Alle Jahre wieder kommt das Weihnachtsgeld. Das gilt zumindest für die meisten Tarifbeschäftigten. Laut Statistischem Bundesamt erhielten im vergangenen Jahr 87,2 Prozent von ihnen eine Gehaltsaufbesserung im November oder Dezember. Doch dieses Jahr hat sich das wirtschaftliche Umfeld eingetrübt. Kürzen die Unternehmen deshalb das Weihnachtsgeld für ihre Angestellten? Wir haben uns bei großen Arbeitgebern in Oberbayern umgehört.
Metall + Elektro
Bei MAN, MTU und Infineon ändert sich wenig. Auch in diesem Jahr erhalten die Beschäftigten bis zu 55 Prozent eines Monatsverdienstes ausbezahlt, gestaffelt nach Betriebszugehörigkeit. Das ist so im Tarifvertrag der bayerischen Metall- und Elektroindustrie festgelegt. Eine Streichung oder Kürzung des Weihnachtsgelds wäre nur auf der Basis eines Ergänzungstarifvertrags möglich, erklärt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw, Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Der Tarifabschluss gilt auch für BMW. Der Autobauer zahlt seinen Angestellten allerdings abhängig von der Betriebszugehörigkeit ein übertarifliches Weihnachtsgeld von bis zu 100 Prozent eines Monatsgehalts. Knorr-Bremse ist dagegen nicht tarifgebunden, zahlt aber ebenfalls ein Weihnachtsgeld in gleicher Höhe wie letztes Jahr.
Chemie
Auch in anderen Branchen ist das Weihnachtsgeld kollektivvertraglich geregelt. So erhalten die Mitarbeiter von Wacker Chemie und Roche gemäß dem Tarifabschluss für die Chemieindustrie ein Weihnachtsgeld in Höhe eines Monatsgehalts.
Versicherungen/Banken
Die Allianz überweist gemäß dem Versicherungstarifabschluss ihren nichtleitenden Mitarbeitern im Innendienst 80 Prozent eines Gehalts. Bei der Stadtsparkasse München gibt es anstelle eines Weihnachtsgeldes eine Sparkassensonderzahlung in Höhe von rund einem Monatsgehalt. Bei der HypoVereinsbank bekommen die Beschäftigten, wie in den Vorjahren auch, das tariflich vereinbarte 13. Monatsgehalt.
Stadt München
Auch die 43 000 Mitarbeiter der Stadt München erhalten heuer ein Weihnachtsgeld. Die Höhe orientiert sich an den jeweiligen Besoldungs- oder Tarifgruppen, wobei die unteren Gruppen ein prozentual höheres Weihnachtsgeld erhalten. Das jeweilige Entgelt beträgt zwischen 52 und 85 Prozent eines Gehalts.
Technologie
Die amerikanischen Software-Riesen Google und Microsoft, die in München große Standorte unterhalten, wollen sich nicht äußern. Von Amazon heißt es, Mitarbeiter in der Logistik erhalten ein Weihnachtsgeld von 400 Euro ab einer Betriebszugehörigkeit von sechs Monaten. Das sei aber nur eine Zusatzleistung im Rahmen des Vergütungspakets, das auch eine kostenlose Lebens- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung umfasse.
Post
Bei der Deutschen Post erhalten Brief- und Paketzusteller ein volles 13. Monatsgehalt.
Einzelhandel
Der Tarifvertrag für die Angestellten im Einzelhandel in Bayern sieht ein Weihnachtsgeld von 62,5 Prozent eines Monatsgehalts vor. Voraussetzung für den Anspruch ist eine Betriebszugehörigkeit von zwölf Monaten am 1. Dezember. Allerdings sind viele Einzelhändler nicht tarifgebunden.
Fazit: Trotz der momentan schwierigen Wirtschaftslage scheinen Kürzungen des Weihnachtsgelds zumindest bei den großen Unternehmen im Raum München derzeit kein Thema zu sein. Auch Bertram Brossardt von der vbw sagt: „Uns liegen keine Informationen vor, dass Unternehmen in großem Maße das Weihnachtsgeld streichen oder kürzen wollen.“
Inflationsprämie
Beim Thema Inflationsausgleichsprämie halten sich die meisten Unternehmen bedeckt. Knorr-Bremse prüfe aktuell die rechtlichen Voraussetzungen, heißt es von dem Unternehmen. Man begrüße die Initiative des Gesetzgebers aber ausdrücklich. Auch bei BMW zeigt man sich erfreut, dass Sonderzahlungen bis zu 3000 Euro in der aktuellen Krise steuerfrei sein sollen. Eine Auszahlung versprechen will das Unternehmen aber nicht, man könne sich einen Inflationsausgleich als Teil der Verhandlungslösung in den Tarifverhandlungen vorstellen. Auch etliche andere Unternehmen haben noch keine Entscheidung getroffen und berufen sich auf laufende oder anstehende Verhandlungen mit den Gewerkschaften oder Betriebsräten.
Amazon hat sich gegen eine Inflationsprämie entschieden, auch die Post plant aktuell nicht damit. Angestellte von Roche und Wacker Chemie dürfen sich nach abgeschlossener Tarifrunde auf eine Zahlung von zweimal 1500 Euro freuen.