Heizöl vor Preissprung

von Redaktion

VON MATTHIAS SCHNEIDER

Nach einem spektakulären Sturz im Oktober hatten sich die Preise für Strom und Gas über den November auf hohem Niveau stabilisiert, bevor sie Anfang Dezember noch mal einen Sprung nach oben machten. Maßgeblich dürfte sein, ob die günstigen Wetterprognosen für den Winter halten. Für Heizölkunden spricht derweil einiges dafür, jetzt ihre Tanks zu füllen.

Gas

Der Gasmarkt hat sich im November vor allem seitwärts bewegt, kalte Temperaturen in Ostasien sorgen jedoch für einen teuren Start in den Dezember: Kostete die Megawattstunde für 2023 Mitte November noch gut 124 Euro, ging der Handel nach kurzen Schwankungen mit gut 160 Euro deutlich teurer in den Jahresendspurt. Dennoch blieben die günstigsten Verbraucherpreise im Durchschnitt vorerst bei gut 19 Cent pro Kilowattstunde stehen.

Grundsätzlich wird am Großmarkt Stabilität für das kommende Jahr erwartet, erklärt Louisa Wasmeier, Analystin bei der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE): „Wir erwarten keine nennenswerte Steigerung der Gasexporte auf dem Weltmarkt.“ Damit hänge viel von Einsparungen beim Verbrauch ab: „Hier erwarten wir keinen Rückgang der aktuellen Einsparungen. Obwohl die Gaspreisbremse 80 Prozent des Verbrauchs deckelt, bleibt der Einsparanreiz erhalten.“ Angesichts der milden Winterprognose wird ein unterdurchschnittlicher Gasverbrauch erwartet.

Doch nicht nur der europäische Winter ist relevant, sondern auch der in Ostasien, dem wichtigsten Konkurrenzmarkt für Flüssiggas: Hier sind die Preise für Dezemberkontrakte (2023) binnen zwei Wochen um gut 26 Prozent gestiegen, liegen jetzt bei rund 132 Euro pro Megawattstunde. Das dürfte vor allem kältebedingt sein: Laut der „Japan Times“ erwartet der japanische Wetterdienst einen Winter, der gleich kalt oder kälter ist als gewöhnlich. Tobias Federico von der Energieberatungsagentur Energy Brainpool: „Wir stehen in direkter Konkurrenz zu Ostasien. Falls die Preise dort steigen, werden auch die Preise in Europa steigen, damit die Flüssiggaslieferungen gesichert bleiben.“ Wie nachhaltig der aktuelle Trend ist, lässt sich allerdings schwer bestimmen.

Strom

Die Hauskundenpreise für Strom sind gesunken: Kostete eine Kilowattstunde im Bundesdurchschnitt nahezu über den ganzen November knapp 43 Cent, können Neukunden gerade mit 40,3 Cent rechnen. Regionale Tarife können davon abweichen. Da Gas aktuell der Preissetzer für Strom ist, erwartet FfE-Analystin Louisa Wasmeier eine enge Kopplung der Preise. Weiterhin sei im Winter für den kurzfristigen Strompreis entscheidend, wie stark der Wind weht. Bei der Stromerzeugung durch Kohle- und Wasserkraftwerke sieht Wasmeier eine stabile Lage. Dennoch ist der jüngste Ausschlag bei den Gaspreisen auch beim Strom angekommen. Steigen die Gaspreise weiter, wird auch der Strom für Verbraucher teurer.

Heizöl

Die Heizölpreise sind auf Talfahrt: Kostete der Liter am 10. Oktober noch gut 1,69 Euro, sind es inzwischen kaum noch 1,22. Oliver Klapschus, Sprecher des Marktportals Heizoel24, erklärt: „Noch im Sommer hatten viele Industriebetriebe von Gas auf Öl umgestellt, das hat die Preise in die Höhe getrieben und die deutschen Raffinerien haben mit einer höheren Produktion reagiert.“

Doch Gas wurde wieder billiger, die Nachfrage nach Öl sank. Es bleibt viel billiges Öl am Markt. „Der Fall bei den Verbraucherpreisen spiegelt gerade genau die Situation an den Großmärkten wider“, so Klapschus. Die Entwicklung sei aktuell stabil: „Es ist durchaus möglich, dass die Preise noch auf 1,10 oder 1,05 Euro fallen.“ Wer noch etwas Öl im Tank habe, könne jetzt spekulieren. „Die Preise können jedoch sehr schnell und stark wieder nach oben drehen“, warnt Klapschus.

Auch Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, warnt vor einer schnellen Trendwende: „Unter anderem wegen der Null-Covid-Politik in China und der aktuellen Proteste dagegen erwarten die Händler aktuell eine geringere Nachfrage“, so der Analyst. Doch diese Einschätzung sei riskant: „Wenn die chinesische Regierung die Maßnahmen lockert und die Industrie wieder hochfährt, können die Preise schnell wieder anziehen.“

Ein noch deutlicheres Risiko gehe vom Lieferembargo auf russisches Öl aus, das am Montag in Kraft tritt: „Russland konnte bisher viel Öl nach China und Indien verkaufen – die Märkte sind aber weitgehend gesättigt. Wenn das EU-Embargo greift, wird Russland seine Produktion deshalb drosseln müssen – dadurch werden die Weltmarktpreise steigen.“ Aktuell kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent gut 84 Dollar, „noch im Dezember sind 95 Dollar pro Barrel möglich“, so Carsten Fritsch.

Ein weiteres Risiko gehe vom Förderländerverbund Opec+ aus: „Wenn er die aktuelle Förderkürzung wie geplant bis Ende 2023 durchzieht, werden wir spätestens im zweiten Quartal 2023 eine Unterversorgung im Markt erleben, die sich im zweiten Halbjahr verstärkt.“ Doch die Ölförderer könnten ihre Preise schon deutlich früher optimieren wollen: „Am Sonntag ist die nächste Sitzung der Opec+. Angesichts der zuletzt stark gefallenen Preise könnten hier sogar weitere Kürzungen diskutiert werden, die das Rohöl wieder verteuern würden.“ Diese drei Risiken träfen die Verbraucher direkt: „Die Lager sind deutlich leerer als gewöhnlich, es fehlen somit die Puffer.“

Holzpellets

Dank voller Lager sind Pellets gerade für knapp 500 Euro pro Tonne zu haben. Viel besser kann es laut Martin Bentele, Geschäftsführer des deutschen Pelletverbandes, für Verbraucher kaum noch werden. Wie beim Öl gebe es jetzt ein gewisses Spekulationsrisiko: „Falls der Winter in Europa überraschend kälter wird, werden die Preise wieder anziehen.“

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