Wie baut sich eine Familie etwas auf?

von Redaktion

SERIE GELDANLAGE Teil 3: Eigenheim-Fragen genau prüfen – Sicherheit im Blick

VON ANDREAS HÖSS

Egal ob Schenkung, Erbschaft, Abfindung, Immobilienverkauf oder die Auszahlung einer Lebensversicherung: Sehr viele Menschen bekommen irgendwann im Laufe ihres Lebens eine größere Summe auf ihr Konto überwiesen. Doch was tun mit dem Geld? Auch wenn es komisch klingen mag: Diese Frage kann mitunter zur Belastung werden. Wir haben deshalb Musterfälle konstruiert – das Ehepaar, den Student, die junge Familie, die ältere Dame – und diese an drei Experten (siehe Kasten) weitergegeben, die professionelle Finanz- und Anlageberatung durchführen. Als Anlagesumme haben wir 100 000 Euro vorgegeben, die Tipps gelten aber auch für jeden anderen größeren Anlagebetrag. Die Experten liefern viele Tipps und Tricks, bei einer persönlichen Anlageberatung kann aber noch konkreten auf die individuelle Situation eingegangen werden.

Der Fall

Eine junge Familie, beide circa 30 bis 35 Jahre alt, bekommt aus einer Schenkung 100 000 Euro. Die Familie hat ein kleines Kind, das in die Kinderkrippe geht. Deshalb können auch beide Elternteile arbeiten, einer von beiden in Teilzeit. Die Familie wohnt zur Miete in einer Wohnung und will sich ein gemeinsames Leben aufbauen.

Ist ein Immobilienkauf bereits geplant?

Kinderwagen, Betreuungskosten, Kleidung, Kinderzimmer: Eine Familie gründen ist schön, geht aber auch ins Geld – zumal ein Elternteil in der Regel Elternzeit nimmt und auch danach häufig Teilzeit arbeitet. „Junge Eltern sollten deshalb überlegen, ob sie ihre Rücklagen aufbessern oder ein verringertes Einkommen kompensieren müssen“, sagt Finanzberater Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern. Sei das nicht der Fall, stehe die nächste größere Frage an: Soll ein Eigenheim erworben werden? Das lohne sich trotz etwas Kapital nur dann, wenn das Einkommen groß genug sei, um eine Finanzierung langfristig stemmen zu können, so Larisch. Ist das der Fall, sei es jedoch sinnvoll, die 100 000 Euro zum Teil oder ganz als Anzahlung für eine Immobilie zu reservieren, sind sich Larisch sowie Jürgen Wörl von der Privatbank Julius Bär einig. Stehe der Kauf eines Eigenheims unmittelbar bevor, könne das Geld für kurze Zeit auf einem Tagesgeldkonto geparkt werden, so Larisch. Sei ein Haus- oder Wohnungskauf in den kommenden Jahren vorgesehen, können die 100 000 Euro in fünf Tranchen je 20 000 Euro in Festgeld mit ein bis fünf Jahren Laufzeit angelegt werden, damit immer ein Betrag zur Verfügung steht. Die Stiftung Warentest und das Finanzportal biallo.de bieten Übersichten über gute Angebote beim Fest- und Tagesgeld. Für fünf Jahre Laufzeit erhalte man mittlerweile wieder fünf Prozent Zins, so Larisch – weniger als die Inflation, aber mehr als noch vor zwei Jahren.

Parallel Kapital für das Alter ansparen

Selbst wenn das Geld komplett für eine Immobilie reserviert ist, darf die Altersvorsorge nicht vernachlässigt werden. „Es darf nicht passieren, dass das Geld im Alter nicht für den Erhalt der Immobilie und den Ruhestand reicht, sodass die Immobilie dann verkauft werden muss“, sagt Verbraucherschützer Merten Larisch. Deshalb könne man parallel mit kleinen Beträgen einen ETF-Sparplan besparen. Wer zum Beispiel 30 Jahre lang 200 Euro pro Monat in einen global anlegenden Aktienfonds oder –ETF einzahlt, etwa auf den globalen Aktienindex MSCI World, kann selbst bei einer historisch vergleichsweise niedrigen Rendite von im Schnitt fünf Prozent pro Jahr auf einen Sparbetrag von über 150 000 Euro hoffen. Bei 100 Euro monatlich kommen unter gleichen Voraussetzungen immerhin noch 80 000 Euro zusammen. Auch für das Kind kann ein Sparplan Sinn machen, sofern das Einkommen der Eltern für alle Ausgaben reicht.

Mittel- bis langfristig investieren

Will die junge Familie keine Immobilie erwerben, sollte sie das Geld mittel- oder besser noch langfristig anlegen, am besten mit einem Mix aus einem weltweiten Aktien-ETF sowie Tages- und Festgeld, meint Larisch. Habe man sich je nach Risikoneigung für eine Aktienquote entschieden, sei es wichtig, sie in regelmäßigen Abständen immer wieder herzustellen. Schließlich erzielen die Aktien auf Dauer Gewinne oder Verluste, was den ursprünglichen Aktienanteil deutlich verschieben kann. „Rebalancing“ nennt man das in der Fachsprache. Dieser Ausgleich kann zum Beispiel auch in festen Intervallen – etwa alle drei Jahre – durchgeführt werden. Typische Aufteilungen eines Portfolios sind 70 Prozent Aktien und 30 Prozent Zinsanlagen oder 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Zinsanlagen, zu der Jürgen Wörl von Julius Bär rät.

Der Aktienanteil könne laut Wörl in weltweit anlegende Aktienfonds oder globale Aktien-ETF gesteckt werden. Er gibt aber zu Bedenken, dass bei der Auswahl von Aktienfonds und -ETFs unbedingt darauf geachtet werden müsse, dass kein Ausgabeaufschlag anfalle. „Notfalls muss man das mit der Hausbank verhandeln“, sagt Wörl. Klassiker sind hier Produkte auf den MSCI World, dessen nachhaltige Variante MSCI World SRI oder die noch breiter aufgestellten MSCI All Country World und FTSE All World. Bei den Zinsanlagen rät Wörl derzeit zu gestaffelten Festgeldkonten mit einem bis fünf Jahren Laufzeit. Bei 40 000 Euro wären das also je 8000 Euro mit ein bis fünf Jahren Laufzeit. Ist diese zu Ende, kann entschieden werden, was weiter mit dem Geld geschieht.

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