Der Stresstest in Zahlen

von Redaktion

Der Stresstest der vier Übertragungsnetzbetreiber war eine hochkomplexe Simulation diverser Nachfrage- und Angebotssituationen in Deutschland und seinen Nachbarländern. Die wichtigsten Zahlen aus der Studie zur Stromversorgung haben wir hier zusammengefasst.

.  Lastdeckung

Es müssen so viele Kilowattstunden erzeugt werden, wie verbraucht werden, sonst droht ein Stromausfall. Dabei gibt es im europäischen Verbundnetz einen ständigen Austausch, je nachdem, wo der Strom gerade gebraucht wird. In einem wenig kritischen Szenario erzeugen deutsche Kraftwerke zwischen Oktober 2022 und 2023 rund 590 Terawattstunden Strom. Unterm Strich werden 27 davon exportiert. Der Großteil (25 Prozent) stammt dabei aus Windkraft. Im kritischsten Szenario sinkt die Erzeugung durch den Ausfall von einigen Erdgas- und Kohlekraftwerken auf knapp 580 Terawattstunden. Ein Teil kann durch Importe ausgeglichen werden. Durch die verbleibende Lücke könnte im Extremfall an maximal zwölf Stunden nicht genug Strom im europäischen System sein, um den deutschen Bedarf vollständig zu decken.

. Netzstabilität

Eine ganz andere Frage ist die Netzstabilität. Vereinfacht: Ohne Hochspannungstrassen muss Strom da erzeugt werden, wo er verbraucht wird. Fällt ein Gaskraftwerk in Bayern aus, lässt sich das kaum mit Windkraft aus Niedersachsen ersetzen. Im schlimmsten Fall bräuchte es 8,6 Gigawatt Leistung aus dem Ausland als Ausgleich, das entspricht rund acht Gaskraftwerken. Eingepreist ist dabei, dass Kapazitäten aus Österreich ausfallen könnten.

. Atomkraftwerke

Gehen die verbleibenden drei Atomkraftwerke wie geplant Ende des Jahres vom Netz, werden sie 8,3 Terawattstunden Strom erzeugt haben, rund 1,4 Prozent der Gesamtjahreserzeugung. Gingen sie in den Streckbetrieb würden es zusätzliche 4,9 Terawattstunden sein. Damit können in Deutschland 0,9 Terawattstunden Strom aus Erdgas ersetzt werden und 1,5 aus Kohle. Je nach Wirkungsgrad der Gaskraftwerke entspricht das einer Einsparung von rund zwei Terawattstunden, 0,02 Prozent des deutschen Jahresgasbedarfs. Ein großer Teil des Stroms würde netzbedingt exportiert werden. Auf europäischer Ebene könnten damit 2,4 Terawattstunden Strom aus Erdgas und 1,8 Terawattstunden aus Kohle ersetzt werden. Auch der Beitrag zur Netzstabilität wurde berechnet: Im Streckbetrieb haben die AKW eine gemeinsame Leistung von drei Gigawatt. Durch ihren Standort können aber nur 0,5 Gigawatt davon für zusätzliche Netzstabilität nutzbar gemacht werden. Damit sänke – im schlimmsten Szenario – der Bedarf an Leistung aus dem Ausland auf 8,1 Gigawatt.  mas

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