Sollen wir den Bausparvertrag aufstocken?

von Redaktion

Georg K.: „Meine Frau und ich besitzen einen Bausparvertrag, den wir seit August 2015 besparen. Die Bausparsumme beträgt 50 000 Euro, der Guthabenzinssatz 0,25 Prozent. Aufgrund der aktuell stark steigenden Zinsen und des baldigen Modernisierungsbedarfs unserer Immobilie, wollen wir den Vertrag optimieren. Wir haben bisher nur 90 Euro monatlich einbezahlt (aktueller Stand: 3900 Euro). Um eine Zuteilung im Jahr 2025 zu erreichen, wurde uns von der Bausparkasse eine Sonderzahlung von 11 500 Euro empfohlen. Der Zins beträgt dann bei Zuteilung 2,94 Prozent. Bei Auffüllung des Vertrages um 21 000 Euro beträgt der Zins 1,94 Prozent. Möglich ist auch eine Anhebung der monatliche Sparrate auf 500 Euro. Was ist am sinnvollsten? Gibt es noch andere Möglichkeiten?“

Sinnvoll ist der Bausparvertrag, wenn Sie Wert auf Zinssicherheit legen. Wenn Sie und Ihre Frau planen, sich 2025 das Bauspardarlehen für die anstehende Modernisierung zuteilen zu lassen und Alternativen erwägen, müssen Sie eine ungefähre Vorstellung haben, wie hoch die Zinsen in zwei bis drei Jahren sind. Aktuell ist die Europäische Zentralbank (EZB) bemüht, mit Leitzinserhöhungen die schwere Inflation von zehn Prozent zu bekämpfen. Die meisten Bank-Volkswirte erwarten bis Mitte 2023 weitere Leitzinserhöhungen um etwa einem Prozentpunkt. Dies würde auch die Anlage- und Kreditzinsen erhöhen. Ein Darlehenszins von knapp drei Prozent oder gar unter zwei Prozent, wie er durch Zuzahlungen in Ihrem Bausparvertrag möglich ist, wäre dann sehr lukrativ.

Die Entwicklung der Zinsen über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr lässt sich aber kaum seriös prognostizieren, da die Zinsentscheidungen der EZB auch von der Konjunkturentwicklung und der politischen Einflussnahme hoch verschuldeter EU-Staaten beeinflusst wird. Es ist daher möglich, dass die EZB die Leitzinsen senkt, obwohl die Inflation noch hoch ist. Möglich ist auch, dass dann wegen der hohen Inflation die Marktzinsen trotz schwacher Konjunktur hoch bleiben. Wenn Sie daher Wert auf Zinssicherheit legen, ist eine zusätzliche Einzahlung für die Zuteilung des Bauspardarlehens keine schlechte Entscheidung.

Die Nachteile des Bausparvertrages sind niedrige Guthabenzinsen, oft hohe Nebenkosten und eine relativ hohe Belastung in der kurzen Tilgungsphase. Alternativ könnten Sie ihr Erspartes als Tagesgeld bei einer Bank mit Einlagensicherung anlegen und später für die Modernisierung einen Hypotheken- oder Ratenkredit bei einer Bank aufnehmen. Steigen die Leitzinsen, steigen auch die Zinsen für das täglich abrufbare Tagesgeld. Die Hypothekenzinsen für ein Immobiliendarlehen mit einer Zinsbindung von fünf Jahren liegen aber auch bei günstigen Anbietern bei knapp vier Prozent. Hinzu kämen im Gegensatz zum Bausparvertrag noch Grundbuch- und Notarkosten.

Aufgrund des relativ geringen Darlehensbetrages wäre ein Ratenkredit ohne Grundbuch- und Notarkosten sinnvoller. Die Ratenkredit-Zinsen sind aber in der Regel höher Der Vorteil der höheren Tagesgeldzinsen wird damit von den teueren und wahrscheinlich weiter steigenden Kreditzinsen mehr als aufgehoben.

Sofern Sie nicht von deutlich niedrigeren Zinsen im Jahr 2025 ausgehen, erscheint die Finanzierung mit dem Bausparvertrag auch im Vergleich zu den aktuellen Finanzierungsalternativen eine gute Wahl. Sollte die Modernisierung auch eine energetische Sanierung oder eine Erneuerung der Heizungstechnik umfassen, empfehle ich Ihnen auch unter Berücksichtigung aktueller Fördermittel eine Energieberatung beim VerbraucherService Bayern (https://www.verbraucherservice-bayern.de/themen/energie/energieberatung).

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