So gibt es Strom vom Balkon

von Redaktion

VON MANFRED FISCHER

„Lieferverzögerungen“, „derzeit nicht verfügbar“, „ausverkauft“ – Strom vom Balkon ist begehrt wie nie. „Steckersolargeräte sind dafür da, die Grundlast im Haushalt tagsüber, wenn man in der Arbeit ist, abzudecken“, sagt Jörg Sutter, Photovoltaik-Experte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Und sie sind „ein Einstieg, um bei der Energiewende mitzumachen“.

Steckersolargerät

Die Mini-PV-Anlage besteht meist aus einem oder zwei Solarmodulen. Bis zu einer Wechselrichterleistung von 600 Watt zählt das Gerät als Kleinstanlage und kann „vereinfacht“ beim Netzbetreiber angemeldet werden. Für die Montage infrage kommen: Balkon, Terrasse, Fassade oder Dach. Verändert das Solarmodul das Erscheinungsbild des Hauses, oder erfolgt ein Eingriff in die Bausubstanz, ist die Erlaubnis des Vermieters erforderlich, bei Eigentumswohnungen muss die Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) zustimmen.

Leistung und Nutzung

Eine Nennleistung von 600 Watt bedeutet theoretisch etwa 600 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr. Je nachdem, nach welcher Himmelsrichtung und in welchem Aufstellwinkel das Solarmodul ausgerichtet ist, fällt der tatsächliche Stromertrag geringer aus. Und: Immer wenn das Gerät gerade mehr Strom produziert als verbraucht wird, speist es nolens volens ins öffentliche Netz ein. Beispiel: Für eine 600-Watt-Anlage, die optimal nach Süden ausgerichtet ist, errechnet sich mit dem „Stecker-Solar-Simulator“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin (HTW) eine Stromerzeugung von 556 kWh. Ein vierköpfiger Haushalt in einer Wohnung mit typischem Grundlastprofil verbraucht davon 380 kWh pro Jahr, zu etwa 13 Prozent versorgt er sich selbst mit Strom. 176 kWh gelangen jährlich ins öffentliche Netz. Dafür gibt es in der Regel keine Einspeisevergütung.

Kosten

Die Gerätepreise haben in den vergangenen Monaten angezogen. „Das hängt sicher mit der hohen Nachfrage zusammen, aber auch mit gestiegenen Rohstoffpreisen“, sagt Jörg Sutter. Geräte mit 300 Watt Nennleistung kosten im Schnitt um die 500 Euro, die Preise vieler 600-Watt-Geräte liegen zwischen 750 und 800 Euro. Wobei die Spanne groß ist. Zudem können Installation einer normgerechten Einspeisesteckdose, Stromkreisprüfung und Stromzählertausch mit ein paar Hundert Euro zu Buche schlagen.

Rentabilität

PV-Anlagen sind eine langfristige Investition, das gilt auch für Mini-Versionen. Beispiel: ein optimal nach Süden ausgerichtetes 600-Watt-Steckersolargerät. Der HTW-Rechner kommt für einen vierköpfigen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 kWh und üblichem Grundlastprofil auf 380 kWh, die weniger von den Stadtwerken benötigt werden. Unter der Annahme, dass der Strompreis – im Beispiel 37 Cent – Jahr für Jahr um zwei Prozent steigt, errechnet sich für einen Zeitraum von 15 Jahren eine durchschnittliche jährliche Ersparnis bei den Stromkosten von 162 Euro. Nach sechs Jahren hat sich das Gerät (Preis: 760 Euro) amortisiert.

Nach 15 Jahren sind, die Investitionskosten abgezogen, 1670 Euro eingespart. Kommen Kosten für spezielle Einspeisesteckdose, Handwerker und Stromzählertausch hinzu (geschätzt: 350 Euro), kann sich die Amortisation über acht Jahre hinziehen, unter dem Strich steht eine Ersparnis von 1330 Euro. Ein Single-Haushalt mit 1500 kWh Jahresverbrauch und Ostbalkon kann mit einem senkrecht montierten 300er-Gerät im günstigen Fall in 15 Jahren gut 250 Euro einsparen. Fallen Handwerkerkosten an, zahlt er drauf. Mit einem 600er-Gerät spart er rund 400 Euro.

Förderung

Etliche Kommunen bezuschussen die Anschaffung eines Steckersolargeräts. Hierzu gehören beispielsweise: Aachen (300 Euro), Braunschweig (400 Euro, 2022 ausgeschöpft), Düsseldorf (700 Euro), Freiburg (200 Euro), Oldenburg (300 Euro) oder Stuttgart (100 Euro). Gefragt wie Photovoltaik ist, leeren sich Fördertöpfe schnell, neue Mittel sind dann oft erst für das Folgejahr vorgesehen.

Mehr Informationen

Das mehrseitige Dossier zum Thema gibt es unter der Fax-Abrufnummer 09001/25 26 65 51 (1 Minute = 0,62 Euro) vom 09.06. bis 07.07.2022 Das Fax-Gerät auf „Polling“ oder „Sendeabruf“ stellen, Fax-Service-Nummer wählen und Starttaste drücken. Kein Fax? Senden Sie einen mit 1,00 Euro frankierten und adressierten Rückumschlag plus 1,60 Euro in Briefmarken unter dem Stichwort „Steckersolargeräte“ an: Biallo & Team GmbH, Bahnhofstr. 25, 86938 Schondorf. Oder Sie senden eine E-Mail an: ratgeber@biallo.de

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