DIE BÖRSENWOCHE

„Es wartet viel Geld an der Seitenlinie“

von Redaktion

Es war dann doch wieder nichts mit den 14 000 Zählern im Dax. Inflationssorgen angesichts des mit 37,2 Prozent höchsten Anstiegs der Erzeugerpreise seit 1949 haben die Aktienkurse am Freitag wieder nach unten gezogen. Der Deutsche Aktienindex Dax rutschte zeitweise sogar unter die Marke von 13 600 Zählern. Die Unsicherheit bleibt groß – angefangen vom russischen Krieg gegen die Ukraine über Rezessionssorgen, die hohe Inflation und bis zu den anhaltenden Problemen in den Lieferketten. Die insgesamt noch ordentlichen Berichte der Unternehmen für das zweite Quartal können über die schwierige Lage nicht hinwegtäuschen. Die Erwartungen für die Unternehmensgewinne sinken. „Eine Reihe negativer Faktoren spricht dafür, dass die unerwartet kräftige Erholung der Aktienmärkte der vergangenen Wochen nun langsam auslaufen dürfte“, sagt Andreas Hürkamp von der Commerzbank.

In Europa potenzierten sich die Probleme, warnt auch Robert Halver von der Baader Bank. Er sieht die Wirtschaft in Euroland auf Rezessionskurs. Die ohnehin bestehende Energiekrise werde jetzt durch die Trockenheit und den Niedrigwasserstand der Flüsse weiter verschärft. Gleichwohl ist er nicht besonders skeptisch. „Es wartet viel Geld an der Seitenlinie, das sich bei nachhaltig verbesserten Perspektiven zurück an die Aktienmärkte traut und für Kursbefestigung sorgt.“

„Der Aktienmarkt befindet sich weiter im Krisenmodus“, sagt Sven Streibel von der DZ Bank. Kurzfristig bleibe er anfällig für Rücksetzer. Auch er verweist auf internationale Rezessionssorgen. Allerdings habe der Dax Gewinnrevisionen der Unternehmen und sogar einen Rückgang der Gewinne um 2,6 Prozent im nächsten Jahr „eingepreist“. Das zeige zwar die hohe Unsicherheit. „Mittelfristig bietet sich dadurch eine Basis für positive Überraschungen und damit Kurspotenzial“. Streibel hält deshalb an seiner Prognose von 14 500 Punkten im Dax zum Jahresende fest. ROLF OBERTREIS

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