Anleger blicken gebannt auf die Notenbanken

von Redaktion

VON CARSTEN MUMM

Aus konjunktureller Sicht sind die teils sehr pessimistischen Erwartungen der letzten Monate überwiegend nicht eingetreten. Vor allem konnte eine Gasmangellage vermieden werden. Somit stehen die Chancen gut, dass mit einem derzeit realistischen Füllstand der Gaslager in Deutschland von rund 60 Prozent am Ende der Heizsaison eine vollständige Wiederbefüllung im Sommer gelingen kann.

Zudem sorgen nachgebende Rohstoffpreise und Transportkosten im Zuge der globalen wirtschaftlichen Abkühlung sowie fallende Inflationsraten und staatliche Stützungsmaßnahmen für eine Besserung der Stimmungslage von Unternehmen und Verbrauchern. Entsprechend wurden der Ifo-Index und der GfK-Konsumklimaindex leicht verbessert vermeldet. Die Einkaufsmanagerindizes für einige europäische Staaten und die Eurozone zeigten eine ähnlich positive Entwicklung.

In der kommenden Woche stehen einmal wieder die Notenbanken im Fokus. Von der US-Notenbank Fed werden am Markt mittlerweile nur noch 0,25 Prozentpunkte Leitzinsanhebung gefolgt von einem gleich hohen Zinsschritt im März erwartet. Meines Erachtens sind aber auch jetzt schon 50 Basispunkte möglich. So oder so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Fed mit dem Erreichen eines Leitzinskorridors von 4,75 bis 5,00 Prozent zunächst eine Leitzinserhöhungspause einläuten wird, denn sowohl Wachstums- als auch Inflationsdynamik haben in den USA zuletzt deutlich nachgelassen und die bisherigen Zinsschritte wirken noch einige Monate konjunkturbremsend nach. Bisher hat vor allem der noch immer fast vollständig ausgelastete Arbeitsmarkt den für die US-Volkswirtschaft sehr wichtigen privaten Konsum aufrecht gehalten. Angesichts zunehmender Nachrichten über größere Entlassungswellen bei vielen Technologiefirmen dürfte jedoch der Arbeitsmarktbericht schwächer ausfallen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihren Hauptrefinanzierungszinssatz voraussichtlich um 0,50 Prozentpunkte auf 3,00 Prozent anheben. Besondere Beachtung wird jedoch die anschließende Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde finden, in der sie einige weitere Leitzinsanhebungen ankündigen dürfte. Die stabile wirtschaftliche Entwicklung und das insgesamt noch sehr hohe Inflationsniveau in der Eurozone dürften den EZB-Rat weiterhin geldpolitisch restriktiv agieren lassen. Nicht zuletzt besteht durch die Aussicht auf eine dynamische Wachstumsbelebung Chinas ab dem Frühjahr die Möglichkeit, dass die zusätzliche Nachfrage nach Rohstoffen, Vorprodukten und Transportlogistik am Weltmarkt zu wieder steigenden Kosten und damit einem weniger stark nachlassenden Inflationsdruck sorgt.

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