Preise für Obst und Gemüse bröckeln

von Redaktion

VON SEBASTIAN HÖLZLE

Der Lebensmittel-Discounter Aldi Süd hat gestern Preissenkungen bei Obst und Gemüse in Höhe von bis zu 33 Prozent angekündigt. Wir erklären, was dahintersteckt.

Um welche Produkte geht es?

Sechs Produkte hat Aldi gestern eigenen Angaben zufolge verbilligt. Die Kilo-Packung Äpfel der Sorte Braeburn kostet demnach jetzt 99 Cent statt 1,29 Euro (minus 23 Prozent), Lauchzwiebeln 49 statt 69 Cent (minus 28 Prozent), Passionsfrüchte 69 statt 79 Cent (minus zwölf Prozent), Erdbeeren 1,79 Euro statt 1,99 Euro (minus zehn Prozent), Mangos 99 Cent statt 1,49 Euro (minus 33 Prozent) und Grapefruit 49 Cent statt 59 Cent (minus 16 Prozent).

Handelt es sich um dauerhafte Preissenkungen?

Nein. Eine Aldi-Sprecherin sagte: „Die Angebote sind auf eine Woche befristet.“ Die Preise müssten aber nach Ablauf der Woche nicht zwingend auf ihr altes Niveau zurückkehren, die Preisgestaltung sei dynamisch. Gleichzeitig verspricht Aldi: Ab jetzt werden Woche für Woche „jeweils sechs ausgewählte Produkte aus dem Obst- und Gemüse-Sortiment signifikant im Preis gesenkt“.

Planen andere Händler ähnliche Rabattaktionen?

Ein Sprecher von Rewe teilte mit, Rewe würde bei Obst und Gemüse jede Chance nutzen, die Preise zu senken. Kaufland und Norma wollten zur konkreten Preisgestaltung keine Auskunft geben. Lidl und Netto äußerten sich gestern nicht. Generell werden Ankündigungen von Aldi in der preissensiblen Lebensmittelbranche meist aber sehr aufmerksam verfolgt.

Ist jetzt mit einem Preisverfall auf breiter Front zu rechnen?

Das ist unklar. Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern sagte, die aktuellen Preissenkungen von Aldi beträfe fast ausschließlich Importware. Und dass Äpfel zu dieser Jahreszeit günstiger würden, sei typisch, da im Frühjahr frische Ware aus Neuseeland einträfe. „Möglicherweise sind aktuell die Lager einfach voll“, sagte Krehl. Bezogen auf die generelle Preisentwicklung sagte sie: „Selbst Experten sagen, dass Prognosen derzeit schwierig sind.“ Das vergangene Jahr sei geprägt gewesen von hohen Energiepreisen und schlechten Ernten, auch im laufenden Jahr fehle es bereits wieder an Niederschlag. „Möglicherweise bleiben die Preise für Obst und Gemüse bis zum Sommer auf hohem Niveau oder stiegen sogar noch etwas“, sagte sie.

Wie hatten sich die Preise zuletzt entwickelt?

Aktuell zahlen Kunden an der Supermarktkasse für Obst und Gemüse deutlich mehr als vor einem Jahr, wie Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik in Fürth belegen. Demnach kostete Gemüse im Freistaat im Februar 18 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Moderater verlief die Preisentwicklung bei Obst, das sich im Februar binnen Jahresfrist um 2,6 Prozent verteuerte.

Was sagen die Erzeuger und Großhändler?

Eine Sprecherin des Münchner Agrarkonzerns Baywa sagte: „Die im vergangenen Jahr gestiegene Inflation hat grundsätzlich zu einem Nachfragerückgang der Konsumenten nach frischem Obst geführt.“ Die höheren Kosten für Logistik, Energie und Personal – vom Erzeuger bis zum Transport – seien jedoch nur kaum an den Lebensmitteleinzelhandel weitergegeben worden. „Aktionen des Lebensmitteleinzelhandels bilden eine gute Basis, um den Absatz bestimmter Obstsorten im Markt anzukurbeln“, sagte sie. „Eine Senkung der Preise, so wie es Aldi Süd jetzt angekündigt hat, kann in den genannten Produktgruppen mindestens für eine Stabilisierung im Absatz sorgen.“ Bei einzelnen Produktgruppen, wie etwa Äpfel aus der Ernte 2022, sei das Preisniveau allerdings bereits sehr niedrig. Die Verkaufspreise für Äpfel aus Deutschland lägen aktuell etwa zwölf Prozent unter den Vorjahreswerten. Der Bayerische Bauernverband kritisierte die Tendenz zu billigerem Obst und Gemüse im Einzelhandel: „Eine Preissenkung bei Obst und Gemüse wird für die Erzeuger bedeuten, dass der Anteil der ihnen gezahlt wird, noch kleiner ausfällt, als er es ohnehin schon tut.“ Ähnlich äußerte sich die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse.

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