Heizöl bestellen wird ein Risiko-Spiel

von Redaktion

VON LISA FISCHER

Angesichts des drohenden Öl-Embargos füllen viele Hausbesitzer bereits ihre Heizöl-Lager auf. In der ersten Hälfte der Woche verzeichnete die Vermittlungsplattform Heiz-oel24 ein stark erhöhtes Bestellaufkommen, wie Geschäftsführer Oliver Klapschus berichtet. Einige Verbraucher sind jedoch unschlüssig: Sollte man jetzt Heizöl bestellen? Der Preis liegt mit rund 1,40 Euro pro Liter hoch. Anfang März lag er allerdings noch bei über zwei Euro. Sollte man deshalb doch abwarten, ob der Preis weiter fällt?

Eine schwierige Frage, meint Kai Eckert, Chefredakteur des Energie Informationsdienstes (EID). „Das Thema Öl-Embargo führt zu Nervosität. Und die wiederum zu steigenden Preisen.“ Generell sei es jedoch sinnvoll, den Heizöl-Tank eher im Sommer aufzufüllen und nicht im Winter. „Denn da steigen wieder die Preise.“

Heizöl in Teilmengen bestellen

„Es kann nicht schaden, jetzt zu bestellen. Man kann nicht viel falsch machen, wenn man zumindest Teilmengen ordert“, rät der EID-Experte. Hin und wieder komme es vor, dass sich Nachbarn zu einer Sammelbestellung zusammenschließen, werden nur kleinere Mengen benötigt. Kosten, wie die Anfahrtspauschale, können so untereinander aufgeteilt werden. Dabei sparen sich die Haushalte laut Eckert 50 bis 60 Euro. „Ob das möglich ist, sollte man vorher beim örtlichen Heizöl-Lieferanten erfragen“, sagt Eckert.

Bei der Frage, jetzt zu bestellen oder abzuwarten, sei der Verbraucher in einer ähnlichen Situation wie der Autofahrer an der Tankstelle: „Betanke ich bei einem günstigeren Preis mein Auto, obwohl ich noch Sprit habe? Oder warte ich bis mein Tank leer ist und ich dringend tanken muss? Damit nehme ich einen höheren Preis in Kauf“, sagt Eckert. Beim Heizöl könne man aktuell nur spekulieren: „Das Risiko trägt jeder selbst.“

Verbraucher, die bereits in der Vergangenheit zu dieser Jahreszeit bestellt hatten, mussten nicht lange auf ihr Heizöl warten. „Aktuell kann es sein, dass man wegen der hohen Nachfrage länger warten muss“, sagt Eckert.

Oliver Klapschus von Heiz-oel24 äußert sich ebenfalls vorsichtig: „Mit Prognosen muss man sehr, sehr vorsichtig sein.“ Vergangene Woche erst sei der Ölpreis angestiegen, aktuell bewege er sich seitwärts. „Wir haben eine außergewöhnliche Situation, die so noch nicht da war.“ Bis April hätten sich Verbraucher noch mit kleinen Bestellmengen von 500 bis 1000 Liter Heizöl eingedeckt. Jetzt, im sogenannten Sommergeschäft, sei der Bedarf sehr groß, so Klapschus. „Es werden weniger kleine Mengen, sondern eher 2000 bis 3000 Liter bestellt.“ Dahinter stünde auch der niedrige Literpreis aus dem Jahr 2020, den Verbraucher gewöhnt waren. „Der ist damals eingebrochen“, sagt Klapschus. Im darauffolgenden Jahr stieg der Preis sukzessive an, weshalb Verbraucher kein Öl orderten. Jetzt müsse sich der ein oder andere eindecken. Der Experte rechne deshalb mit einer anhaltend hohen Nachfrage.

Abwarten und beobachten

Der Mai sei in der Branche normalerweise ein ruhiger Monat, „ein saisonales Tief“. Verbrauchern, die nicht dringend Heizöl benötigen, rät Klapschus, die Sommerzeit zu nutzen – und zu beobachten. „Wenn der Preis sinkt, kann man dann zuschlagen.“

Jedoch sollte man auch bei gleichbleibendem Preisniveau spätestens vor dem Herbst Heizöl bestellen. „Denn da wird es sonst hektisch und die Nachfrage steigt erneut, wenn sich jeder vor dem Winter den Tank auffüllen will.“

Bei allen Heizöl-Preisbewegungen rund um das Thema Öl-Embargo kann der Liter Heizöl am Tag der Bestellung sich deutlich zu dem am Tag der Lieferung unterscheiden. Doch: „Für jede Bestellung gilt der Preis zum Zeitpunkt der Bestellung“, sagt Klapschus. Somit seien beide Vertragsseiten abgesichert. EID-Chefredakteur Eckert rät jedoch, einen Blick in die Vertragsklauseln zu werfen, „das kann nie schaden“.

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