Kaum hatte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinswende verkündet, legten viele Banken und Sparkassen den Schalter um. Statt neue Kunden mit Negativzinsen abzuschrecken, lockt heute fast jede zweite Sparkasse und jede dritte Volks- und Raiffeisenbank wieder mit Sparprodukten, allen voran Festgeld-Offerten. Einige hängen dabei eherne Grundsätze wie das Regionalprinzip an den Nagel. So wirbt die hessische Volksbank Mainspitze bundesweit um neue Kunden mit einem Zins von 1,00 Prozent bei drei Jahren Anlagedauer und einer Mindestanlage von 100 000 Euro.
Welchen Zins gibt es?
Spricht für diese Offerte vor allem die allerhöchste Sicherheit der Geldanlage, punkten andere mit höherem Zins und niedrigerem Anlagebetrag. Die niederländische Yapi Kredi Bank bietet den gleichen Zins bei einem Jahr, 1,35 Prozent bei zweien und 1,45 bei drei Jahren Laufzeit und einem Mindestbetrag von 5000 Euro. Bei Deutschlands größter Direktbank, der ING geht es bereits mit 2500 Euro los. Je nach Laufzeit gibt es Zinsen zwischen 0,5 Prozent (ein Jahr) und 1,5 Prozent (fünf Jahre).
Anlegen trotz Inflation?
Die angebotenen Zinssätze liegen zwar alle weit unter der aktuellen Inflationsrate von mehr als sieben Prozent. Doch mit den Zinsen kann man wenigstens einen Teil der Geldentwertung auffangen. Das ist immer noch besser, als Erspartes unverzinst auf dem Girokonto oder Sparbuch liegen zu haben.
Gibt es örtliche Angebote?
Die Festgeldzinsen bei regionalen Anbietern sind zwar generell niedriger als bei überregionalen Offerten, aber sie bieten dafür die höhere Sicherheit. Top-Anbieter sind die Stadtsparkasse Augsburg mit 0,65 Prozent und die Kreissparkasse München mit 0,50 Prozent. Bei den Genossenschaftsbanken liegt die Sparda-Bank Augsburg bei einem Jahr mit 0,80 Prozent vorne, die Raiffeisenbank Aschau-Samerberg bietet dagegen nur 0,2 Prozent an.
Wie sicher sind Einlagen?
In Krisenzeiten ist eine hohe Einlagensicherheit wichtig. Verbraucherschützer empfehlen Banken aus EU-Staaten mit einer Einlagensicherung von 100 000 Euro pro Person, die von den drei großen Ratingagenturen die Topbewertung AAA oder AA erhalten. Hierzu zählen neben Deutschland unter anderem die Niederlande, Österreich und Frankreich. Geldhäuser aus diesen Ländern wie IKB, SWK Bank, Creditplus, Renault Bank direkt, ABC Bank, Merkur Bank oder Bausparkasse Mainz zahlen aktuell zwischen 0,20 und 1,00 Prozent bei einem Jahr Laufzeit. Wer 20 000 Euro anlegt, kann also zwischen 40 und 200 Euro an Zinsen kassieren. Das klingt zwar wenig, aber vor vier Wochen zahlten fast alle Geldhäuser noch gar nichts.
Noch mehr Sicherheit?
Die gibt es bei den regionalen Banken. Über die 100 000 Euro Einlagensicherung pro Person hinaus verfügt die Sparkassen-Finanzgruppe über ein eigenes Sicherungssystem. Es besteht aus dem Sparkassenstützungsfonds der regionalen Sparkassen- und Giroverbände, dem Sicherungsfonds der Landesbausparkassen und der Sicherungsreserve der Landesbanken und Girozentralen. Die Genossenschaftsbanken gehören der BVR Institutssicherung GmbH an. Überdies sind alle 772 Mitgliedsinstitute der freiwilligen Einlagensicherung des BVR angeschlossen. Viele Privatbanken gehören dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken an, der Einlagen über die gesetzliche Summe hinaus absichert.
Gibt es Alternativen?
Hohe Sicherheit und attraktive Renditen bieten Genossenschaftsbanken ihren Mitgliedern in Form von Genossenschaftsanteilen. So zahlte die Frankfurter Volksbank für 2021 satte 7,6 Prozent Dividende und die Münchner Hypothekenbank 4,75 Prozent. Die beiden agieren aber wie die meisten VR-Banken nur regional. Bundesweit Mitglieder sucht hingegen die Raiffeisenbank im Hochtaunus, die 2,50 Prozent zahlte und bei der man pro Person bis 25 000 Euro investieren kann. Die ökologisch orientierte, bundesweit aktive GLS Bank zahlte für 2021 immerhin 1,00 Prozent.
Kündigungsfristen?
Sparer sollten nicht vergessen, ihr Festgeld rechtzeitig vor Fälligkeit zu kündigen. Wird dies verpasst, wird die Laufzeit durch den Anbieter in der Regel zu den dann aktuellen Konditionen verlängert. Je nach Zinssituation kann man dann Glück haben. Oder eben auch Pech.
Mehr Informationen
Das mehrseitige Dossier zum Thema gibt es unter der Fax-Abrufnummer 09001/25 26 65 54 (1 Minute = 0,62 Euro) bis 1. September. Oder senden Sie einen mit 1,00 Euro frankierten und adressierten Rückumschlag plus 1,60 Euro in Briefmarken unter dem Stichwort „Festgeld“ an: Biallo & Team GmbH, Bahnhofstr. 25, 86938 Schondorf. Oder Sie senden eine E-Mail an: ratgeber@biallo.de.