An den weltweiten Aktienmärkten kam es 2022 teilweise zu erheblichen Verlusten. Gemessen am MSCI-World-Index lag der Abschlag bei rund 20 Prozent. Deutliche Verluste gab es durch die Zinswende auch an den Rentenmärkten, die sicherheitsorientierte Anleger bevorzugen. Hier ein Überblick über die Entwicklung von Zinsen, Aktien und Rohstoffen.
Zinsen
Die um mehr als zehn Prozent steigende Inflation setzte weltweit die Notenbanken unter Druck. Bei den Entscheidungen der Europäischen Zentralbank ging es nun nicht mehr um die hoch verschuldeten Euro-Staaten, sondern einzig darum, mit mehreren Zinsschritten von 0 auf 2,5 Prozent auf die Preisbremse zu drücken. Das hatte auch Auswirkungen auf den Rentenmarkt. Der richtungsweisende Bund-Future gab seit Januar um 21 Prozent von 172 auf 135 Punkte nach. Das ist der niedrigste Stand seit neun Jahren.
Umgekehrt bedeutete das, dass auf deutsche Staatsanleihen (Laufzeit zehn Jahre) zuletzt wieder 2,4 Prozent Zinsen gezahlt wurden. Auch die Umlaufrendite (mittlere und längere Laufzeiten) kletterte seit Januar von minus 0,3 Prozent auf plus 2,4 Prozent. Gut für Sparer: Viele Banken zahlen auch auf Sparbücher oder Cashkonten wieder Zinsen.
Aktien/Länder
Die Folgen des Krieges waren auch an den Aktienmärkten zu spüren. In Deutschland gab der Dax im Jahresvergleich um 13 Prozent, der technologielastige TecDax um 26 Prozent und der MDax um zehn Prozent nach. Im Laufe des Jahres waren die Indexstände teilweise deutlich niedriger. Bergab ging es auch bei den weltweit wichtigsten Indizes. Der Euro-Stoxx 50 verbuchte ein Minus von 12 Prozent. In Amerika gab der Dow Jones neun Prozent nach, der Nasdaq Composite sogar 33 Prozent. Etwas geringer war das Minus beim japanischen Nikkei, der sechs Prozent nachgab. Verlierer des Jahres waren die Aktienmärkte in der Ukraine (– 73 Prozent) und in Russland (– 46 Prozent). Es gab aber auch Börsen, die 2022 zulegen konnten, nämlich Argentinien (+ 119 Prozent) und Ägypten (+ 21 Prozent).
Aktien: Top und Flop
Die erfolgreichsten Dividendenwerte in Deutschland profitierten direkt oder indirekt vom Krieg in der Ukraine. Die Aktie des Windpark-Betreibers PNE legte 156 Prozent zu, der Rüstungswert Rheinmetall gewann 124 Prozent und der Solaranbieter SMA Solar 81 Prozent´(siehe Tabelle).
Die Liste der deutschen Aktienverlierer führt der Batterien-Hersteller Varta (– 80 Prozent) an, gefolgt von TAG Immobilien (– 75 Prozent), dem Lebensmittel-Lieferdienst Hello Fresh (– 69 Prozent) und Evotec (– 64 Prozent).
Die größten Verlierer im Dax waren Vonovia (Immobilien) und Adidas (Sportarikel), die beide etwa die Hälfte ihres Wertes verloren.
Rohstoffe
Das weitgehende Einstellen der russischen Gaslieferungen nach Europa hatte zur Folge, dass es bei den Energierohstoffen zu stark steigenden Kursen kam. Zwischenzeitlich legten einzelne Werte auf US-Dollarbasis um mehr als 150 Prozent zu. Im Jahresvergleich gewinnen Kohle 65 Prozent, Erdöl fünf Prozent, Heizöl 38 Prozent und Gas 25 Prozent. Die Agrarrohstoffe entwickelten sich uneinheitlich. Während die Preise für Orangensaft (+ 50 Prozent), Kakao (+ 22 Prozent), Reis (+ 25 Prozent) und Rindfleisch (+ 14 Prozent) überdurchschnittlich stark stiegen, gaben die Notierungen für Holz (– 65 Prozent), Hafer (– 50 Prozent), Palmöl (– 29 Prozent), Kaffee und Baumwolle (beide – 25 Prozent) deutlich nach.
Metalle
Wenig verändert präsentierten sich 2022 die Edelmetalle. Eine zwischenzeitliche Preisrallye gab es beim Gold. Eine Unze kostete im März mehr als 2000 US-Dollar, zur Jahresmitte ging der Preis aber wieder zurück, sodass im Jahresvergleich sogar ein kleines Minus von 0,5 Prozent blieb. Silber (2,5 Prozent) und Platin (fünf Prozent) legten moderat zu, Palladium verlor rund sieben Prozent.
Deutlich unter Druck kamen die Notierungen für die meisten Industriemetalle. Zinn (– 39 Prozent), Aluminium (– 15 Prozent), Kupfer –13 Prozent) und Zink (–15 Prozent) verlieren zweistellig. Den größten Kurssprung machte Nickel mit einem Plus von 44 Prozent.
Währungen
Die schwierige Situation in Europa führte auch zu einem Schwächeanfall des Euro. Im Vergleich zum US-Dollar verlor die Gemeinschaftswährung bis zu 15 Prozent (0,97 US-Dollar im September). Im Jahresvergleich blieb ein Minus von sechs Prozent.
Bei den Kryptowährungen kam es zu einer dramatischen Talfahrt der Kurse. Der Bitcoin startete das Jahr mit rund 50 000 US-Dollar und rauschte am Ende unter die Marke von 17 000 Dollar. Im Gesamtjahr verlor er 67 Prozent.
Fazit
Das Jahr 2022 stellte Anleger vor eine große Herausforderung. Das grundlegende Ziel, mit dem richtigen Anlagemix zumindest die Inflation zu schlagen, war nur schwer zu realisieren. Eine jährliche Rendite von mehr als zehn Prozent war für Kleinanleger kaum zu schaffen – auch wenn es auf Spareinlagen oder Anleihen wieder Zinsen gibt. Da bleibt nur die Hoffnung auf ein auch am Kapitalmarkt entspannteres Jahr 2023.