Fisch essen ohne schlechtes Gewissen

von Redaktion

VON HANNO SCHÜLER

Den eigenen Fischkonsum nachhaltig zu gestalten, kann kompliziert sein. Denn wer an der Fischtheke eine Wahl treffen muss, sollte nicht nur nach Geschmack und Preis entscheiden, sondern auch an Bestandsgrößen und Fangmethoden denken. Denn nicht jeder Fisch wird umweltverträglich gefangen: So bleiben auch Jungtiere und kleinere Arten als Beifang im Fischernetz hängen, teilweise schaben Schleppnetze auch den Meeresboden ab und zerstören so Lebensräume.

Gütesiegel schaffen Orientierung

Viele Verbraucher sind deshalb verunsichert, bei welchen Arten sie guten Gewissens zugreifen können. Orientierung geben verschiedene Fischratgeber und Gütesiegel (siehe links). Der Haken daran: Die zugrunde liegenden Kriterien sind uneinheitlich, weshalb sich manche Empfehlungen widersprechen. Deshalb haben die Verbraucherzentralen jetzt zusammen mit dem WWF, der Deutschen Umwelthilfe, dem Deutschen Naturschutzbund und dem Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung eine gemeinsame Liste „Guter Fisch“ erstellt (frei zugänglich auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Bayern.)

Zehn Fische sind empfehlenswert

Empfehlenswert sind der Liste zufolge zehn Fische und eine Muschelart – aber nur, wenn auch Fanggebiet und Fangmethode stimmen. Die Verbraucherzentralen raten, beides genau abzugleichen, damit am Ende kein Fisch aus einem stark bedrohten Bestand im Einkaufswagen landet (siehe Kasten). Nötig sei eine bewusste Wahl, sagt Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin. „Wir wollen Fischhändler ermutigen, vorrangig Fische aus der ,Guter-Fisch-Liste‘ in ihr Angebot aufzunehmen. Manche Arten klingen vielleicht unbekannt, aber im Sinne der Nachhaltigkeit lohnt es sich, eher zu diesen zu greifen.“ Die Liste sei nicht vollständig, sondern stelle einen kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen den beteiligten Organisationen da.

Fische aus Nord- und Ostsee

Zugreifen dürfen Verbraucher bei drei Plattfischen aus der Ostsee: Der Flunder, der Scholle und der Kliesche. Diese dürfen mit Reusen oder Fallen gefangen werden, nicht aber mit Grundschleppnetzen, die den Meeresboden beschädigen. Auch der Hering ist unbedenklich, solange er vor Nordirland oder im Golf von Riga gefangen wurde. Die Bestände im Bottnischen Meerbusen zwischen Schweden und Finnland sind dagegen„etwas zu klein“, dort gefangene Heringe sind deswegen nur „bedingt empfehlenswert“. Das gleiche Prädikat erhalten Heringe aus der Nordsee. Dort sind die Bestände zwar groß, schrumpfen aber bereits seit zehn Jahren. Auch Makrelen und Ostseesprotten sind nur „bedingt empfehlenswert“; beide Arten werden für die Fischmehlproduktion überfischt.

Fische aus den Ozeanen

Zu den „Guten Fischen“ gehören dagegen zwei Lachsarten aus Alaska, der große Ketalachs und der kleinere Rotlachs. Auch der Seelachs (oder Köhler) aus der Barentssee im Nordatlantik und der Stöcker aus den Gewässern rund um die Iberische Halbinsel zählen dazu. Ebenfalls zugreifen kann man bei zwei Thunfischarten: Der Weiße Thun aus dem Nordatlantik und der kleinere Bonito aus dem Indischen Ozean. Beide kommen weltweit in warmen Gewässern vor, deshalb müssen Verbraucher hier besonders auf die richtige Herkunft achten. Außerdem sollten Thunfische nur mit der Angel gefangen werden.

Empfehlenswerte Meeresfrüchte

Mit der Miesmuschel darf auch eine Meeresfrucht auf den Teller, solange sie aus einer Leinenkultur stammt. Tintenfische und Kalmare stehen dagegen nicht auf der Liste lauf WWF sind die meisten Arten aber zumindest „Zweite Wahl“, solange sie mit der Angel gefangen werden. Die Bestände sind bei vielen Arten schwankend.

Tiere aus Aquakulturen

Aquakulturen können ebenfalls problematisch sein, sagt Britta Schautz. Die Fische würden oftmals mit Wildfischen gefüttert, was zur Überfischung in den Meeren beitrage. Zudem belasten viele Aquakulturen die Umwelt, beispielsweise durch Überdüngung und den Einsatz von Antibiotika. Laut dem WWF ist die Garnelenzucht in Asien besonders umweltschädigend.

Gute Nachrichten hat Schautz dagegen für Liebhaber der in Südbayern heimischen Süßwasserfische: Renke, Saibling und Forelle aus EU-Bio-Aquakulturen kann man bedenkenlos kaufen. Und: wer an Weihnachten aus Tradition Karpfen auftischt, macht alles richtig. Denn der Allesfresser wird fast ausschließlich mit Getreideprodukten gefüttert; manche Züchter verzichten sogar ganz auf Zufütterung.

Wer auf Garnelen nicht verzichten will, kommt ebenfalls in Bayern auf seine Kosten: In Langenpreising bei München züchtet das Unternehmen Crusta Nova die Krustentiere in umweltschonender Kreislaufwirtschaft.

Aal ist nicht empfehlenswert

Den Aal dagegen, ebenfalls eine beliebte Weihnachtsdelikatesse, sollte man auf keinen Fall verzehren, warnt der WWF. Der Raubfisch ist vom Aussterben bedroht. Auch Aquakulturen würden zur Schmälerung der Bestände beitragen, denn in der Gefangenschaft vermehren sich Aale kaum. Meist werden sie als Jungtiere aus dem Meer gefischt und in der Aquakultur großgezogen.

Weitere Informationen

erhalten Verbraucher auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Bayern: www.bit.ly/guter-fisch

Zudem bietet die Verbraucherzentrale bei weitergehenden Fragen eine telefonische Ernährungsberatung an unter: 089/55 27 94 333. Die Nummer ist Montag, Mittwoch und Donnerstags jeweils von 9 Uhr bis 11 Uhr sowie von 15 bis 17 Uhr freigeschaltet.

Artikel 2 von 5