagesgewinne fallen nicht etwa in Phasen generell steigender Kurse, sondern eben in Perioden, in denen es tendenziell und oft stark nach unten geht. Wie dann auch am Mittwoch, bevor es einen Tag später wieder stark nach unten ging. Gegen den Bärenmarkt spricht nicht, dass sich der Dax am Freitag wieder deutlich erholte und zeitweise um fast 500 Punkte oder mehr als drei Prozent zulegte.

Trotzdem liegt das Börsenbarometer seit Jahresanfang aktuell mit mehr als 13 800 Punkten immer noch mit nahezu 14 Prozent im Minus. Beobachter bleiben skeptisch. Der Aktienmarkt hänge kurzfristig an der Nachrichtenlage, sagt Sven Streibel von der DZ Bank. Die Volatilität bleibe hoch. Anleger sollten aber Ruhe bewahren und nicht in Panik verkaufen. Ulrich Kater von der DekaBank sieht viele der negativen Entwicklungen der vergangenen Tage und Wochen bereits in den Kursen berücksichtigt.

Mittelfristig befürchtet Streibel zwar auch Belastungen durch die Zinswende zunächst in den USA, dann später auch in Europa.

Die Aktienmärkte fahren nach Ansicht von Robert Halver von der Baader Bank weiter auf Sicht. Positive Stimmung könne es erst wieder geben, wenn der schädliche Kreislauf aus Sanktionen und Gegensanktionen durchbrochen werde. Jens Herdack von der Berliner Weberbank sieht zwar eine gewisse Stabilisierung der Kurse, bleibt aber gleichzeitig vorsichtig. Er relativiert gleichwohl die Debatte um den Aktienmarkt angesichts der aktuellen Lage. „Im Vergleich zum menschlichen Leid der ukrainischen Bevölkerung erscheinen Überlegungen zu den Auswirkungen der Ukraine-Krise auf die Geldanlagen nebensächlich.“ Wohl wahr.

ROLF OBERTREIS

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