Kfz-Prämien steigen: Wechsel lohnt heuer besonders

von Redaktion

Autoreparaturkosten steigen, die in der Pandemie gesunkene Unfallhäufigkeit nimmt wieder zu. „Sparen ist das große Thema“, sagt Jörg Rheinländer. Wenn es stimmt, was der für Kfz-Policen zuständige Vorstand von Deutschlands führendem Autoversicherer Huk Coburg sagt und was auch Spatzen von den Dächern anderer Versicherer pfeifen, dürfte die Wechselsaison bei Kfz-Haltern starke Sparreflexe auslösen.

Zum 30. November können sie wie jedes Jahr ihre Kfz-Police wechseln, was besonders dann passiert, wenn Prämien steigen. Das ist diesmal auf breiter Front zu erwarten. Rückversicherer, auf deren Schultern andere Versicherer ihre Risiken verteilen, haben jüngst erheblichen Bedarf für höhere Kfz-Versicherungsprämien erklärt. Gut zehn Prozent müssten die Aufschläge betragen, um steigende Reparaturkosten auszugleichen, sagen sie.

Ob es so herb kommt, bestimmen letztlich Kfz-Versicherer mit Endkundenkontakt wie Huk oder Allianz. Aber was Rheinländer über den Markt und das eigene Haus sagt, lässt Ungutes vermuten. „Nach neun Monaten 2022 sehen wir eine Erhöhung der Kfz-Schadendurchschnitte um rund zehn Prozent, im Markt wird es deshalb diesmal sicher nicht zu versicherungstechnischen Gewinnen kommen“, warnt der Versicherungsmanager.

Die letzten beiden Jahre hat die Branche in Deutschland noch Milliardengewinne erzielt, weil in Pandemie und Lockdown weniger gefahren wurde, was die Unfallzahlen reduziert hatte. Jetzt normalisiert sich das Fahrverhalten wieder. Was aber mit anziehender Inflation deutlich steigt, sind Ersatzteilpreise und Löhne in Werkstätten. „Auch explodierende Energiekosten schlagen durch, Lackieren ist energieintensiv“, benennt Rheinländer einen weiteren Kostentreiber.

Wie stark der Marktführer mit 13,5 Millionen Kunden seine Kfz-Prämien nun erhöhen wird, lässt er offen. Einen Hinweis gibt der Rabattrückgang für Elektroautos. Vor Jahresfrist hatte Huk die noch um pauschal zehn Prozent günstiger versichert, aktuell beträgt der Abschlag nur noch fünf Prozent.

Die Allianz, mit rund 8,7 Millionen Kunden die heimische Nummer zwei bei der Kfz-Versicherung, hat zuletzt eine Spanne von fünf bis zehn Prozent genannt, mit der Versicherungsprämien aller Art demnächst inflationsbedingt angehoben würden. Hinter vorgehaltener Hand hört man Werte um die zehn Prozent auch aus anderen Häusern.

Das dürfte Fahrzeughalter reihenweise auf die Suche nach einem günstigen Anbieter treiben. 2021 haben in einem bei den Prämien stabilen bis rückläufigen Markt 1,3 Millionen von ihnen ihren Kfz-Versicherer gewechselt.

Nach neun Monaten haben in Deutschland dieses Jahr noch 7,4 Millionen Autos ihren Besitzer gewechselt oder sind neu gekauft worden. Voriges Jahr um diese Zeit waren es 8,5 Millionen und 2019 sogar 9,5 Millionen Fahrzeuge. Weil Chips fehlen, sind bei Neuwagen die Wartezeiten oft lang. Wenn alles teuerer wird und eine Rezession droht, fährt man den alten Wagen zudem länger, was den Gebrauchtwagenmarkt drosselt. Wenn es aber Autoversicherer damit gerade schwer haben, an neue Kunden zu kommen, drehen sie diesen Herbst vielleicht doch nicht so stark an der Preisschraube, um Kunden nicht zur Konkurrenz zu treiben. Aber: „2023 wird die Inflation nicht enden“, sagt Rheinländer. Das Jahr bringt damit absehbar weitere Verteuerungen bei Ersatzteilen und Werkstattstunden bei zugleich hohen Energiepreisen. Damit scheint eine zweite Runde von Tariferhöhungen vorprogrammiert.

THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

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