Der große Renten-Check

von Redaktion

Wird die Rente später mal reichen? Diese Frage beschäftigt früher oder später jeden Bürger. Meist wachsen mit dem Alter die Zweifel – auch, weil vielleicht beruflich oder privat nicht alles so glatt gelaufen ist, wie man sich das erhofft hat. Die Experten der Stiftung Warentest empfehlen in „Finanztest“ (Heft 3/2023), diese Zweifel auszuräumen: Denn Klarheit tut gut, auch, wenn sie vielleicht schmerzhaft ist.

Beratung suchen

Um sich einen Überblick zu verschaffen, sollte man ein Beratungsgespräch mit der Rentenversicherung vereinbaren. „Finanztest“ empfiehlt das 90-minütige Intensivgespräch, das die Rentenversicherung Baden-Württemberg als einziger Rentenversicherungsträger anbietet – auch für Versicherte aus Bayern und allen anderen Bundesländern. Damit man die Zeit optimal nutzen kann, sollte man sich auf das Gespräch gut vorbereiten. Hier die Ratschläge der Experten:

Der richtige Zeitpunkt

Wie es um die Altersvorsorge steht, lässt sich umso genauer abschätzen, je älter man ist. Das Problem: Einer potenziellen Rentenlücke kann umso besser entgegenwirken, je früher man sie erkennt. Spätestens in der Mitte seines Berufslebens sollte deshalb der erste Altersvorsorge-Check erfolgen. Wenn man den Zeitpunkt verpasst hat, sollte man aber trotzdem einen Termin vereinbaren. Tipp: Wer verheiratet ist, sollte sich gemeinsam mit seinem Ehe- oder Lebenspartner beraten lassen.

Rentenkonto klären

Vor der Beratung sollte man sein Rentenkonto auf den neuesten Stand bringen. Das heisst konkret, dass alle rentenrechtlich relevanten Zeiten vor der Beratung auch abgespeichert sind. Relevant sind unter anderem

. Angaben über die Beschäftigungszeiten

. Arbeitslosigkeit

. Krankheit

. Kindererziehung

. Schule und Studienzeiten

. ehrenamtliche Pflege von Angehörigen.

Wer unsicher ist, sollte eine sogenannte Kontenklärung beantragen. Damit überprüft man sein Rentenkonto zusammen mit der Rentenversicherung. Den Antrag stellt man entweder per Formularvordruck V0100, das man auf der Internetseite der Behörde (deutsche-rentenversicherung.de) findet. Man kann aber auch telefonisch einen Termin für die Kontenklärung vereinbaren (0800-10004800).

Richtigen Träger finden

Derzeit bietet nur der Rentenversicherungsträger in Baden-Württemberg 90-minütige Intensivgespräche zur Altersvorsorge an. Dank Videoberatung können aber Versicherte aus dem gesamten Bundesgebiet diese ebenfalls nutzen. Auf der Internetseite: deutsche-rentenversicherung.de/baden-wuerttemberg finden sich Servicezentren, die Intensivgespräche zur Altersvorsorge anbieten. Termine lassen sich telefonisch oder per E-Mail vereinbaren.

Andere Renten

Um die späteren Renteneinkünfte möglichst genau abschätzen zu können, müssen auch alle Informationen zu betrieblichen und privaten Anwartschaften beim Beratungsgespräch vollständig vorliegen. Je aktueller, desto besser. Unter anderem eignen sich dafür zum Beispiel die Jahresmitteilungen

. zu Riester- oder Rürup-Rente

. zu Betriebsrenten (auch von früheren Arbeitgebern). Liegt keine Standmitteilung vor, beim Arbeitgeber nachfragen,

. verpflichtende Zusatzversorgung, etwa im öffentlichen Dienst

. Rente aus einem Versorgungswerk

. zu privaten Rentenversicherungen

. zu Renten aus einem Versorgungswerk

. zu Renten aus dem Ausland.

„Finanztest“ bietet einen umfangreichen Erfassungsbogen zu dem Check an.

Steuern und Inflation

Die gesetzlichen, betrieblichen und privaten Renteninformationen nennen Bruttowerte. Tatsächlich steht einem im Ruhestand aber weit weniger Geld zur Verfügung, da auch Rentner meist Sozialabgaben und Steuern zahlen müssen. Hinzu kommt, dass auch der Kaufkraftverlust (Inflation) berücksichtigt werden muss.

Wer für die nächsten 20 Jahre bis zum Rentenbeginn einen Kaufkraftverlust von zwei Prozent pro Jahr einplant, ist laut der Experten einigermaßen auf der sicheren Seite. Wenn die Zeit bis zum Rentenbeginn deutlich kürzer ist, sollte vorsichtshalber mit einem höheren Kaufkraftverlust kalkuliert werden.

Eine zugesagte Monatsrente von 1000 Euro hat zum Rentenbeginn

. in 20 Jahren bei einer Inflationsrate von zwei Prozent nur noch eine Kaufkraft von 673 Euro

. in zehn Jahren bei einer Inflationsrate von vier Prozent eine Kaufkraft von 676 Euro und

. in fünf Jahren bei einer Inflationsrate von fünf Prozent eine Kaufkraft von 784 Euro.

Einen Inflationsrechner findet man im Internet unter: test.de/finanzbedarf.

Kontrolle behalten

Nach der Beratung sollte man die weitere Entwicklung im Blick behalten. Die Situation kann sich aus vielen Gründen verändern. Erbt man zum Beispiel ein Haus oder eine Wohnung, kann auch eine kleinere Rente im Alter ausreichen.  wdp, mm

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