Sichere Rente aus der Immobilie

von Redaktion

VON WOLFGANG MULKE

Deutschlands Rentner sind oft vermögend, zumindest auf dem Papier. Über sechs Millionen Immobilien gehören ihnen und sind bereits abbezahlt. Zugleich haben viele von ihnen vergleichsweise wenig auf der hohen Kante, weil sie ihre Ersparnisse während des Arbeitslebens in ihr Haus oder ihre Wohnung gesteckt haben. Der Bedarf an neuen finanziellen Spielräumen ist aus unterschiedlichen Gründen auch im Alter hoch. So können fällige Instandhaltungsarbeiten plötzlich hohe Beträge kosten oder die Rente selbst fällt nicht so üppig aus, um den gewohnten Lebensstandard zu erhalten.

Eine von Finanzdienstleister angepriesene „Immobilien-Rente“ könnte da helfen. Das Versprechen ist einfach. Kunden erhalten viel Geld auf einmal oder eine regelmäßige monatliche Zahlung und dürfen ihr Leben lang im eigenen Heim wohnen bleiben. Dafür verkaufen sie die Immobilien ganz oder teilweise. Das klingt einfach und vernünftig. Doch in der Praxis sind die Angebote schwer zu durchschauen und nicht für alle potenziellen Kunden gleichermaßen geeignet. „Grundsätzlich kann man kein Modell pauschal empfehlen“, sagt Alexander Krolzik von der Hamburger Verbraucherzentrale, „es hängt immer von der individuellen Lebenssituation ab, zum Beispiel den Zielen und Wünschen.“

Leibrente

Leibrenten gibt es schon lange. Das Prinzip ist leicht verständlich. Die Immobilie wird im Grundbuch an einen neuen Eigentümer überschrieben. Im Gegenzug wird eine lebenslange Rentenzahlung ausgehandelt. Wer bei dieser Vereinbarung das wirtschaftlich bessere Ende für sich hat, hängt von der Lebensdauer ab. Wird der Empfänger sehr alt, können die Auszahlungen den Wert der Immobilie sogar übersteigen.

Stirbt er früh, ist die Abmachung finanziell ein schlechtes Geschäft. Denn der nicht ausbezahlte „Restwert“ der Immobilie wird normalerweise nicht an die Erben ausgezahlt.

Ein Punkt ist für die meisten Menschen entscheidend. Sie wollen beim Vertrags- abschluss sicher sein, dass sie ein lebenslanges Wohnrecht in ihrem bisherigen Eigenheim genießen. Das lässt sich vertraglich vereinbaren, etwas durch ein Nießbrauchrecht, das unbedingt im Grundbuch als Last eingetragen werden sollte.

Teilverkauf

Angebot für den Teilverkauf einer Immobilie gibt es in Deutschland erst seit wenigen Jahren. Dabei veräußert der Rentner einen Anteil von bis zu 50 Prozent der Immobilie an einen Investor. Mit einem Schlag kann er so über einen höheren Geldbetrag verfügen. Der Mehrheitseigentümer der Immobilie kann bis zum Lebensende in seinen vier Wänden zuhause bleiben.

Doch ist das Modell nicht ganz risikofrei und wird von einigen Experten der Verbraucherzentrale auch als teuer eingestuft. Denn für die weitere Nutzung des Hauses oder der Wohnung wird ein Entgelt fällig, eine Art Miete sozusagen. Auch für die spätere Verwertung berechnet der neue Miteigentümer eine Gebühr. Auf der anderen Seite kann der ursprüngliche Eigentümer weiter fast alle Veränderungen alleine bestimmen, den anderen Besitz- anteil zurückkaufen, den verkauften Anteil erhöhen und den Restwert vererben.

Umkehrdarlehen

Aus den USA kam das Umkehrdarlehen (Reverse Mortage) auch nach Deutschland. Dabei baut der Rentner Monat für Monat neue Schulden auf. Davor schrecken viele Ältere zurück. So ist dieses Modell auch nicht weit verbreitet. Als Sicherheit für das Darlehen dient die Immobilie. Zurückgezahlt werden die Schulden zum Beispiel durch den Verkauf der Immobilie nach dem Tod des Eigentümers durch seine Erben oder den Gläubiger. Laut Verbraucherzentrale ist das Modell aber ebenfalls im Vergleich zu einem normalen Kredit teuer. Doch Ältere finden nicht immer eine Bank, die ihnen ein „normales“ Darlehen gewährt.

Schwieriger Vergleich

In einem Punkt sind sich Anbieter und Verbraucherschützer einig. „Es ist schwer, ein ausgewogenes Bild zu finden mit allen Vor- und Nachteilen“, sagt Christoph Neuhaus, Chef des Teilverkaufs-Anbieters Wertfaktor, „das würde den Verbrauchern helfen.“ Neuhaus plädiert für eine staatliche Regulierung, mit der die Kosten der verschiedenen Modelle für die Interessenten sichtbar werden. Auch Alexander Krolzik von der Verbraucherzentrale Hamburg sieht das Informationsdefizit. Professionelle Beratungen bieten nur die Verbraucherzentralen in Hamburg und Bremen. Darüber hinaus gibt es im Internet informative Portale, allerdings ohne Gewähr, dass dahinter nicht bestimmte wirtschaftliche Interessen stehen.

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