Eine Handvoll Chips – das geht bei den meisten gar nicht. Wenn so eine Tüte einmal offen ist, ist sie auch fast schon wieder leer. Ein ganz unproblematischer Genuss sind Kartoffelchips freilich nicht: viel Fett, viele Kohlehydrate und oft auch noch viel Salz. Doch bei fünf der 25 Produkte, die die Stiftung Warentest für ihr November- „Test“-Heft untersucht hat, kommen auch noch Schadstoffe hinzu. Zu viel Acrylamid, Glykoalkaloide, Mosh und Glycidol führen zu Bauchschmerzen – und zur Note „mangelhaft“.
Der Test
Die Experten haben die Menge an Chips berechnet, die Kinder und Erwachsene ohne gesundheitliche Nebenwirkungen wegknabbern können. Je kleiner die unkritische Menge, desto schlechter die Bewertung. Als Grenze zum „Mangelhaft“, legten die Tester die Portionsgröße von 50 Gramm für ein 16 Kilogramm schweres Kind fest sowie 125 Gramm für einen 60 Kilogramm schweren Erwachsenen. Insgesamt waren 25 Kartoffel-Produkte im Test: Chips, Stapelchips und Kartoffel-Snacks. Am Ende schnitten acht Produkte gut ab, sechs befriedigend, sechs ausreichend und fünf mangelhaft.
Die Nährwerte
Gesunde Kartoffelchips gibt es nicht. Für Kartoffelchips werden Scheiben der Knolle in Öl frittiert. Stapelchips und Kartoffel-Snacks werden aus Teig geformt und dann frittiert, Basis sind Kartoffelpulver und -stärke. Alle Sorten bringen 30 bis 32 Gramm Fett je 100 Gramm mit und haben 524 bis 530 Kalorien. Vergleichsweise fettarm waren die Testsieger, die Krossen Kerle hatten nur 23 Gramm Fett je 100 Gramm. Die Bio-Chips von Denns dagegen brachten es auf 40 Gramm. Damit hätte eine durchschnittliche Frau schon zwei Drittel der empfohlenen Tagesration verzehrt, Männer immerhin die Hälfte. Auch der Salzanteil ist problematisch, im Schnitt liegt er bei 2 Gramm je 100 Gramm.
Die Alternativen
Im Handel gibt es auch Alternativen wie Gemüsechips und Produkte aus Hülsenfrüchten. Diese sind laut den Testern aber aus gesundheitlicher Sicht nicht besser als Kartoffelchips. Die verwendeten Pastinaken, Roten Bete, Karotten oder Süßkartoffeln werden ebenso frittiert und haben dadurch auch ähnliche Kalorien und Schadstoffe. Einen „Frei-Snack-Schein“, wie die Tester schreiben, gibt es also nicht, auch nicht bei Hülsefrüchten-Chips, die zwar nur gebacken werden und daher etwas leichter sind. Dafür enthalten sie mehr Salz und sollten ebenfalls nur in Maßen genossen werden.
Die Schadstoffe
In jeder zweiten Packung fanden sich zu viele Schadstoffe. Zum einen durch Acrylamid, das beim Frittieren und Backen mit der Bräunung entsteht. Der Schadstoff kann das Erbgut verändern und löst möglicherweise Krebs aus, warnen die Tester. Außerdem gibt es von Natur aus giftige Glykoalkaloide wie Solanin. Diese Pflanzenstoffe können durchs Frittieren und den damit verbundenen Entzug von Wasser in den Chips konzentriert auftreten.
Der Mineralölkohlenwasserstoff Mosh entsteht bei der Produktion, zum Beispiel durch Schmieröl, und kann sich im Körper anreichern. Glycidol entsteht beim Frittierprozess und gilt als möglicherweise krebserregend.
Die Verpackung
Chipsdosen wirken aufgrund ihres Pappe-Anteils irgendwie umweltfreundlich, sind es aber nicht. Die Tüten sind da wesentlich leichter zu recyceln. Die Dosen, die für Stapelchips verwendet werden, bestehen aus beschichteter Pappe, Weißblechboden und Plastikdeckel. Wegen des Metallanteils landet die ganze Verpackung im Metallrecycling, das heißt, alles außer dem dünnen Boden wird nicht wiederverwertet. Das Tütenmaterial lässt sich den Testern zufolge gut wiederverwerten. Beide Verpackungen gehören übrigens in den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne.
Die Sieger
Testsieger sind die Kartoffelchips von Krosse Kerle (1,73 Euro/100 Gramm). Knusprig, gut gewürzt, dabei mit dem geringsten Fett- und Salzgehalt, urteilten die Tester. Bei den Kartoffel-Snacks liegen die Pom-Bären vorn (1,99 Euro) und bei den Stapelchips schnitten die von Edeka Gut & Günstig sowie die von Rewes Eigenmarke Ja am besten ab (jeweils 74 Cent). Preissieger wurden die Aldi Sun Snacks Chips Paprika Style zu 50 Cent. „Gut“ schnitten nach Crunchips (1,02 Euro/100 Gramm) und Chio-Chips (1,14 Euro) ab. Bei den Kartoffel-Snacks waren noch Kauflands K-Classic Sonne Mond & Sterne (89 Cent/100 Gramm) gut.
Die Verlierer
Unter den Testverlierern, die mit der Note „mangelhaft“ durchfielen, sind ausschließlich Bio- und Marken-Chips. Sie schmeckten den Testern zufolge ranzig (die Bio-Chips von Trafo) bis brandig und bitter (wie die Bio-Chips von Denns). Zur Abwertung führte aber die Schadstoffbelastung. Die Chips von Rob´s zum Beispiel waren sehr stark mit Acrylamid belastet. Auch Denns Chips liegen hier über dem Richtwert. Am stärksten mit Pflanzengiften belastet waren die Chips von Kettle. Ebenfalls mangelhaft: Die Stapelchips von Pringles, die sehr hoch mit dem Mineralölkohlenwasserstoff Mosh belastet, zudem mit Glycidol. com