Bequem, sportlich, schwer und teuer

von Redaktion

Die Stiftung Warentest hat solche E-Bikes, die die Grenzen zwischen Mountainbike, klassischem Cityrad oder Trekkingrad zunehmend verschwimmen lassen, getestet. Diese neue Kategorie nennt sich je nach Hersteller Cross–over-, Allroad oder SUV-E- Bike. Allen gemeinsam ist ein stattlicher Preis.

Anspruch

Die neuen elektrischen Räder wollen Komfort bieten, aber auch für den sportlichen Einsatz gerüstet sein. Sie haben gröbere Reifen, die auch Schotterstrecken meistern können. Zumeist sind die Räder mit Gepäckträger, Schutzblechen und Lichtanlage ausgestattet und sind damit zugleich alltags- und voll verkehrstauglich – anders als etwa so manches sportliche Mountainbike.

Realität

Alleskönner sind diese teuren E-Bikes aber nicht wirklich. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest nach einem Test von neun Modellen mit Preisen zwischen 3300 bis 5350 Euro. Sie mussten sich in fünf Kategorien messen. Zwar schneiden fast alle im Test „gut“ ab, ausgenommen von zwei Modellen mit der Gesamtnote „befriedigend“. Auch zeigen alle gute Fahreigenschaften und größere Probleme mit der Sicherheit gab es nicht. Doch die Räder setzen verschiedene Schwerpunkte – mal eher sportlicher, mal komfortabler. Aber Mountainbikes sind sie eben auch nicht. Für Sprünge etwa seien die Rahmen nicht ausgelegt, so die Warentester. Dagegen spricht auch das recht hohe Gewicht aller Modelle, das zwischen 26 bis 29 Kilogramm liegt. Tragen lassen sie sich damit kaum mehr. Und wenn der Akku leer ist, dürfte das am Berg bedeuten: absteigen und schieben.

Testsieger

Auch wenn kein Alleskönner dabei war, ein Rad fiel immerhin durch Vielseitigkeit auf. Und zwar der Testsieger „KTM Macina Aera 671 LFC“ für 4200 Euro. Er konnte sowohl auf als auch abseits der Straße überzeugen.

Beim „Simplon Kagu Bosch CX 275 TR“ auf Platz zwei schlägt das Pendel eher in Richtung City-E-Bike. Es sei sehr komfortabel und die Reifen seien „toll für Asphalt“, heißt es in der Zeitschrift „test“ (6/2022). Zudem ist das 5250 Euro teure Fahrrad als Einziges im Test mit Riemenantrieb und Nabenschaltung ausgerüstet – das ist sehr wartungsarm. Auf den dritten Platz rollt das „Specialized Turbo Tero 4.0 Step-Through EQ“ für 5100 Euro. Ein „sportliches Rad, das für leichtes Gelände taugt“, lautet das Fazit. Das mit 3800 Euro etwas billigere „Stevens E-Universe 6.5 FEQ“ auf dem vierten Platz lobt die Zeitschrift als „sehr alltagstauglich“ – auch aufgrund des sanft unterstützenden Motors.

Akku

Bei allen vier Modellen lässt sich der Akku in rund drei bis etwas über vier Stunden vollladen. Das ist längst nicht bei allen Modellen der Fall. Einige brauchen dafür über acht Stunden.

Im Vergleich: Die schnellsten im Test schaffen das sogar in etwas mehr als zweieinhalb Stunden. Die Ladegeschwindigkeit ist abhängig davon, ob die Akkus mit zwei, vier oder sechs Ampere geladen werden können.

Der Rat der Tester: „Unbedingt darauf achten, dass das mitgelieferte Ladegerät mit vier oder mehr Ampere lädt. Weniger ist nicht zeitgemäß.“ Apropos Akku: Sollte hier Ersatz nötig werden, können für die Modelle im Test zwischen 760 bis 1180 Euro fällig werden.

Auch auf den Einbau der Akkus sollten Käufer achten, denn der ist bei den verschiedenen Modellen unterschiedlich gut gelöst. Wird der Akku von unten eingesetzt, ist er stark Schmutz und Nässe ausgesetzt und kann beim Entnehmen schnell zu Boden fallen und Schaden nehmen.

Gewicht

Eine Gemeinsamkeit haben alle Allzweck-E-Bikes: Sie sind laut den Testern „unglaublich schwer“. Sie bringen zwischen 26 und 29 Kilogramm auf die Waage und lassen sich damit kaum mal über eine Treppe tragen. Auch bergauf fahren ohne Motor wird zum Kraftakt. Meist bleibt nur schieben – eine Erfahrung, die auch sportliche Tester machten.

Abwertung

Bei den zwei Modellen mit der Wertungsnote „befriedigend“ ärgerten sich die Tester unter anderem über die zuweilen „maue“ Ausstattung und schlechtere Fahreigenschaften mit Gepäck. Und in beiden Sätteln fand sich der Weichmacher DPHP.

Kauftipps

. Probe fahren

Angesichts der hohen Preise sollte man ausgiebig Probe fahren, am besten mit verschiedenen Modellen – was einen Kauf im stationären Handel nahelegt, wenn denn die nach wie vor angespannte Liefersituation das ermöglicht.

. Rahmen

Bei E-Bikes ist die Rahmenform nicht maßgeblich, die meisten Räder gibt es in mehreren Rahmenvarian-ten. Man sollte die auswählen, mit denen man auch beim Fahren ohne Motor gut klarkommt. Wer nicht so sportlich ist, wählt besser einen tiefen Einstieg.

. Reichweite

Heute sind Akkus mit 625 Watt und mehr üblich. Das bringt zwar Reichweite, macht die Räder aber auch schwerer und teurer. Wer nur Kurz- und Mittelstrecken fahren will, dem reichen 500 Watt meist aus.

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