Verkaufen und weiter wohnen

von Redaktion

VON HORST BIALLO

Drastisch steigende Preise für Strom, Gas und Öl machen derzeit besonders den Senioren mit niedrigen Renten zu schaffen. Viele davon wohnen zwar in einer abbezahlten Immobilie. Doch immer weiter steigende Nebenkosten zehren einen Großteil der Rente auf. An energetische Sanierung ist da nicht zu denken, zumal Rentner oft keinen Kredit mehr von Banken bekommen. Was tun?

Leibrente

Wer keine Erben hat oder nichts vererben möchte, weil die Kinder gut versorgt sind, kann das Haus oder die Eigentumswohnung verkaufen und dennoch darin wohnen bleiben. Das sichert einem ein lebenslanges Wohnrecht, welches im Grundbuch abgesichert wird. Den Verkaufserlös erhält man als Leibrente in monatlichen Raten, auf einen Schlag ausgezahlt oder als Kombination von beiden. Die Unternehmen, die die Immobilien kaufen, setzen ein Mindestalter der Verkäufer von 65 oder 70 Jahren voraus. Dieser Wert bezieht sich bei Paaren auf die jüngere Person. Die Rente errechnet sich so: Aus der Restlebenserwartung errechnet sich der Wohnwert. Den zieht man vom aktuellen Marktpreis ab. Denn bei einem normalen Verkauf könnte der Käufer die Wohnung ja vermieten. Der Rest wird dann meist in eine monatliche Rente umgewandelt.

Rechenbeispiel

Ein Paar, bei dem der jüngere Partner 75 Jahre alt ist, kann mit einer monatlichen Rente von rund 2000 Euro rechnen, wenn es ein gut erhaltenes Haus im Wert von 600 000 Euro verrentet. Seriöse Anbieter sind unter anderem die Stiftung Liebenau, die Deutsche Leibrenten AG und die HausPlusRente. Es wird dringend empfohlen, die Verträge juristisch prüfen zu lassen und mehrere Angebote einzuholen. Wichtig ist beispielsweise, dass nach dem Kauf auch die Kosten der Instandhaltung vom Erwerber übernommen werden. Auch Insolvenzrisiken sollten abgesichert sein: Was passiert, wenn der Anbieter zahlungsunfähig wird? Im schlechtesten Fall sind dann sowohl die Immobilie als auch die Rente weg. Experten raten deshalb zu sofortiger Auszahlung der gesamten Summe oder speziellen Schutzklauseln für die Rentenzahlungen.

Darlehen ohne Tilgung

Erst seit Kurzem haben einige Banken und Versicherer neue Produkte für ältere Immobilienbesitzer kreiert, die knapp bei Kasse sind, ihr Haus nicht verkaufen und darin wohnen bleiben wollen. Das Besondere daran: Es sind Darlehen, die man tilgen kann, aber nicht muss. Das könnte man ja seinen Erben überlassen, die das Geld aus dem Immobilienverkauf zurückzahlen. Durch diesen Kniff kommt man auf eine niedrige monatliche Belastung, die auch mit einer kleinen Rente zu stemmen ist. Wer 100 000 Euro aufnimmt, zahlt je nach Ausgestaltung zwischen gut 200 bis 300 Euro an monatlichen Zinsen. Käme eine Tilgung hinzu, wären es 1000 Euro und mehr.

Freie Zinsgestaltung

Manche Anbieter offerieren einen Kreditrahmen mit variablem Zins, wie beim Dispo auf dem Girokonto. Senioren können bis zu 60 Prozent des Beleihungswertes ihrer Immobilie erhalten. Das wäre dann ein Maximalkredit von 300 000 Euro bei einem Immobilienwert von einer halben Million Euro. Je nach Bedarf lässt man sich dann Teile davon auszahlen. Zinsen zahlt man nur für das tatsächlich abgerufene Geld. Oder man nimmt gleich den ganzen Betrag und lässt sich die Zinsen für einen längeren Zeitraum festschreiben. Bei der ähnlich gestrickten Best-ager-Finanzierung der Allianz sollte man hingegen mindestens 60 Jahre alt sein. „Viele Ältere sind glücklich über unsere Finanzierungsmöglichkeit, weil sie bei Banken gar keinen Kredit mehr bekommen“, sagt Allianz-Experte Olaf Haffner, der auch bundesweit unterwegs ist. Sie bekommen Kredit oft nicht aus Bosheit nicht. Sondern weil die Rente zu klein ist, um den Kredit mit Zins und Tilgung zu bedienen.

Teilverkauf

Diese Variante wird aktuell von sehr vielen Anbietern beworben. Dabei wird nicht die ganze Immobilie verkauft, sondern ein Teil von bis zu 50 Prozent. Der Verkäufer erhält ein lebenslanges Wohn- und Nießbrauchrecht für die gesamte Immobilie. Für den verkauften Teil zahlt man eine monatliche Nutzungsgebühr von rund 2,5 bis drei Prozent im Jahr. Bei einem Verkaufserlös von 300 000 Euro sind dies bis zu 750 Euro monatlich. Der Vergleich zur Darlehensvariante zeigt: Das ist teuer, zumal einem beim Kredit die Immobilie ganz erhalten bleibt und nicht nur die Hälfte. Anfallende Reparaturen oder Modernisierungen zahlt der alte Eigentümer auch allein. Der anteilige Käufer ist stiller Teilhaber am Objekt. Verbraucherschützer sehen diese Form daher sehr kritisch.  mit mas

Mehr Informationen

Das mehrseitige Dossier zum Thema gibt es unter der Fax-Abrufnummer 09001/25 26 65 54 (1 Minute = 0,62 Euro) bis 19. Mai.

Oder senden Sie einen mit 1,00 Euro frankierten und adressierten Rückumschlag plus 1,60 Euro in Briefmarken unter dem Stichwort „Immobilienrente“ an: Biallo & Team GmbH, Bahnhofstr. 25, 86938 Schondorf. Oder Sie senden eine E-Mail an: ratgeber@biallo.de

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